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Inflation in Argentinien
Peso gegen Dollar, Autos gegen Erdnüsse

Die Argentinier spüren jeden Tag, wie ihnen das Geld durch die Finger rinnt und sie versuchen ihre Ersparnisse im stabilen Dollar zu sichern. Dem Staat gehen dadurch die Devisen aus. Die Inflationsspirale dreht sich nach oben. Für 2014 werden inoffiziell bis zu 28 Prozent erwartet.

Von Aglaia Dane und Julia Ohlendorf | 08.01.2014
    Die Argentinier nennen sie Arbolitos, Bäumchen: Die Frauen und Männer, die in der Innenstadt von Buenos Aires illegal Peso gegen Euro oder Dollar tauschen. Die Straße, in der der Devisen-Schwarzmarkt blüht, heißt passenderweise Calle Florida. Rundherum: Moderne Büro-Häuser, Anzugträger auf dem Weg zu einem schnellen Mittagessen, volle Geschäfte. Argentinien, ein prosperierendes Land, könnte man denken. Wären da nicht die Arbolitos: Sie sind das unüberhörbare Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt mit der argentinischen Wirtschaft. Einer der Händler heißt Carlos: Lange Haare, John-Lennon-Brille, Anthropologie-Student.
    "Ich bin Kolumbianer und seit zehn Monaten hier. Heute ist mein erster Tag als Tauschhändler. Vorher habe ich dort vorn bei City-Tours gearbeitet und Tangoshows verkauft."
    Aber damit lässt sich in der argentinischen Hauptstadt längst nicht so viel Geld machen, wie mit dem Tauschen von Währungen.
    "Für einen Dollar bekommst du in etwa 9 Peso 50. Und wenn du viel tauschen willst, dann mache ich dir auch einen noch besseren Preis. Also, wenn du 300 Dollar hast, dann berechne ich dir einen Kurs von etwa 9,60."
    Alle versuchen an Dollars zu kommen
    Carlos und die anderen Arbolitos bieten ihren Kunden für ihre Dollar oder Euro fast doppelt so viele Peso an, wie die offiziellen Wechselstuben. Für Carlos ist das trotzdem noch ein gutes Geschäft, denn Dollar sind die begehrteste Ware, die es in Argentinien zurzeit gibt. Dollar zu besitzen, das bedeutet Sicherheit. Alle, vom Arbeiter bis zur Präsidentin, versuchen an Devisen zu gelangen.
    Argentinien gehen die Devisen aus
    Seit sechs Jahren hält sich wieder eine alte, ungeliebte Bekannte im Land auf – die Inflation. Unbedenklich ist eine Preissteigerung pro Jahr von 2 bis 4 Prozent. In Argentinien ist das allerdings die monatliche Inflationsrate. Die ganze Dimension wird beim Blick auf die vergangenen sechs Jahre deutlich: In dieser Zeit sind die Preise um etwa 290 Prozent gestiegen - nach Berechnungen privater Institute. Die offiziellen Angaben sind deutlich niedriger. Das liegt daran, dass die Regierung die Zahlen manipulieren lässt. So dürfen Supermarktketten Preise von bestimmten Produkten nicht mehr erhöhen. Und dann wird über diese verordneten Preise die Teuerungsrate des Warenkorbs berechnet.
    Die Argentinier aber spüren jeden Tag, wie ihnen das Geld durch die Finger rinnt und sie versuchen ihre Ersparnisse im stabilen Dollar zu sichern. Dem Staat gehen dadurch die Devisen aus. Deshalb kam vor zwei Jahren das Verbot: Argentinier dürfen seither keine Dollar mehr kaufen. Wer Geld übrig hat, zahlt seither sogar den doppelten Preis auf dem Schwarzmarkt bei den Bäumchen-Händlern. Die Inflationsspirale dreht sich nach oben. Für 2014 werden inoffiziell bis zu 28 Prozent erwartet.
    Regierung hat Reformen verpasst
    Wie aber kommt es zu einem solchen Anstieg der Inflation? Gerade in Argentinien, das sich doch angeblich so erfolgreich aus der großen Krise 2001 befreit und seine Schulden beim Internationalen Währungsfonds zurückgezahlt hatte. Damals, in der Krise musste das Land Bankrott anmelden, es herrschte Chaos, weite Teile der Mittelschicht verarmten. Der Wirtschaftswissenschaftler Federico Manolio ist der Ansicht, dass die Regierung den Moment für mutige Reformen verpasst hat.
    "Nach der Krise 2001 hatte Argentinien ein Wirtschaftswachstum von 8 bis 9 Prozent pro Jahr. Ab 2007 kam die argentinische Wirtschaft aber immer mehr an ihre Grenze. Die Regierung hat daraufhin beschlossen, das Wachstum anzuschieben, in dem man einfach die Staatsausgaben erhöht hat - ohne strukturelle Probleme anzugehen. Dadurch ist es zu einem Defizit in den öffentlichen Kassen gekommen und das hat man behoben, in dem die Nationalbank Geld gedruckt hat. Das führt einfach zu Inflation in einem Land wie Argentinien."
    Argentinien ist hoch verschuldet
    Dazu kommt: Argentinien hat hohe Schulden bei anderen Ländern und braucht, um sie zu tilgen, Devisen. Die aber schwinden, auch weil alle Exportüberschüsse für den Import von Energie ausgegeben werden. Fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts fließt in den öffentlichen Dienst, Subventionen und Sozialleistungen. Es fehlt an Investitionen in Forschung und Entwicklung, in Infrastruktur, in die Veredelung der Agrarprodukte. Präsidentin Cristina Kirchner tut in der Öffentlichkeit trotzdem so, als ob die Opposition schlechte Zahlen herbeirede. Und die Regierung rechnet der Bevölkerung vor, man könne von 6 Peso, also 60 Eurocent am Tag, essen. Darüber redet das ganze Land – belustigt, wütend und verächtlich.
    Wie Menschen leben, für die es immer schwieriger wird, sich und ihre Kinder satt zu bekommen, kann man in Villa Soldati sehen, einem Armenviertel von Buenos Aires. Die Häuser mit Wellblech ausgebessert, die Wege nach Regenschauern schlammig, Krankenwagen kommen hier bei einem Notfall nicht her. Mitten in Villa Soldati steht ein Sozialzentrum, mit einem Kindergarten, einer Bibliothek und einer Essens-Ausgabe.
    Essen für 6 Peso - 60 Eurocent - pro Tag sollen reichen
    In der großen Küche rührt eine freiwillige Helferin den Reis um. Der Topf dampft, in der Luft hängt der Geruch von Bratfett. Heute gibt es Schnitzel, da werden besonders viele Menschen erwartet. Am Spülbecken steht die 33-jährige Beatriz und öffnet wie am Fließband Konservendosen mit Erbsen. Ihre Familie hat das Zentrum gegründet und leitet es. Von sechs Peso am Tag essen? – Beatriz hält das für Hohn.
    "Das macht mich so wütend, weil wir hier ja sehen, dass das nicht geht. Schon ein Alfajor, ein Keksgebäck, kostet 4 Peso. Und dann sollen wir von 6 Peso frühstücken, Mittagessen und Abendessen?"
    Das Sozialzentrum leidet unter vielen Folgen der Inflation. Zum einen, weil Lebensmittel teurer werden. Zum anderen, weil die Organisation immer weniger Spenden erhält. Bedürftige aber gibt es immer mehr.
    Heute drängen sind über hundert Menschen im Speisesaal. Dass die Regierung die Supermärkte dazu zwingt, die Preise für bestimmte Produkte einzufrieren, bringt aus Beatriz’ Sicht kaum etwas. Die günstigen Lebensmittel sind schnell vergriffen. Außerdem erhöhen Händler im Gegenzug die Preise für andere Produkte. Es gibt nur eine Möglichkeit: Manchmal müssen die Helfer der Essensausgabe Menschen hungrig wieder nach Hause schicken.
    Wir können einfach nicht mehr so viel kochen. Wir müssen runtergehen mit den Portionen, es hilft nichts. Deshalb versorgen wir erst mal die Mütter, die die meisten Kinder haben.
    Präsidentin denkt nicht an einen Richtungswechsel
    Die Staatspräsidentin von Argentinien, Cristina Fernandez de Kirchner.
    Die Staatspräsidentin von Argentinien, Cristina Fernandez de Kirchner. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Die sozial Schwachen – das ist eigentlich die Basis von Präsidentin Cristina Kirchner und den Peronisten. Eine Bewegung, die sich auf den Mythos von Evita Perón stützt. Die frühere First-Lady wurde auch "Engel der Armen" genannt. Doch der Rückhalt schwindet. Bei der Parlamentswahl im Herbst 2013 hat das Regierungslager 21 Prozentpunkte verloren. Steuert die Regierung nun deshalb um? Hohe Posten in der Regierung wurden neu besetzt, auch im Wirtschaftsministerium. Die Worte der Präsidentin zeigen aber, dass sie nicht an einen Richtungswechsel denkt.
    "Wir müssen weiter machen, unser Modellweiter ausbauen. Niemals wieder soll uns Argentiniern jemand das wegnehmen, was uns nach dem Gesetz gehört – uns allen."
    Kristin Wesemann, Leiterin des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Buenos Aires, bereiten diese Worte Sorge. Denn was Cristina Kirchner "Modell" nennt, dass nennen ihre Kritiker "Argenzuela".
    "weil viele Gesetze, viele Politikstile, an das erinnern, was in Venezuela unter Hugo Chavez institutionalisiert wurde und jetzt unter Nicolas Maduro weitergeführt wird. (…)Im Prinzip heißt das, dass der Staat sich mehr oder weniger um alles kümmert, sich industrialisiert und sich unabhängig macht vom Rest der Welt, was in einer globalisierten Welt schwierig ist."
    Keine demokratischen Entscheidungen
    Ab und zu lade die Stiftung Gäste aus Venezuela ein. Wenn sie von Klientelismus, Anti-Westlicher-Propaganda und neuen Mediengesetzen erzählten, könnten die Argentinier häufig nur nicken – sie erkennen vieles wieder. Laut Wesemann sei vielen im Ausland nicht klar, dass Argentinien ein Land mit großen Demokratiedefiziten ist:
    "Es werden ja auch hier keine Entscheidungen demokratisch getroffen, also der Kongress wird vielfach zur Staffage, es wird per Dekret regiert, Cristina Kirchner macht keine Kabinettsitzungen, Minister treten nicht eigenständig in Erscheinung, es gibt also kein Ressortprinzip, wie wir das kennen."
    Autokratisch und intransparent, so empfinden viele den Regierungsstil von Cristina Kirchner. Die Folge ist, dass das Vertrauen in die Politiker sinkt - besonders in der Mittelschicht.
    Inflation ist an jeder Ecke täglich spürbar
    An einer Straßenkreuzung im Zentrum von La Plata, der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires, ist es heiß an diesem Mittag. Tageszeitungen, Klatschblätter und Papst-Francisco-Heftchen liegen stapelweise herum. Im Kiosk zieht ein Mann mit Dreadlocks einen Scanner über Zeitschriften und tippt auf der Tastatur Preise ein. Gabriel Marzocchini ist Kioskbesitzer und gerade dabei, die neue Ware zu registrieren.
    "Ich bekomme hier jeden Tag die Inflation zu spüren. Diese Sportzeitschrift zum Beispiel hat 11 Peso 90 gekostet, sagt mein Computer. Und heute kostet sie 24,90. Also ein Anstieg von mehr als 100 Prozent."
    Und das innerhalb weniger Monate - Gabriel selbst kann nichts für die steigenden Preise. Die werden von den Verlagen festgelegt. Da die Kunden weiter kaufen, bleibt Gabriel Marzocchini gelassen.
    "Ach, ich mach mir keine Sorgen. Wir sind daran gewöhnt, man nimmt’s fast nicht mehr wahr. Die Kunden kommen und sagen höchstens "Ah, der Preis ist gestiegen, okay." Ja, sag ich. Es ist normal, Alltag."
    Neben dem Kiosk parkt ein blauer, alter Renault. Eine Frau mit langen Haaren steigt aus. Sie trägt ein rotes Blumenkleid, unter dem sich ein Babybauch abzeichnet.
    Noelia ist gekommen, um etwas zum Mittagessen vorbeizubringen und um gemeinsam den Kiosk zu schließen. Sie trägt zum Familieneinkommen als Theaterpädagogin und Yogalehrerin bei – auch sie bleibt gelassen.
    Viele Argentinier haben zwei bis drei Jobs
    "Da wir jeden Tag was zu essen haben, machen wir uns keine Sorgen. Ich könnte ja auch noch mehr Yogastunden geben oder noch in anderen Schulen arbeiten. Viele meiner Kollegen, die nicht selbstständig sind wie wir, haben oft 2 bis 3 Jobs um über die Runden zu kommen."
    In der Mittelschicht trifft man diese Haltung häufig an – eine Mischung aus Gewöhnung und Resignation. Da es in Argentinien seit 1930 regelmäßig zu Wirtschaftskrisen mit hoher Inflation kommt, ist das verständlich. In die Politik haben sie kaum noch Vertrauen, man hilft sich selbst, innerhalb von Familien und Freundeskreisen wird geborgt und verliehen.
    Nachdem die Kiosktüren zugeklappt sind, geht es nach Hause, in die Wohnung, für die sie zum Glück keine Miete zahlen müssen, denn sie gehört Gabriels Vater. Sparen ist für das Paar kein Thema, am Monatsende bleiben manchmal 100 Euro übrig. Und die werden so schnell wie möglich investiert.
    "Letztes Jahr haben wir unseren alten Lieferwagen gegen einen neuen eingetauscht, weil wir unsere Ersparnisse anlegen wollten. Denn der Wert des Autos verfällt nicht so schnell wie der Wert des Geldes. Und zum Beispiel meine Schwiegereltern sparen ihre Rente auch nicht auf einem Bankkonto, sie haben sich einen neuen VW gekauft, in eine Wohnung investiert und letzte Woche erst wieder 2 neue Fernseher angeschafft."
    Aberwitzige Geschäftsmodelle und undurchsichtiges System
    Da die Argentinier ihr Geld nicht der Inflation opfern wollen, konsumieren sie quasi im Voraus. Was die einen konsumieren wollen, müssen andere produzieren. Da die steigenden Importe im Vergleich zu den Exporten die Handelsbilanz ins Kippen brachten, schritt die Regierung ein. Seit zwei Jahren muss jeder Dollar, der das Land verlässt, auch wieder ins Land kommen. Unternehmen, die importieren wollen, müssen also vorher nachweisen, dass sie zur Produktionssteigerung im Land beigetragen haben sie - über seltsame Umwege.
    Deutsche Autobauer wie BMW exportieren aus Argentinien beispielsweise Reis und Erdnüsse. Abgesehen von den aberwitzigen Geschäftsmodellen, die dadurch entstehen, ist das gesamte System sehr undurchsichtig. Das ist für deutsche Unternehmen, das größte Problem, sagt Federico Thielemann, stellvertretender Geschäftsführer der deutsch-argentinischen Industrie- und Handelskammer.
    "Es gibt nämlich keine schriftlichen Spielregeln dazu. Und das System ist sehr willkürlich, sagt man. Es gibt Unternehmen, die alles was das Sekretariat verlangt, erfüllt und dennoch hat es Probleme mit dem Import. Und es gibt andere, die nichts erfüllt haben, die aber alles genehmigt kriegen. Also, das ist ganz ganz unterschiedlich."
    Besonders kleine und mittelständische Unternehmen leiden unter den Kontrollen, da die Bürokratie extrem zunimmt. Deswegen hat die Kammer in Buenos Aires einen monatlichen Treff initiiert, wo sich die Unternehmen über Erfahrungen, Trends und Gerüchte austauschen können. Und wer ein Exportunternehmen zum Kooperieren braucht, dem hilft man bei der Suche. Venezolanische Zustände sieht Thielemann aber nicht in Argentinien:
    "In Venezuela, finde ich, ist die ideologische Komponente schon stärker als in Argentinien."
    Die restriktive Wirtschaftspolitik Argentiniens hat nach Thielemanns Wissen auch noch kein deutsches Unternehmen aus dem Land getrieben. Für die Kammer gibt es zwar schwerwiegende Probleme im Land. Aber ...
    "Es gibt eigentlich keinen Grund, warum Argentinien wieder in eine schwere Krise eintritt, wie es 2001/2002 geschehen ist."
    Argentiner leben mit Dollars in den Augen
    Von Panik also keine Spur. Auch Auswandern, ist für die meisten Argentinier keine Option – selbst wenn das Ausland, von Buenos Aires aus gesehen, nicht weit ist. Mit der Fähre kann man in einer Stunde in Montevideo sein, der Hauptstadt Uruguays. Wer es sich leisten kann, fährt gerne mal für ein Wochenende rüber. Einige mit einem konkreten Ziel, erzählt ein älterer Herr.
    "Der Argentinier lebt mit den Dollar in den Augen. Und wo kann er sie kaufen? Klar, drüben. Er fährt nach Uruguay mit der eigenen Kreditkarte, mit der der Mutter, des Vaters, der Schwester … alles, um an Dollar zu kommen."
    Da jeder Argentinier in Uruguay pro Monat nur 50 Dollar abheben darf, lohnt sich die Reise nur so. Manche verreisen mit zehn Kreditkarten. Der ältere Herr stammt wie seine Frau aus Italien. Sie leben seit sechs Jahren in Buenos Aires. Eigentlich wollten sie hier den Ruhestand genießen. Aber das wird immer schwieriger.
    Auswandern ist keine Option
    "Wir haben darüber nachgedacht, zurück nach Italien zu gehen. Aber wir haben eine Wohnung in Buenos Aires gekauft und die bekommen wir nicht verkauft. Auf dem Immobilienmarkt geht alles in Dollar. Und wer nicht an Dollar kommt, kann auch keine Wohnung mit Dollar kaufen."
    2015 endet die Amtszeit von Cristina Kirchner. Ein weiteres Mal kann sie nicht gewählt werden. Das verbietet die Verfassung. Viele fragen sich, ob sie es schafft, bis dahin die Inflation zu bekämpfen oder ob Argentinien in eine neue Krise stürzt. Der Wirtschaftswissenschaftler Federico Manolio rechnet nicht damit, dass die jetzige Regierung die grundsätzlichen Probleme anpackt: Das Energiedefizit, hohe Subventionen, mangelnde Produktivität.
    "Sie werden so weitermachen bis zur Wahl 2015. Und damit das funktioniert und sich die Situation bis dahin nicht verschärft, wird die Regierung versuchen die externen Probleme zu lösen und Geld von den internationalen Finanzmärkten zu bekommen."
    Ob Argentinien die Handelskontrollen lockert, bleibt unklar
    Federico Thielemann von der Außenhandelskammer verbreitet Optimismus. Dass Argentinien die Handelskontrollen lockert, ist für ihn nur eine Frage der Zeit.
    "Wir sagen den deutschen Unternehmen: Vielleicht ist jetzt der Moment für einen Einstieg in den Markt gar nicht so falsch. In dem Moment, wo der Umbruch kommt oder die neue Regierung, Mitte 2015, haben Sie schon mal einen Fuß in der Pforte."
    Kristin Wesemann von der Konrad-Adenauer-Stiftung ist deutlich pessimistischer.
    "Es gibt auch durchaus apokalyptische Szenarien, in denen angesehene Experten darüber spekulieren, ob Cristina Kirchner vielleicht ihrem Nachfolger ein solches Desaster hinterlässt, dass danach nur wieder ein Kirchnerist an die Macht kommen kann."
    Noelia und Gabriel, die jungen Kioskbesitzer, haben im Moment ganz alltägliche Sorgen – schließlich erwarten sie im Frühjahr ihr erstes Kind.
    "Die Wiege wird Gabriel bauen. Da müssen wir nur das Material bezahlen. Die Kleidung bekommen wir von Freunden und außerdem wollen wir Stoffwindeln benutzen. Das kostet weniger und ist besser für die Umwelt."
    Inflation hin oder her. Noelia und Gabriel versuchen Lösungen zu finden - pragmatisch und kreativ. Und wie die wiederkehrenden Krisen, ist auch das typisch argentinisch.