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Integration
Der Ball ist die Brücke

Allein für das Jahr 2015 werden bis zu 550.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet. Das Kölner Aktionsbündnis #TürAuf hat sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlingen im Raum Köln den Start in der neuen Umgebung zu erleichtern. Mit Hilfe eines Fußballturniers.

Von Josef Opfermann | 20.06.2015
    Flüchtlingskinder halten einen Ball in den Händen.
    Flüchtlingskinder halten einen Ball in den Händen. (picture alliance / dpa / Foto: Ralf Hirschberger)
    Mohamed jongliert fleißig mit dem Ball. Immer wieder kickt er die Kugel in die Luft. Die Freude über das Spiel mit dem runden Leder steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Ich bin Mohamed, ich komme aus Syrien und bin 18 Jahre alt. Ich bin schon in Deutschland seit neun Monaten. Ich spiele Fußball seit ich ein Kind war, aber nicht in einer professionellen Mannschaft sondern mit meinen Freunden und allen"
    Mohamed kam durch den Syrienkrieg nach Deutschland. Er ist nur einer von knapp 40 Flüchtlingen, die zum Fußballturnier mit auf das Gelände am Kölner Geißbockheim gekommen sind. In gelben, roten und orangenen Trikots laufen die Flüchtlinge aus Syrien, Lybien und Albanien über den Trainingsplatz des 1.FC Köln.
    Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit
    Das Aktionsbündnis Hashtag #Türauf hat das Turnier organisiert - zum Weltflüchtlingstag wollen die Organisatoren ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen und Flüchtlinge willkommen heißen. Christoph Bex vom Aktionsbündnis: "Der Fußball per se verbindet. Und jetzt haben wir ja im Rahmen des Weltflüchtlingstages diesen Moment wo wir sagen: wir laden die Flüchtlinge mit ein und das ist tatsächlich ein starkes Symbol in der Stadtgesellschaft, weil hier unterschiedliche Mannschaften zusammenkommen, unterschiedliche Nationen zusammen kommen und gemeinsam spielen."
    Auch Moritz Böll ist mit seiner Mannschaft beim Fußballturnier am Start. Er engagiert sich ehrenamtlich in einem Kölner Flüchtlingsverein und hat dort eine Mannschaft mit aufgebaut - den FC Mado United. "Das ist eine Flüchtlingsmannschaft aus der Südstadt. Wir spielen jetzt seit drei Wochen regelmäßig auf Turnieren mit. Wir treffen uns einmal die Woche zum Trainieren und die Jungs sind heiß hier zu spielen."
    Die Sprache ist kein wirkliches Hindernis
    In den Pausen zwischen den Turnierspielen tanzen vor allem die afrikanischen Flüchtlinge ausgelassen zur Musik. An diesem Tag mit dabei ist auch der Lybier Sheriff: "Ja, wir kommen aus Afrika in Lybien. Mado United FC, Kommen hier als Mannschaft um Fußball zu spielen."
    Der eine kann mehr, der andere etwas weniger deutsch. Auch wenn es mit der Kommunikation dadurch manchmal etwas hakt: Die knapp 200 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen tummeln sich zwischen den einzelnen Fußballplätzen, lachen und unterhalten sich. Unter ihnen ist auch Roberto vom FC Nowak. Für ihn hat Fußball auch eine symbolische Bedeutung: "Fußball verbindet und deswegen sind wir auch alle hier um Spaß zu haben und neue Kulturen kennenzulernen."
    "Werf den Ball in die Mitte und sie verstehen diese Sprache"
    Neue Kulturen, neue Menschen, neue Freunde. Das rege Treiben beobachtet auch der Ausrichter und Präsident des 1.FC Köln, Werner Spinner, mit Wohlwollen. Für ihn profitieren nicht nur die Flüchtlinge von diesem Turnier, sondern auch die Einheimischen. "Sie erleben alle Möglichkeiten sich hier mit Leuten aus anderen Regionen zu unterhalten, auch Leute die Deutsch nicht sprechen. Da muss man sich mit Händen und Füßen verständigen. Und ich glaube, diese gelebte Integration zu spüren, im Sport, bei einem Fußballturnier, das ist eine hervorragende Erfahrung für alle die hierbei sind.
    Dieses positive Gefühl, das Willkommen-Sein, soll den Flüchtlingen helfen, sich in ihrer neuen Umgebung zu Recht zu finden. Auch Walter Stadié vom Kölner Kreisfußballverband freut sich über das gemeinsame Spielen. Er umschreibt die Atmosphäre bei diesem interkulturellen Turnier so: "Insofern ne feine Sache die Brücke zu schlagen und die eigentliche Brücke ist relativ einfach. Das ist der Ball. Werf den Ball in die Mitte egal in welcher Sprache und irgendwo verstehen sie diese Sprache"