Die Lehrwerkstatt der Firma Unitechnik Cieplik und Poppek AG im oberbergischen Wiehl ist verwaist. Das mittelständische Unternehmen mit insgesamt 300 Beschäftigten stellt unter anderem Schaltanlagen für sogenannte Distributionslogistik her. Das heißt, die Schaltanlagen kommen zum Beispiel in der Gepäckabfertigung des Flughafens von Athen zum Einsatz. Bis vor zwei Jahren hat die Unitechnik AG Energieelektroniker in der Betriebstechnik ausgebildet. Das ist allerdings eingestellt worden, weil sich herausgestellt hat, dass die fertig ausgebildeten Lehrlinge und das Unternehmen wenig Freude aneinander hatten.
"Die jungen Menschen, die dann diese Ausbildung gemacht haben, waren überqualifiziert für die Tätigkeiten hier im Hause, das heißt für den Schaltschrankbau beziehungsweise für Elektromontagen. Und wenn man unterfordert wird, ist das demotivierend und die Mitarbeiter fühlen sich nicht mehr wohl."
Knut Kröckel ist Personalvorstand der Unitechnik AG. Bis in die 80er-Jahre hat er Elektroanlageninstallateure und Energieanlagenelektroniker ausgebildet. Dann sind diese Berufsausbildungen zugunsten des Energieelektronikers in der Betriebstechnik abgeschafft worden, eines Ausbildungsganges, der gewachsenen Anforderungen in der Elektrobranche Rechnung trägt. Die Unitechnik AG konnte die Lehrstellen plötzlich nicht mehr mit Hauptschulabsolventen besetzen, sondern musste auf Realschüler zurückgreifen. Die machten die Ausbildung, setzten ein Fachabitur obendrauf und gingen hinterher zur Fachhochschule. Danach war für sie die vergleichsweise anspruchslose Tätigkeit der Elektromontage bei der Unitechnik AG kein Thema mehr. Personalvorstand Knut Kröckel hatte ein Bedarfsproblem. Ein neuer Beruf musste her.
"Wir brauchen in der Zukunft - gerade hier in Deutschland - den hochqualifizierten Ingenieurtechnikermeister. Wir brauchen aber auch hier in Deutschland den Facharbeiter, der von seinem Intellekt in der Lage ist, Elektrofacharbeiten auszuführen, der aber weiterhin auch als Facharbeiter arbeiten möchte und der zufrieden ist mit dieser Tätigkeit. Für unser Unternehmen sehe ich hier in dem Angebot einer zweijährigen Ausbildung gute Möglichkeiten, diesen Facharbeiter wieder zu bekommen."
Der neue Industrieelektriker soll es nun also richten. Knut Kröckel geht davon aus, dass ein Viertel aller Elektrounternehmen in Deutschland diesen Beruf benötigt. Die Auszubildenden sollen beispielsweise Montageanleitungen und Elektroinstallationspläne lesen, Kabel verlegen und Schraub-Quetsch- oder Lötverbindungen fachgerecht anschließen können. Kröckel rechnet damit, dass 5000 Ausbildungsplätze entstehen - und zwar unabhängig von den bereits bestehenden Ausbildungsberufen, die der Personalchef der Unitechnik AG durch den Neuen keineswegs ersetzen möchte.
Gewerkschaften und in Teilen sogar Arbeitnehmerverbände dagegen beurteilen die Prognosen von Knut Kröckel eher kritisch. Der Industrieelektriker mit zweijähriger Ausbildung werde unweigerlich in eine Sackgasse führen, sagt zum Beispiel Ferdinand Walbaum, Ausbildungsleiter bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr. Und zwar weil er keine Weiterqualifizierungsmöglichkeiten vorsehe und darum für junge Menschen auf Dauer nicht attraktiv sei.
"Wir haben das im Bereich der Metallindustrie schon mehrfach erlebt, dass wir zum Beispiel den Teilzeichnerberuf komplett abgeschafft haben, den Teilezurichter abgeschafft haben und ähnliches. Also diese typischen Zweijährigenberufe, auf die man nicht mehr aufsatteln kann, weil ja auch die Technologie sich weiter entwickelt und die Arbeiten immer komplexer werden. Und dann muss man als junger Mensch auch an seine Zukunft denken und man sollte sich nicht in diese Zweijährigenberufe hineinbegeben."
Auch Arbeitsmarktforscher stehen der Sache skeptisch gegenüber. Grundsätzlich, sagt Gerhard Bosch, Leiter des Institutes für Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen, könne er sich Arbeitsplätze vorstellen, die von Absolventen einer zweijährigen Ausbildung im Elektro- oder Montagebereich besetzt werden. Das könne sich aber in der Tat innerhalb weniger Jahre als arbeitsmarktpolitisches Eigentor erweisen.
"Das ist eine Branche mit einer ganz hohen Dynamik in der Entwicklung der Technologie, und zwar der Fertigungstechnologie. Das heißt, es kann sein, dass die Ausbildung in zwei, drei Jahren nicht mehr reicht. Und dann sind genau die Schmalspurausgebildeten diejenigen, die als erstes von den Unternehmen herausgesetzt werden."
Der Unternehmer Knut Kröckel hat die Entwicklungsgeschichte des Industrieelektrikers durch die Gremien des Industrieverbandes Gesamtmetall gehen sehen, verfolgt das zähe Ringen mit den Gewerkschaften und die Prüfung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung. Sollte der neue Beruf des Industrieelektrikers sich tatsächlich als Sackgasse erweisen, wird er sich so behelfen müssen, wie er das in den letzten Jahren gemacht hat: er wird Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma ausleihen.
"Die jungen Menschen, die dann diese Ausbildung gemacht haben, waren überqualifiziert für die Tätigkeiten hier im Hause, das heißt für den Schaltschrankbau beziehungsweise für Elektromontagen. Und wenn man unterfordert wird, ist das demotivierend und die Mitarbeiter fühlen sich nicht mehr wohl."
Knut Kröckel ist Personalvorstand der Unitechnik AG. Bis in die 80er-Jahre hat er Elektroanlageninstallateure und Energieanlagenelektroniker ausgebildet. Dann sind diese Berufsausbildungen zugunsten des Energieelektronikers in der Betriebstechnik abgeschafft worden, eines Ausbildungsganges, der gewachsenen Anforderungen in der Elektrobranche Rechnung trägt. Die Unitechnik AG konnte die Lehrstellen plötzlich nicht mehr mit Hauptschulabsolventen besetzen, sondern musste auf Realschüler zurückgreifen. Die machten die Ausbildung, setzten ein Fachabitur obendrauf und gingen hinterher zur Fachhochschule. Danach war für sie die vergleichsweise anspruchslose Tätigkeit der Elektromontage bei der Unitechnik AG kein Thema mehr. Personalvorstand Knut Kröckel hatte ein Bedarfsproblem. Ein neuer Beruf musste her.
"Wir brauchen in der Zukunft - gerade hier in Deutschland - den hochqualifizierten Ingenieurtechnikermeister. Wir brauchen aber auch hier in Deutschland den Facharbeiter, der von seinem Intellekt in der Lage ist, Elektrofacharbeiten auszuführen, der aber weiterhin auch als Facharbeiter arbeiten möchte und der zufrieden ist mit dieser Tätigkeit. Für unser Unternehmen sehe ich hier in dem Angebot einer zweijährigen Ausbildung gute Möglichkeiten, diesen Facharbeiter wieder zu bekommen."
Der neue Industrieelektriker soll es nun also richten. Knut Kröckel geht davon aus, dass ein Viertel aller Elektrounternehmen in Deutschland diesen Beruf benötigt. Die Auszubildenden sollen beispielsweise Montageanleitungen und Elektroinstallationspläne lesen, Kabel verlegen und Schraub-Quetsch- oder Lötverbindungen fachgerecht anschließen können. Kröckel rechnet damit, dass 5000 Ausbildungsplätze entstehen - und zwar unabhängig von den bereits bestehenden Ausbildungsberufen, die der Personalchef der Unitechnik AG durch den Neuen keineswegs ersetzen möchte.
Gewerkschaften und in Teilen sogar Arbeitnehmerverbände dagegen beurteilen die Prognosen von Knut Kröckel eher kritisch. Der Industrieelektriker mit zweijähriger Ausbildung werde unweigerlich in eine Sackgasse führen, sagt zum Beispiel Ferdinand Walbaum, Ausbildungsleiter bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr. Und zwar weil er keine Weiterqualifizierungsmöglichkeiten vorsehe und darum für junge Menschen auf Dauer nicht attraktiv sei.
"Wir haben das im Bereich der Metallindustrie schon mehrfach erlebt, dass wir zum Beispiel den Teilzeichnerberuf komplett abgeschafft haben, den Teilezurichter abgeschafft haben und ähnliches. Also diese typischen Zweijährigenberufe, auf die man nicht mehr aufsatteln kann, weil ja auch die Technologie sich weiter entwickelt und die Arbeiten immer komplexer werden. Und dann muss man als junger Mensch auch an seine Zukunft denken und man sollte sich nicht in diese Zweijährigenberufe hineinbegeben."
Auch Arbeitsmarktforscher stehen der Sache skeptisch gegenüber. Grundsätzlich, sagt Gerhard Bosch, Leiter des Institutes für Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen, könne er sich Arbeitsplätze vorstellen, die von Absolventen einer zweijährigen Ausbildung im Elektro- oder Montagebereich besetzt werden. Das könne sich aber in der Tat innerhalb weniger Jahre als arbeitsmarktpolitisches Eigentor erweisen.
"Das ist eine Branche mit einer ganz hohen Dynamik in der Entwicklung der Technologie, und zwar der Fertigungstechnologie. Das heißt, es kann sein, dass die Ausbildung in zwei, drei Jahren nicht mehr reicht. Und dann sind genau die Schmalspurausgebildeten diejenigen, die als erstes von den Unternehmen herausgesetzt werden."
Der Unternehmer Knut Kröckel hat die Entwicklungsgeschichte des Industrieelektrikers durch die Gremien des Industrieverbandes Gesamtmetall gehen sehen, verfolgt das zähe Ringen mit den Gewerkschaften und die Prüfung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung. Sollte der neue Beruf des Industrieelektrikers sich tatsächlich als Sackgasse erweisen, wird er sich so behelfen müssen, wie er das in den letzten Jahren gemacht hat: er wird Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma ausleihen.