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Installation in Mexiko-Stadt
Klangkunst zwischen Kirche und Tempel

Ein Meteorit, der Musik macht, und Drohnen, die durchs Kirchenschiff schweben: Das gibt es bei der Ausstellung "Entre Limites – Zwischen Grenzen" in Mexiko zu sehen, die Klangkunstwerke von deutschen und mexikanischen Künstlern zeigt.

Von Anne-Katrin Mellmann | 12.09.2016
    Blick über Mexiko-Stadt
    In Mexiko-Stadt finden im Rahmen des deutsch-mexikanischen Jahres (Ano dual) viele Kulturveranstaltungen statt. (imago stock&people)
    Vier kleine Drohnen erzeugen den Ton. Sie schweben im Kirchenschiff von Ex-Teresa, einem Gotteshaus im alten Zentrum von Mexiko-Stadt, das nicht mehr für Zeremonien dient. Deshalb Ex. Die Installation des Deutschen Jens Brand spielt mit der Bedeutung des Raumes. Die Kraft der überbauten Aztekenstadt Tenochtitlan hat der Künstler zu spüren bekommen. Seine Programmierung wird immer wieder gestört:
    "Und dann ist es halt so, dass nachts irgendetwas im Haus passiert. Irgendein Magnetismus wirkt sich auf die Geräte aus. Man kann feststellen, dass etwas passiert. Ist auch logisch: Kultur hinterlässt halt Spuren."
    Christliche Kultur hat auf diesem Kontinent eingeschlagen wie der Meteorit der Installation der Mexikaner Marcela Armas und Gilberto Esparza. Den drei Tonnen schweren schwarzen Koloss umkreisen Arme, die seinen Magnetismus messen und in Musik umwandeln.
    "Beide Gebäude sind heftig aufgeladen"
    Mexikaner und Deutsche arbeiten im Rahmen den Año Dual - des deutsch-mexikanischen Jahres gemeinsam in dieser und einer weiteren Kirche. Ausgewählt hat die Orte das Goethe-Institut. Dessen Mexiko-Direktor Reinhard Maiworm erklärt, warum es dabei nicht nur um die besondere Akustik von Kirchengebäuden gegangen ist:
    "Diese Kirchen sind in der Revolution in Kulturzentren umgewandelt worden. Sie haben aber auch etwas Besonderes: Hier stand früher das Zentrum der Azteken, der Templo Mayor. In dem anderen saß früher die spanische Inquisition. Also beide Gebäude sind heftig aufgeladen."
    Mit Geschichte und ihrer Wirkung. Jens Brands metaphorische Installation greift das auf.
    Wenn sich die vier kleinen Drohnen surrend mit ihren kreuzförmigen Propellern hinaufschrauben und blinken, lenken sie das Auge auf eine große weiße Taube, die an die Wand der Kirchenkuppel gemalt ist.
    Klangkunst bewegt sich zwischen allen Kunstformen
    Ironie sei Teil dieser Arbeit, so Brand:
    "Für mich ist es auch lustig. Drohne hat in Mexiko auch eine andere Bedeutung. Ist ja auch Drogentransporter. Die Arbeit soll nichts bedeuten. Es sind verschiedene Bedeutungsebenen, die zusammengebracht werden. Eine Art zeitlich begrenzter Metapher."
    "Tetraktys" heißt das Werk, ein Weltsystem, das sich über Zahlen definiert. Sowohl die Harmonie der Welt als auch ihr Chaos werden in der Ausstellung hörbar. Entre Limites - Zwischen Grenzen befinden sich die Künstler im Año Dual genauso wie die Klangkunst selbst, weil sie sich zwischen allen Kunstformen bewegt.