
Ingo Anderbrügge schnürte zuerst die Fußballschuhe für Borussia Dortmund und wechselte später zu Schalke 04. Dort gewann er 1997 den UEFA-Cup. Bei sieben Revierderbys hat er für Dortmund gespielt, bei 16 für Schalke 04. Er kennt die Brisanz rund um das wichtigste Derby im Ruhrgebiet seit Jahren. Die sportlichen Vorzeichen vor dem 100. Aufeinandertreffen der beiden Rivalen seien dabei total egal, so Anderbrügge, auch wenn Dortmund als Tabellen-Zweiter der klare Favorit im Duell mit dem abstiegsbedrohten Aufsteiger ist: "Die Tabelle spielt beim Derby absolut keine Rolle. Es geht um den Titel: die Nummer eins im Pott!"

Und das spüre man schon zu Beginn der Derbywoche in den Büros im gesamten Ruhrgebiet, wo plötzlich gelbe T-Shirts und königsblaue Socken zur Kleidung gehörten, so Anderbrügge. "Dieses Flachsen, dieses sympathische Umgehen finde ich überragend, und das macht das Ruhrgebiet und auch die fußballbegeisterten Fans aus."
Anderbrügge: Rivalität ja - Gewalt nein
Diese Begeisterung zeige sich dann auch auf der Stadiontribüne: "Manchmal denkst du: Das ist doch der Zahnarzt, oder das ist doch der Steuerberater, der Anwalt, der selbständige Malerbetrieb? Du kannst durch sämtliche Schichten gehen. Das nimmt die Leute extremst mit, und sie laden dort richtig ab."
Dass die Rivalität regelmäßig - auch im Vorfeld der Jubiläumspartie - zu Gewalt führen kann, verurteilte Anderbrügge dagegen scharf. Er appellierte an Spieler und Verantwortliche, das in Kampagnen zu kommunizieren, "dass man immer wieder für Ruhe und für gesellschaftlichen Frieden sorgt." Er selbst erinnerte sich an die Gedenkminute in Dortmund, als der langjährige Manager von Schalke 04, Rudi Assauer, verstorben war: "Keiner hat in dieser einen Minute einen Ton von sich gegeben. Es wurde nicht gepfiffen, es kamen keine Buhrufe. Da möchte ich einfach daran erinnern, dass es dann auch geht."