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Infiziert nach Magen-Darm-OP
Wenn Hepatitis C das Leben verändert

Patientinnen und Patienten, die sich mit Hepatitis C anstecken, wissen oft jahrlang nicht, dass sie das Virus in sich tragen. Doch das kann gravierende Folgen haben, wie der Fall eines Betroffenen am Universitätsklinikum Köln zeigt.

Von Lennart Pyritz | 02.04.2019
Eine Ärztin hält einen Beutel mit Erythrozyten-Konzentrat - im Volksmund "Blutkonserve" genannt - in einem Operationssaal des Universitätsklinikums Münster.
Ein Kölner Patient hat sich in den 1980er-Jahren über eine Blutkonserve während einer OP mit dem Hepatitis C-Virus infiziert (dpa / Friso Gentsch)
"Infiziert habe ich mich, ohne es zu wissen, anlässlich einer Magen-Darm-Operation 1986. Liegt lange zurück. Weil die sehr umfangreich war, die Operation, mussten sehr viele Blutkonserven eingesetzt werden. Und in einer oder mehrerer dieser Blutkonserven müssen zwingend Hepatitis C-Viren enthalten gewesen sein."
Lange unentdeckte Erkrankung
Damals seien Blutkonserven noch nicht so gründlich auf virale Erreger untersucht worden wie heute, so der inzwischen 65-jährige Patient. Jahrelang habe er anschließend nichts von der Infektion geahnt.
"Die ist zufällig bei einer Blutabnahme vom Blut abnehmenden Arzt festgestellt worden. Der hat sich kurioserweise gestochen mit der Nadel und hat dann gefragt: Sind Sie schon mal auf Hepatitis C untersucht worden? Hab ich gesagt: Nein, nicht dass ich wüsste. Tja, und dann ist das gemacht worden, und dann war die Erkenntnis, die Diagnose, tatsächlich Hepatitis C."
Im ersten Versuch soll die Viruserkrankung mit Interferon behandelt werden. Das lehnt der Patient aufgrund der bekannten Nebenwirkungen des Wirkstoffes wie Fieber, Grippe-Symptomen und depressiven Phasen ab. Die Erkrankung bleibt. Schließlich werden im Jahr 2014 neue Wirkstoffe gegen chronische Hepatitis C in Deutschland zugelassen. 2015 beginnt der Patient an der Kölner Uniklinik eine Therapie mit den Präparaten.
"Also die Verträglichkeit der neuen Medikamente war ganz hervorragend, vollkommen belastungsfrei. Ich hatte keinerlei spürbare Nebenwirkung, keine Schmerzen, keine Übelkeit."
Behandlung schlägt zunächst nicht an
Doch auch die ersten beiden Behandlungen mit den neuen Wirkstoffen bleiben erfolglos. Als Ursache dafür vermuten die Kölner Mediziner die durch die vorangegangenen Operationen verkürzte Darmlänge, wodurch die Medikamente nicht mehr so gut aufgenommen werden konnten. Erst im dritten, auf zwölf Wochen angelegten Durchgang gelingt es schließlich, das Virus schon nach einigen Wochen einzudämmen – gerade noch rechtzeitig. Denn inzwischen hat die Hepatitis C in der Leber des Patienten nicht nur zu einer Leberzirrhose, sondern auch zu bösartigen Lebertumoren geführt. Als letzter Ausweg bleibt im Frühjahr 2018 eine Lebertransplantation – genau in der Zeit, als die neuen Medikamente ihre Wirkung entfalten.
"Denn es war somit der Hepatitis die Möglichkeit genommen, auf das neue Organ überzuspringen. Dann wäre das neue, gesunde Organ, das ich habe, nämlich auch durch die Hepatitis C infiziert worden, und die Verweildauer in meinem Körper hätte sich dann deutlich verringert. Das ist ja klar."
Die antivirale Therapie läuft noch vier Wochen nach der Transplantation weiter - und das offenbar erfolgreich.
"Die Hepatitis C – wir haben das noch bis Januar diesen Jahres nachkontrolliert – die ist und bleibt nicht mehr existent."