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"Impfen ist der beste Schutz"

Der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder, sieht Deutschland auch bei einem möglichen Anstieg von Infektionen mit Schweinegrippe gut gerüstet. Die Impfstrategie des Ministeriums sei darauf ausgerichtet, dass in Deutschland "jeder, der eine Impfung bekommen möchte, sie am Ende auch bekommt".

Klaus Theo Schröder im Gespräch mit Friedbert Meurer |
    Friedbert Meurer: Am Telefon hat mitgehört Klaus Theo Schröder. Er ist Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium in Berlin, SPD. Guten Morgen, Herr Schröder!

    Klaus Theo Schröder: Guten Morgen, Herr Meurer!

    Meurer: Werden Sie sich impfen lassen?

    Schröder: Also ich hab mich in den letzten Jahren auch immer schon gegen die sogenannte saisonale Grippe impfen lassen, wie ich finde, mit gutem Erfolg. Ich werde mich auch gegen die Schweinegrippe impfen lassen.

    Meurer: Da Sie mir verraten haben: Sie sind 61 Jahre alt. Kommen Sie überhaupt schon dran ans Impfen?

    Schröder: Wir haben ja eine Entscheidung getroffen entsprechend der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation, dass vor allen Dingen die Menschen geimpft werden, die eine Grunderkrankung haben. Die Beobachtungen in Mexiko, in den Vereinigten Staaten, in Südamerika, aber auch in England, also da, wo die Grippe sich schon stärker entwickelt hat, dass vor allen Dingen Menschen mit Grunderkrankungen, mit chronischen Grunderkrankungen gefährdet sind. Die sind bei uns die erste Priorität, die erste Zielgruppe.

    Das heißt also, wer Diabetes hat, wer chronische Atemwegserkrankungen hat, wer chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat, aber auch, wer schwer übergewichtig ist, der sollte sich auf jeden Fall impfen lassen, weil der bisherige Verlauf zeigt, dass da besondere Gefährdungen da sind, obwohl die Verläufe insgesamt, wie die Weltgesundheitsorganisation sagt, moderat verlaufen und bei uns in Deutschland die Verläufe bisher weiterhin zum Glück milde sind.

    Meurer: Die Älteren stehen ja an der letzten Stelle, weil es heißt, sie haben im Laufe ihres Lebens sozusagen Resistenzen angesammelt. Glauben Sie, dass ein Rentner abgewiesen werden wird, der im September oder Oktober sich impfen lassen wird?

    Schröder: Also die Strategie ist darauf ausgerichtet, dass in Deutschland jeder, der eine Impfung bekommen möchte, sie am Ende auch bekommt, vielleicht nicht sofort und nicht gleich, aber wir haben ja seit Jahren Vorkehrungen getroffen und neben den von Ihnen angesprochenem ersten Drittel, für die jetzt konkret die Impfstofffragen geregelt werden, haben wir selbstverständlich perspektivisch unsere Verträge, die wir haben, aufrechterhalten.

    Meurer: Wie lange muss man denn eventuell warten?

    Schröder: Also die Frage wird sein, wann beginnt das Impfen. Wir gehen davon aus, dass die ersten Impfstoffe Ende September, Anfang Oktober zur Verfügung stehen. Wir beobachten im Augenblick zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut genau, wie sind die Ausbeuten bei der Impfproduktion, und dann soll kontinuierlich durchgeimpft werden, so wie sich dann die Notwendigkeiten zeigen und die Notwendigkeiten da sind.

    Meurer: Es gibt noch ein bisschen Zweifel am September. Aber noch mal die Frage: Wenn der Impfstoff da ist, wie lange muss im Zweifelsfall dann jemand warten, der älter als 60 ist, wie Sie beispielsweise?

    Schröder: Also der Durchimpfungsvorgang wird einige Wochen schon brauchen, sowohl von der Produktionsseite her wie von der Impfseite her. Im Augenblick verhandeln die Länder mit den Beteiligten vor Ort, das heißt mit der gesetzlichen Krankenversicherung, mit denen, die einzubinden sind in einen solchen Impfprozess, wie es konkret aussieht. Und da gibt es eben Unterschiede, ob das Berlin ist, oder ob das Brandenburg ist, oder ob das Bayern und Baden-Württemberg ist.

    Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, um zügig durchzuimpfen. Abschließende Daten, Herr Meurer, kann im Augenblick niemand sagen, aber ich kann versichern, dass alle, die da Verantwortung tragen, im Augenblick mit großer Ernsthaftigkeit die Vorbereitungen betreiben und das auf Hochtouren.

    Meurer: Ich halte aber fest: Es könnte Wochen dauern. Werden Sie eine regelrechte Impfkampagne starten und die Leute auffordern, sich impfen zu lassen?

    Schröder: Also es ist aus unserer Sicht ganz klar und alle Fachleute bestätigen das: Gegen eine solche ansteckende Krankheit ist Impfen der beste Schutz. Bis dahin gibt es auch eine ganze Reihe Möglichkeiten der sogenannten Alltagshygiene - Abstand zu halten, Hände zu waschen, beim Niesen sich entsprechend zu verhalten.

    Wir werden die Menschen aufklären und informieren, was die Impfung bewirkt, welchen Schutz sie haben und natürlich damit deutlich machen, dass jeder möglichst sich impfen sollte, weil er sich nicht nur selber schützt, sondern auch die anderen, weil dann von ihm weniger Möglichkeit der Übertragung des Virus ausgeht.

    Meurer: Werden wir Post von den Krankenkassen bekommen?

    Schröder: Also wir werden vermutlich zwei Strategien in Deutschland haben. Das sind einmal Aufrufe durch die Länder, die die entsprechenden eben genannten Zielgruppen aufrufen, und nach den bisherigen Planungen werden auch die Krankenkassen ihre Mitglieder informieren: Sie gehören nach unseren Unterlagen zu den Zielgruppen, wir empfehlen Ihnen die Impfung.

    Meurer: Es gibt auch Kritik an den geplanten Impfungen. Ich fang mal mit einem Punkt an: Der Impfstoff muss ja jetzt sehr schnell entwickelt werden. Wird man vielleicht Nebenwirkungen und Folgen einer Impfung noch gar nicht so richtig jetzt überschauen können?

    Schröder: Also Nebenwirkungen kann man nie ganz ausschließen, bei Arzneimitteln nicht, bei Impfungen auch nicht. Es wird alles dazu getan werden, damit die notwendigen Tests, die sogenannten klinischen Prüfungen durchgeführt werden.

    Wir haben einen Impfstoff in der Entwicklung, der eine sogenannte Mock-up-Zulassung ist. Das ist eine grundsätzliche Zulassung. Der wird jetzt angepasst auf diesen Virus. Es werden weitere Tests durchgeführt, und natürlich gerade bei dem Verlauf der Grippe wird alles getan, welche Risiko-Nutzen-Abwägungen notwendig sind, um sicherzustellen, dass möglichst risikoarm, möglichst nebenwirkungsfrei verimpft werden kann.

    Meurer: Gerade Schwangere sind besonders vorsichtig. Kann man da verstehen, wenn Schwangere sagen, das Risiko ist mir zu groß?

    Schröder: Ja, man kann das verstehen. Auf der anderen Seite zeigen leider die Verläufe in anderen Ländern, die nicht nur wir und unsere Institute wie das Robert-Koch-Institut ausgewertet haben, dass da auch ein besonderes Risiko vorliegt.

    Ich denke, das, was eine der Befragten eben gesagt hat, man soll sich vorher aufklären lassen, mit dem Arzt reden und dann die Entscheidung treffen, ist, glaube ich, richtig. Aber man muss sagen, dass auch Schwangere zu den Risikogruppen gehören können.

    Meurer: Noch ein Kritikpunkt, Herr Schröder: Die pharmazeutische Industrie wird zwei Milliarden Euro verdienen. Ist das ein dickes Geschäft für die Industrie?

    Schröder: Also das ist natürlich ein erheblicher Batzen, selbstverständlich, der da an die pharmazeutische Industrie am Ende fließt, wenn wir in Deutschland voll durchimpfen würden - auf den Bereich orientiert sich die Zahl. Wir brauchen natürlich den Impfstoff und er ist entwickelt worden.

    Ich denke, wir haben in Deutschland auf der anderen Seite gute Konditionen herausgehandelt, weil der Bund im Übrigen schon bereits im Jahre 2005 zweimal zehn Millionen Euro eingesetzt hat, um den Impfstoff zu entwickeln, modernen Impfstoff mit sozusagen hoher Zielgenauigkeit. Und das hat sich am Ende für die Konditionen und für die Preise und für das, was zu bezahlen ist, positiv herausgestellt.

    Meurer: Klaus Theo Schröder ist Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium und sagt: Impfen und Händewaschen sind die besten Lösungen, um gegen die Schweinegrippe vorzubeugen. Ich danke Ihnen, auf Wiederhören, Herr Schröder!

    Schröder: Auf Wiederhören!