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In Limburg fliegen wieder die Fetzen

Vor vier Wochen hatte Giovanni Lajolo als Abgesandter des Papstes in Limburg versucht, im Streit um Bischof Tebartz-van Elst zu vermitteln. Zunächst schien das Vorhaben erfolgreich. Doch nun wurde bekannt: Tebartz-van Elst hat statt zwei insgesamt 31 Millionen für den Bischofssitz ausgegeben - das könnte ihn sein Amt kosten.

Von Ludger Fittkau | 09.10.2013
    "Ich möchte zunächst einmal sagen, dass wir entsetzt und erschüttert sind über diese Zahl, die sprengt alle Dimensionen",

    sagt Ludwig Reichert, Caritas-Pfarrer im Bistum Limburg und Mitglied im sogenannten Hofheimer Kreis. Diese Gruppe kirchlicher Mitarbeiter setzt sich seit Längerem kritisch mit dem Verhalten des Bischofs Tebartz-van-Elst auseinander. Als nun bekannt wurde, dass beim umstrittenen Bau des neuen Bischofssitzes statt der ursprünglich eingeplanten zwei Millionen bisher 31 Millionen Euro verbaut wurden, war selbst der Bischofs-Kritiker Ludwig Reichert geschockt:

    "Diese Zahl stand so auch nie im Raum. Ich erinnere mich, dass es dann die Frage gab zwischen zehn und 20 Millionen und dann wurde dann auch gesagt. 20 Millionen, das sei aus der Luft gegriffen. Jetzt zeigt sich, dass es tatsächlich aus der Luft gegriffen ist, weil es tatsächlich über 30 Millionen sind. Und das ist eine Zahl, die in den Kirchengemeinden nicht vermittelbar ist, die auch moralisch nicht vertretbar ist, die in der Öffentlichkeit nicht vermittelbar ist, das sprengt alle Dimensionen."

    Dies sieht auch der Mann so, auf den der umstrittene Bischof Tebartz-van Elst bis gestern alle Hoffnungen setzte: der designierte Generalvikar Wolfgang Rösch. Er will als neuer Verwaltungschef des katholischen Bistums Limburg eine Vermittlerrolle zwischen den liberalen Kritikern des Bischofs und seinen konservativen Befürwortern einnehmen.

    "Das Besondere bei Limburg war immer, dass wir die gesamt Breite der Kirche abbilden, von Progressiven bis Konservativen, von politisch Orientierten bis zu stark Frömmigkeitsorientierten. Das war das besondere an Limburg, das wir alle im Gespräch waren. Das mir nicht nehmen zu lassen, das ist mir das Wichtigste."

    Doch nun muss Wolfgang Rösch zunächst mit den 31 Millionen klarkommen, die der neue Bischofsitz nun tatsächlich gekostet hat – bisher. Millionen, die Tebartz-van Elst demnächst zum Rücktritt zwingen könnten:

    "Das ist nicht vermittelbar und das würde selbst der Bischof und alle, die daran beteiligt sind, sagen: Hätte man das von Anfang an gewusst, hätte man diesen Weg nicht gegangen."

    Doch nun ist das Geld verbaut und die zunächst erfolgreichen Vermittlungsbemühungen des Vatikangesandten Giovanni Lajolo drohen ins Leere zu laufen.

    "Ihnen allen bringe ich den päpstlichen Segen von Papst Franziskus."

    So hatte Giovanni Lajolo am Ende seines Besuches im Bistum Limburg vor vier Wochen die Besucher des Diözesanfestes begrüßt. Befürworter und Kritiker des Limburger Bischofs waren sehr angetan vom Auftreten Lajolos. Caritas-Pfarrer Ludwig Reichert:

    "Ich denke, dass er viel verändert hat. Er hat als Person zunächst überzeugend auf uns gewirkt und er hat deutlich gemacht, auch als direkter Abgesandter des Papstes, das die offene Gesprächsatmosphäre, das miteinander reden auch über Konfliktpunkte sehr wohl in der Kirche geboten ist und auch praktiziert werden soll."

    Doch auch der Vermögensverwaltungsrat des Bistums Limburg spricht nun davon, von Bischof Tebartz-van Elst bei den Kosten des neuen Bischofssitzes "hinters Licht geführt" worden zu sein. Caritas-Pfarrer Ludwig Reichert kann sich nicht vorstellen, dass der Bischof nach dieser harschen Kritik seiner Berater noch länger im Amt bleiben kann:

    "Das ist sicher noch mal eine Zuspitzung. Ich denke, das Amt eines Bischofs lebt ja von der Glaubwürdigkeit. Und wenn dann der eigene Verwaltungsrat das Gefühl hat, hinters Licht geführt worden zu sein, sehe ich nicht, wie das gehen kann, wie das um der Glaubwürdigkeit des Amtes willen so weitergehen kann."

    Das kann sich im Bistum Limburg heute wohl kaum noch jemand vorstellen.