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Innenministerkonferenz
Das Smart Home und die Angst vor dem Lauschangriff 4.0

Die Innenministerkonferenz beschäftigt sich auch mit einem möglichen Zugriff auf die Daten von Smart-Home-Geräten. Werden wir also in Zukunft über unsere smarten Geräte zu Hause abgehört? Diese Vorstellung alarmiert Kritiker. Aber noch sind dem Abhören in Wohnungen enge Grenzen gesetzt.

Von Frank Capellan | 12.06.2019
Experten sehen Gefahren in Sprachassistenten, die mit dem Internet verbunden sind
Alexa, Siri und andere Smart-Home-Geräte könnten den Strafverfolgern neue Möglichkeiten bieten (dpa/M. C. Hurek)
"Schau mal Opa, ich hab Dir den Amazon-Echo eingerichtet, darin kannst Du Musik abspielen oder das Wetter checken!"
In der Werbung hört sich alles ganz toll an. Und sollte der Staat einmal vom Musikgeschmack des Opas erfahren, wäre das wohl kaum verwerflich:
"Alexa - spiel das Lied Lieblingsmensch… Entdecken Sie Amazon Echo!"
Doch Innenminister Horst Seehofer denkt längst über ganz andere Dinge nach. Wenn es darum geht, Kriminalität und Terrorismus zu bekämpfen, darf der Staat nicht länger hinterherlaufen, bekräftigt der CSU-Mann immer wieder.
Strafverfolger mit neuen Optionen
"Wir brauchen noch mehr Befugnisse gegenüber den Technologien der Moderne. Wir können nicht beim Telefon und seiner Überwachung stehen bleiben."
Also ran an den Sprachassistenten? Alexa, Siri und andere könnten den Strafverfolgern neue Möglichkeiten bieten. Seehofer weiß allerdings, dass den Behörden beim Abhören in Wohnungen enge Grenzen gesetzt sind.
"Mit Alexa holen Sie sich den Lauschangriff in die Wohnung", warnt ein ehemaliger Innenminister von den Liberalen, Gerhart Baum. Von Lauschangriff 4.0 spricht Marco Buschmann, Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion.
Tatsächlich sehen Experten große Gefahren in Sprachassistenten, die mit dem Internet verbunden sind. Auch smarte Fernseher oder Kühlschränke hinterlassen Spuren, die Geheimdienst und Polizei von Nutzen sein könnten.
"Wir stehen ganz am Anfang einer juristischen Prüfung", wiegelt Horst Seehofer ab.
Sozialdemokraten alarmiert
Der Grüne-Netzexperte Konstantin von Notz ist da nicht ganz so sicher und fordert gegenüber dem Hessischen Rundfunk:
"Was wir tatsächlich brauchen, sind Rechtsstandards, Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Was ist ein sicherer Router?"
Auch die Sozialdemokraten sind alarmiert. Boris Pistorius, Innenminister in Niedersachsen, möchte keine chinesischen Verhältnisse in Deutschland sehen. Dort zeigt sich doch, wohin der hemmungslose Gebrauch von Daten führt, meint Pistorius: "Dann hätte letztlich jeder, der Alexa oder Google Home benutzt, im Zweifel eine Abhörwanze im Wohnzimmer."
"Siri, wer hört uns ab? - Ich respektiere Deine Privatsphäre und höre nur zu, wenn Du mit mir sprichst. Auf der Apple- Website kannst Du mehr darüber erfahren, wie Apple Deine persönlichen Daten schützt!"
Noch wird dieser Datenschutz hoch gehalten. Ob und wann er aufgeweicht wird, liegt in Händen der Innenminister.