Ahmed Ahmed hat im Irak als Kriminalpolizist gearbeitet, in Mossul - einer Stadt, die jetzt von IS-Terroristen kontrolliert wird. Vor rund einem Jahr und vier Monaten sei er geflohen, erklärt er. In Deutschland sei er jetzt seit 14 Monaten. Die Flucht führte ihn über die Türkei und Griechenland. Als er gebeten wurde, zu erklären, warum er geflohen sei, stockte Ahmed Ahmed. "Das sei nicht sehr schön". Er sei jetzt in Deutschland, weil seine Eltern nicht auch noch ihren dritten Sohn verlieren wollten, erklärte er zaghaft. Seine Eltern haben ihn gedrängt, vor der Terrormiliz Islamischer Staat zu fliehen. Er habe seine Heimat nicht verlassen wollen, aber gegen die Übermacht der Terroristen hätte er keine andere Möglichkeit gesehen, sein Überleben zu sichern. "Wir konnten einfach nicht mehr, und wir sind einfach weggegangen", so Ahmed Ahmed.
Vokabeln für den Schiedsrichterkurs
Im Irak habe er sich für den Sport engagiert – aber nur für Fußball, wie der Kriminalpolizist betont. So agierte er beispielsweise als Schiedsrichter. Aber, so Ahmed Ahmed: "Im Irak ist es nicht einfach, Schiedsrichter zu sein: Die Fans kommen mit Waffen." Es könne schnell passieren, dass man mit einer Schusswaffe bedroht werde.
Der Anfang in Deutschland sei ihm nicht leicht gefallen. Er war in Wilhelmshaven, dann in Osnabrück, in Brahmsche, in Gießen und Schlüchtern. In Schlüchtern habe er versucht, sich das Leben zu nehmen. "Ich war hoffnungslos", erklärt er. In Maintal, wo er sich dem Fußballprojekt angeschlossen habe, sei er allerdings nicht auf den Fußball zugegangen – "der Fußball ist zu mir gekommen", so Ahmed. Die Leute von dem "Sport für Flüchtlinge"-Projekt seinen auf ihn zugekommen. "Und die haben einfach Bälle mitgebracht." Das habe ihn neugierig gemacht. Schnell habe er mit den anderen mitspielen können. Inzwischen würde er sogar Vokabeln für einen Schiedsrichterkurs lernen. Nach 14 Monaten, bilanzierte Marina Schweizer unter dem Applaus des Publikums, sei er also dabei, sich sportliches Fachvokabular anzueignen. Außerdem, erklärte Ahmed Ahmed, habe er eine Ausbildungsstelle zum Kaufmann im Bereich Büromanagement angetreten.
Sämtliche Vorbehalte zerschlagen
Georg Rademacher kommt ursprünglich aus der Flüchtlingshilfe. Den Anstoß zu dem Projekt "Sport und Flüchtlinge" habe er überraschend von der Sportjugend in Hessen bekommen. Das Projekt in Egelsbach sei sehr schnell aus der Taufe gehoben worden. "Mit Fußball ging das fast wie von selber." Der Sportverein habe sofort seine Hallen für das Projekt zur Verfügung gestellt. Die Flüchtlingshilfe vor Ort hätte ein erstes Treffen mit Flüchtlingen organisiert, die unter anderem aus Somalia, Syrien und dem Irak kamen. Die Gruppe sei extrem schnell gewachsen, weil sich auch schnell viele Flüchtlinge anschlossen, die seit zehn oder 15 Jahren in Deutschland leben. "Dadurch wurde die Verständigung auch einfacher", erklärte Rademacher.
Am Anfang habe es einige entschiedene Vorbehalte gegeben – unter anderem vonseiten des skeptischen Hausmeisters der Halle, aber ebenso vonseiten eines anderen Sportvereins, der ebenfalls in der Halle spielte und auf sein Vorrecht bei der Nutzung pochte. Inzwischen hätten sich aber sämtliche Vorbehalte zerschlagen. Das habe man vor allem durch klare Kommunikation erreicht. "Nichtkommunikation lässt Platz für Spekulation – und Spekulation geht immer ins Negative."
Bei der Gründung des Helferkreises habe man zusammen mit der Flüchtlingshilfe zu einem Treffen eingeladen. Die Resonanz sei "immens" gewesen, erinnert sich Rademacher. In der 11.000-Kopf großen Gemeinde kamen 130 Leute zu dem Gründungstreffen für den Helferkreis. "Das zeigt auch, wie große das Bedürfnis ist, die Begegnung mit den Flüchtlingen zu haben." Dafür sei der Sport eine ausgezeichnete Möglichkeit.