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Internationaler Gerichtshof
Völkermord-Klagen zurückgewiesen

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat Serbien und Kroatien vom Vorwurf des Völkermordes im Balkankrieg freigesprochen. Mehr als 20 Jahre nach dem Konflikt wies das höchste UNO-Gericht die Klagen zurück. Beide Länder hätten die Völkermord-Vorwürfe nicht ausreichend belegen können.

03.02.2015
    Der Internationale Strafgerichtshof, das erste permanente Weltgericht, in Den Haag
    Der Internationale Strafgerichtshof hat Serbien und Kroatien vom Vorwurf des Völkermords freigesprochen. (IStGH )
    Serbien hat sich nach Auffassung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag während des Balkankrieges Anfang der 1990er-Jahre nicht des Völkermordes an Kroaten schuldig gemacht. Das Urteil gab am Dienstag der Vorsitzende Richter des höchsten UNO-Tribunals, Peter Tomka, bekannt.
    Zur Begründung hieß, Kroatien habe die Vorwürfe gegenüber Serbien nicht ausreichend belegen können. Es gebe zwar Beweise für umfangreiche Verbrechen, aber nicht für einen gezielten Völkermord.
    Ethnische Säuberungen
    Während des Krieges zwischen Serbien und der abtrünnigen jugoslawischen Teilrepublik Kroatien in den Jahren 1991 und 1995 starben etwa 20.000 Menschen. Im Zuge von "ethnischen Säuberungen" wurden zudem zahlreiche Kroaten vertrieben.
    Kroatien reichte deshalb im Jahr 1999 Klage ein und forderte von Serbien eine Entschädigung. Dessen Regierung lancierte jedoch im Jahr 2010 eine Gegenklage, in der sie Kroatien vorwarf, bei einer Gegenoffensive 200.000 ethnische Serben vertrieben zu haben. Auch diese Klage wurde von den Richtern nun zurückgewiesen.
    Unterschiedliche Reaktionen
    Die Urteile wurden von den beiden Ländern unterschiedlich aufgenommen worden. Der kroatische Ministerpräsident Zoran Milanovic zeigte sich enttäuscht darüber, dass der Gerichtshof die Klage gegen Serbien zurückwies. Sein Land werde an der Forderung festhalten, dass Serbien geraubte Güter zurückgeben müsse. Serbiens Präsident Tomislav Nikolic äußerte die Hoffnung, dass beide Länder in Zukunft Probleme gemeinsam lösen könnten. Dies könne zu einem dauerhaften Frieden auf dem Balkan beitragen.
    (tzi/pg/kis)