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Internationale Willkommenswoche

13 Prozent der Studenten an der Universität Magdeburg kommen aus dem Ausland. Damit sie sich gut aufgehoben fühlen, bietet die Hochschule erstmals eine zweiwöchige Willkommenswoche gemeinsam für ausländische und deutsche Studierende an.

Von Susanne Arlt |
    Neun Uhr morgens in der Mensa der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg: Auf einer langen Tischplatte am Ende des Raums stehen Kaffee- und Teekannen, auf zehn Speisetabletts liegen belegte Brötchenhälften mit Käse, Wurst und Schinken - Begrüßungsfrühstück für die neu Immatrikulierten.

    Die Idee ist alt. Neu dagegen ist, dass die Universität zum ersten Mal ausländische und deutsche Studierende gemeinsam eingeladen hat. Zwei Wochen lang sollen sie sich auf ganz unterschiedlichen Veranstaltungen besser kennenlernen. Zum Beispiel bei den Einführungskursen, Stadtrundgängen, Konzerten und Theaterbesuchen. Carmen Rötz, 23 Jahre alt, koordiniert die integrativen Willkommenswochen. Die Idee findet sie gut, sagt sie, schließlich stammen 13 Prozent der Studierenden aus dem Ausland.

    "Das soll einfach ein Versuch sein, die deutschen und ausländischen Studenten näher zusammenzubringen. Und wir wurden halt eingesetzt, uns um die ausländischen Studenten zu kümmern, besonders in den ersten Wochen. Wenn sie hier in Deutschland ankommen und ein Bankkonto brauchen, sich melden müssen, eine Krankenversicherung brauchen. Und natürlich wollen wir auch Exkursionen, Partys anbieten, sodass die Leute sich auch kennenlernen, auch deutsche Studenten kennenlernen."

    Beim ersten gemeinsamen Frühstück klappt das noch nicht so richtig. An den Tischen sitzen Südamerikaner, Chinesen, Bulgaren und Deutschen meistens noch unter sich. Anderthalb Stunden später beginnt die erste Informationsveranstaltung. Maik und Claudia informieren auf deutsch und englisch über die ersten wichtigen Schritte in Magdeburg.

    Ohne eine Krankenversicherung kann man sich nicht immatrikulieren, ohne einen Wohnungsnachweis darf man kein Konto bei der Bank eröffnen, ohne eine Anmeldung beim Prüfungsamt wird man zu den Prüfungen nicht zugelassen. Justine notiert auf einem Blatt Papier jeden einzelnen Punkt mit. Erst gestern ist sie in Magdeburg angekommen. Die 20-Jährige kommt aus Göteborg und hat sich für das Fach "Europäische Studien" immatrikuliert. Schwedische Kommilitonen hat sie noch keine entdeckt.

    "Das ist ungewöhnlich. Die meisten fahren ja nach Großbritannien oder in die USA oder nach Frankreich. Aber niemand fährt nach Deutschland. Die kennen die Sprache nicht. Und Deutschland ist nichts Besonderes, Frankreich ist romantisch, die USA weit weg. Aber Deutschland, das ist nichts Besonderes."

    Justine ist darum froh, dass die Universität die integrativen Willkommenswochen anbietet. Zum einen erfährt sie viel Neues, zum anderen lernt sie schnell Mitstudierende kennen, solche wie Achmed zum Beispiel. Der 23-jährige Ägypter belegt den Masterstudiengang "Integrative Neurowissenschaften". Bei den deutschen Behörden, seufzt er, sei alles viel komplizierter als in Ägypten.

    "Es ist hier für mich ein bisschen so wie: Was kommt zuerst, das Ei oder das Huhn? Also damit meine ich: Was mache ich zuerst? Eröffne ich zuerst ein Bankkonto und unterschreibe ich dann den Mietvertrag? Oder anders herum? Also die Informationen eben, was man zuerst machen sollte, die waren schon sehr hilfreich für mich."

    Am Nachmittag steht eine Stadtrundfahrt mit der Straßenbahn auf dem Programm, anschließend ein Orgelkonzert im Kloster. Die ersten Kontakte sind inzwischen geknüpft.

    "Hi where are you from?"

    "I come from China, can you deutsch sprechen?"

    "Ja na klar. Ich studiere 'Betriebliche Berufsbildung'."

    "Ich auch. Studierst du im Master?"


    Marianne aus Marburg und Jujin aus Zentralchina studieren beide Berufsbildungsmanagement. Ein glücklicher Zufall, dass wir uns jetzt schon kennengelernt haben, sagen die beiden unisono.

    "Ich möchte neue deutsche Freunde kennenlernen. Ich finde es bereichert einen. Es ist ganz spannend, Unterschiede festzustellen, die einfach so Kulturen mitbringen."