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Nach Starkregenfällen
Internationale Hilfe für Libyen angelaufen

Nach den schweren Überschwemmungen in Libyen mit tausenden Toten läuft die internationale Hilfe an. Unter anderem wird heute ein italienisches Marineschiff zur medizinischen Unterstützung vor der libyschen Küste erwartet.

    Frankreich, Istres: Auf diesem von der französischen Armee zur Verfügung gestellten Foto beladen Soldaten auf dem Militärstützpunkt Istres in Südfrankreich ein Frachtflugzeug mit Hilfsgütern für Libyen.
    Internationale Hilfsgüter für Libyen sind bereits auf dem Weg. (Uncredited/État-Major des Armee/dpa)
    Militärtransportflugzeuge aus Ländern des Nahen Ostens und Europas fliegen Hilfsgüter in das nordafrikanische Land. Die deutsche Luftwaffe plant für heute zwei Transporte in das Katastrophengebiet. Vom Fliegerhorst Wunstorf aus sollen Zelte, Decken, Matratzen, Feldbetten und Generatoren des Technischen Hilfswerks in das nordafrikanische Land gebracht werden. Wie es hieß, hat die Bundesregierung nach einem internationalen Hilfe-Ersuchen Libyens an die Europäische Union schnelle Hilfe zugesagt. Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" entsendet ein Notfallteam in die schwer betroffene Stadt Darna, um den Hilfsbedarf zu ermitteln.
    Nach offiziellen Angaben sind bisher mehr als 5.000 Menschen ums Leben gekommen. Der Bürgermeister von Darna befürchtet allerdings allein für seine Stadt bis zu 20.000 Tote. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von einer Katastrophe "epischen Ausmaßes".
    Nach Einschätzung des Geografen und Libyen-Kenners Andreas Dittmann von der Universität Gießen könnte die Zahl der Opfer noch deutlich höher liegen als bislang geschätzt. Die bisherigen Zahlen würden sich nur auf Einheimische beziehen, sagte Dittmann im Deutschlandfunk. Da Libyen aber auch ein Drehpunkt der internationalen Migration sei, müsse man davon ausgehen, dass auch Menschen auf dem Weg nach Europa unter den Opfern seien.
    Als eine Ursache für die verheerenden Auswirkungen der Flutkatastrophe sieht Dittmann den seit zwölf Jahren andauernden Bürgerkrieg in Libyen an. Dadurch seien viele Mittel ins Militär geflossen und die Infrastruktur sei vernachlässigt worden. Der Geografie-Professor warnte jedoch davor, die Schuld nur auf die libyschen Akteure zu schieben: Es habe sich um ein singuläres, katastrophales Ereignis gehandelt, das in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar gewesen sei.
    Der Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez von der Uni Erfurt beklagte eine mangelnde Aufmerksamkeit für das Unglück. Libyen sei in Deutschland ein weitgehend medial blinder Fleck, sagte er im Deutschlandfunk. Zur Begründung verwies er auf die schwierige politische Situation in dem Land, auf kulturelle Vorbehalte gegenüber vermeintlich fremden Regionen außerhalb des Westens und auf den Abbau von Korrespondentenstellen bei den Medien.
    Wie es zu der Starkregen-Katastrophe in Libyen kommen konnte: Fragen und Antworten.
    Diese Nachricht wurde am 14.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.