Newsblog zur Eskalation im Nahen Osten
Russland, China und EU kritisieren US-Angriff - Iran lehnt weitere Verhandlungen ab

Die USA haben in der Nacht iranische Atomanlagen in Natans, Isfahan und Fordo angegriffen. Der Iran drohte den USA mit Konsequenzen und startete neue Angriffe auf Israel. Irans Außenminister Araghtschi lehnte weitere Verhandlungen ab und will sich heute mit dem russischen Staatschef Putin treffen. Die ausführlichen Entwicklungen hier bei uns im Newsblog.

    Eine US-Marschflugkörper vom Typ Tomahawk wird von einem Flugzeugträger aus gestartet.
    Due USA haben mit Marschflugkörpern und bunkerbrechenden Bombern Atomanlagen im Iran angegriffen. (picture alliance / abaca / ABACA)
    Nach Medienberichten hat das US-Militär bei den Angriffen rund 30 Marschflugkörper von U-Booten aus abgefeuert. Diese seien gegen die Ziele in den Städten Isfahan und Natans eingesetzt worden, berichtet unter anderem die "New York Times". Die unterirdische Atomanlage Fordo soll dagegen mit Tarnkappenbombern vom Typ B-2 angegriffen worden sein. Die Flugzeuge sollen sechs der jeweils mehr als 13 Tonnen schweren Bunkerbrecherbomben vom Typ GBU-57 abgeworfen haben.
    In einer Rede an die Nation sagte US-Präsident Trump, die wichtigsten nuklearen Anreicherungsanlagen im Iran seien vollständig zerstört worden. Er drohte weitere Angriffe an, sollte die Führung in Teheran nicht zum Frieden bereit sein. International hat der Angriff Besorgnis und Kritik ausgelöst. Bundeskanzler Merz berief das Sicherheitskabinett der Bundesregierung ein und forderte eine Verhandlungslösung in dem Konflikt.

    Sonntag, 22. Juni

    +++

    Explosionen in iranischer Akw-Provinz Buschehr +++
    Im Iran hat es in der Provinz Buschehr Medienberichten zufolge eine Explosion gegeben. Mehrere Stunden nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen seien Detonationen zu hören gewesen, berichtete die Tageszeitung "Schargh". Die Nachrichtenagentur Fars erklärte, dass die israelische Armee zwei Ziele in der Stadt Buschehr angegriffen habe. In Buschehr befindet sich ein Atomkraftwerk, das seit September 2011 in Betrieb ist. Zwei weitere Reaktoren befinden sich dort derzeit im Bau. Die Internationale Atomenergiebehörde hatte am Freitag gewarnt, ein direkter Angriff auf das Akw könne schwerwiegende Folgen haben.

    +++ US-Regierung: Wir haben die Iraner kontaktiert +++

    Die USA sind nach dem Schlag gegen den Iran nach eigenen Angaben offen für Gespräche. US-Verteidigungsminister Hegseth sagte auf die Nachfrage eines Journalisten nach diplomatischen Möglichkeiten: Er könne nur bestätigen, dass öffentliche und private Nachrichten an die Iraner über mehrere Kanäle geschickt worden seien - um ihnen die Möglichkeit zu geben, an den Verhandlungstisch zurückzukommen.
    Bis vor Kurzem hatten die USA über längere Zeit immer wieder mit dem Iran über das Atomprogramm verhandelt.

    +++ US-Verteidigungsminister Hegseth spricht von "überwältigendem Erfolg"+++

    Die Angriffe der USA gegen drei Atomanlagen im Iran waren nach Angaben von Verteidigungsminister Hegseth ein "überwältigender Erfolg". Es seien kraftvolle und gezielte Angriffe gewesen, sagte er in Washington. Kein anderes Militär der Welt hätte dies leisten können. Die Attacken hätten sich nicht gegen das iranische Volk oder die iranischen Streitkräfte gerichtet. Es sei einzig und allein darum gegangen, das iranische Atomprogramm zu vernichten. US-Vizepräsident Vance erklärte ebenfalls in Washington, dass die Entscheidung zum Eingreifen in den Krieg zwischen Israel und dem Iran unmittelbar vor den nächtlichen Angriffen gefallen sei.

    +++China verurteilt US-Angriff auf Iran «scharf»+++

    China hat den US-Angriff auf iranische Atomanlagen "scharf verurteilt". Der Angriff der USA auf die iranischen Atomanlagen verletze "die Ziele und Prinzipien der UN-Charta sowie das Völkerrecht massiv und verschärfe die Spannungen im Nahen Osten erheblich, teilte das Pekinger Außenministerium mit. 
    Peking rief die Konfliktparteien, "insbesondere Israel", dazu auf, das Feuer einzustellen, die Zivilbevölkerung zu schützen und den Weg für Dialog und Verhandlungen zu öffnen.

    +++ Russland, China und die EU kritisieren US-Angriffe. +++

    Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Medwedew, erklärte in Moskau, Präsident Trump habe einen neuen Krieg eröffnet. Aus dem chinesischen Außenministerium in Peking hieß es, die US-Angriffe verletzten die Charta der Vereinten Nationen. Pakistan wies darauf hin, die Attacken verstießen gegen alle Normen des Völkerrechts. Scharfe Kritik am Eingreifen der USA kam zudem von Seiten der Europäischen Union.
    Papst Leo XIV. rief beide Seiten zu Verantwortung und Vernunft auf. Auf dem Petersplatz im Vatikan sagte er, jedes Mitglied der internationalen Gemeinschaft habe eine moralische Verantwortung, die Tragödie des Krieges zu stoppen.

    +++ Iran lehnt weitere Verhandlungen ab und will mit Putin sprechen. +++

    Der iranische Außenminister Araghtschi hat weitere Verhandlungen abglehnt. Er sagte, die Forderungen an sein Land zu einer Rückkehr zur Diplomatie seien "irrelevant". Die USA verstünden nur Drohungen und Gewalt. Araghtschi kündigte an, noch heute nach Moskau zu reisen; dort sei ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin geplant. Bereits zuvor hatte der iranische Außenminister der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA vorgeworfen, mit ihrem Verhalten den Weg zu dieser "Aggression" geebnet zu haben.

    +++ Schriftsteller Navid Kermani kritisiert die Angriffe auf den Iran und Merz' "Drecksarbeit"-Äußerung +++

    Der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani befürchtet, dass der Krieg Israels gegen den Iran eine demokratische Zukunft des Irans gefährdet. Der Krieg werde weder Israel Sicherheit bringen noch dem Iran Freiheit, sagte Kermani der Deutschen Presse-Agentur. An die Adresse von Bundeskanzler Merz sagte er, mt "Dreck" meine er offenbar die Menschen, die im Iran in den Hochhäusern ohne Luftschutzkeller säßen und jetzt von Israel bombardiert würden. Er verwies zudem darauf, dass alle bekannten Protagonisten der Demokratie-Bewegung sich gegen den Krieg ausgesprochen hätten.
    Der in Siegen geborene Kermani befürchtet, dass das iranische Regime seine Waffen gegen das eigene Volk einsetzen würde, sollte Israel versuchen, mit US-Unterstützung die Staatsführung zu Fall zu bringen. Sollte die politische und religiöse Führung des Iran den Krieg dagegen überleben, wäre nach Überzeugung Kermanis eine Repressionswelle gegen die eigene Bevölkerung die Folge. "Das heißt also, beide Optionen führen ins Verderben."

    +++ Revolutionsgarden drohen indirekt mit Angriffen auf US-Militärbasen +++

    Die iranischen Revolutionsgarden haben den USA indirekt mit Angriffen gegen Militäreinrichtungen gedroht. Sie teilten mit, die US-Militärbasen in der Region seien kein Vorteil, sondern eher "Punkte der Verwundbarkeit". Die USA müssten als Reaktion auf ihren Angriff mit Vergeltung rechnen.

    +++ US-Angriff sorgt in den Vereinigten Staaten für Kritik. +++

    Der frühere Berater von Präsident Trump, Oberstleutnant a. D. Vindman, sagte, er halte es für unwahrscheinlich, dass es mit den Angriffen von heute vorbei sei. Trump-Vertraute wie Steve Bannon hatten zuvor vergeblich versucht, den Präsidenten von einer Kriegsbeteiligung abzubringen.
    Führende Demokraten warfen Trump vor, gegen die Interessen der USA zu handeln. Die Abgeordnete Ocasio-Cortez sagte, Trump sei impulsiv das Risiko eingegangen, dass die USA in einen Krieg hineingezogen würden. Das sei ein Grund für ein Amtsenthebungsverfahren.

    +++ Bundeskanzler Merz fordert diplomatische Lösung des Konflikts. +++

    Bundeskanzler Merz hat das Sicherheitskabinett der Bundesregierung einberufen. Sein Sprecher teilte mit, Merz habe seine Aufforderung an den Iran bekräftigt, sofort Verhandlungen mit den USA und Israel aufzunehmen und zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts zu kommen. Nach Informationen des Spiegel wurde Merz erst nach Beginn der US-Angriffe auf den Iran von der Trump-Regierung informiert.
    Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Hardt hat den amerikanischen Angriff begrüßt. Nach der Weigerung des Iran, auf das Verhandlungsangebot der Europäer einzugehen, sei die Konsequenz eines US-amerikanischen Schlags gegen die Atomanlagen absehbar gewesen, sagte Hardt der Nachrichtenagentur Reuters. Er wirft dem Iran eine "offensichtliche Lüge" vor, dass das Land keine Atombombe baue, obwohl sowohl das Atom- als auch das Raketenprogramm eindeutig in diese Richtung gegangen seien.
    Die beiden SPD-Außenpolitiker Mützenich und Stegner haben die US-Angriffe dagegen kritisiert. Mützenich sagte dem Tagesspiegel, der Versuch, die internationale Ordnung durch Zusammenarbeit, Kontrolle und Verträge zu stärken, werde um Jahrzehnte zurückgeworfen. Stegner sagte der Rheinischen Post, es sei kein guter Tag für alle, die auf Frieden hoffen würden.

    +++ EU-Außenminister wollen morgen über Lage beraten. +++

    Die EU-Außenbeauftragte Kallas hat zu Mäßigung und Verhandlungen aufgefordert. Sie bitte alle Seiten dringend darum, einen Schritt zurückzutreten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine weitere Eskalation zu verhindern, erklärt Kallas auf der Plattform X. Sie betont zugleich, dass dem Iran nicht erlaub werden dürfe, eine Atomwaffe zu entwickeln. Die EU-Außenminister wollen morgen über die Lage beraten.

    +++ Deutlich mehr Verletzte bei iranischem Angriff auf Israel als bisher bekannt. +++

    Laut dem israelischen Gesundheitsministerium sind bei den iranischen Raketenangriffen deutlich mehr Menschen verletzt worden, als zunächst von Rettungskräften gemeldet. Das Ministerium teilte mit, es seien 86 Personen verletzt worden; die meisten von ihnen leicht. Der Iran hatte am Morgen eine neue Angriffswelle gegen Israel gestartet. Laut Irans Staatssender wurden insgesamt 30 Raketen abgefeuert.

    +++ Iran spricht von "oberflächlichen" Schäden an Atomanlage Fordow. +++

    Der Iran hat die Auswirkungen der US-Angriffe auf die Atomanlage Fordow heruntergespielt. Nach Angaben des US-Senders CNN sagte ein iranischer Abgeordneter, der Angriff sei "recht oberflächlich" gewesen und habe die Anlage nicht ernsthaft beschädigt. Er bezeichnete die Aussage von US-Präsident Trump, wonach die Anlage zerstört worden sei, als Lüge.
    Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hat der Iran den größten Teil des hochangereicherten Urans in Fordow vor dem US-Angriff an einen anderen Ort gebracht.

    +++ Iran könnte aus Atomwaffensperrvertrag austreten. +++

    Nach den US-Angriffen hat der Iran nach Meinung eines führenden iranischen Politikers das Recht, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszutreten. Der Leiter des außenpolitischen Ausschusses des Parlaments, Golroo, schrieb auf der Plattform X, ein Mitgliedsland habe das Recht, aus dem Vertrag auszutreten, wenn es entscheide, dass außergewöhnliche Ereignisse die höchsten Interessen seines Landes gefährdet haben.
    Der Atomwaffensperrvertrag soll die Weiterverbreitung von Atomwaffen verhindern. Der Iran ist dem Vertrag 1970, noch zur Zeit der Herrschaft des Schahs, beigetreten.

    +++ Aktienmarkt in Israel steigt auf neues Rekordhoch. +++

    Am israelischen Aktienmarkt gibt es nach den US-Angriffen ein neues Rekordhoch. An der Börse in Tel Aviv notierten die wichtigsten Indizes jeweils rund 1,5 Prozent höher. Bereits seit dem Beginn der israelischen Angriffe auf Ziele im Iran waren die Kurse kontinuierlich gestiegen.

    +++ Arabische Länder äußern Besorgnis. +++

    Saudi-Arabien hat seine "große Besorgnis" über die US-Angriffe auf den Iran zum Ausdruck gebracht. Das teilte das Außenministerium über die Plattform X mit. Das Land rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Bemühungen um eine politische Lösung zur Beendigung der Krise zu verstärken. Aus dem Oman hieß es, die USA würde mit ihrem Angriff internationales Recht verletzen. Katars Außenministerium sprach von "katastrophalen Auswirkungen" auf regionaler und internationaler Ebene. Die jemenitische Huthi-Miliz wertete den US-Einsatz als Kriegserklärung.

    +++ Der US-amerikanische Politologe Denison vermutet Sachzwänge hinter Trumps Entscheidung. +++

    Es sei klar gewesen, dass Israel Hilfe dabei brauche, das Atomprogramm des Iran zu beenden, sagte Denison im Deutschlandfunk. Wäre das US-Militär nicht eingeschritten, hätte Israel womöglich zunehmend politische Ziele im Iran angegriffen. Die Folge wäre laut Denison ein von der israelischen Armee "angestochener, zorniger Iran mit einem bestehenden Nuklearprogramm" gewesen. Insofern könne man sagen, dass Israels Ministerpräsident Netanjahu sich durchgesetzt und Trump durch die eskalierende Lage keine andere Möglichkeit gelassen habe als einzugreifen.

    +++ Iran beantragt Sondersitzung der UNO. +++

    Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen beantragt laut Berichten staatlicher iranischer Medien eine Sondersitzung des Sicherheitsrats der UNO. Ziel sei es, die US-Angriffe auf Atomanlagen im Iran zu verurteilen und für den Erhalt des internationalen Friedens zu sorgen. Es handele sich um eine "grundlose und vorsätzlich geplante Aggression". UNO-Generalsekretär Guterres hat sich zutiefst beunruhigt über den US-Militäreinsatz gegen den Iran geäußert. Dies sei eine gefährliche Eskalation und eine direkte Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit.

    +++ Führende US-Demokraten kritisieren Trump scharf. +++

    Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Schumer, sagte, kein Präsident sollte das Recht haben, das Land auf eigene Faust und ohne klare Strategie in den Krieg zu führen. Trump müsse dem Kongress und den Menschen in Amerika Rede und Antwort stehen. Ähnlich äußerte sich auch der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Jeffries. Der Präsident habe das Land getäuscht und es versäumt, die Zustimmung des Kongresses für den Militäreinsatz einzuholen. Die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Pelosi, warf Trump Rechtsbruch vor.

    +++ US-Regierung soll nur führende Republikaner vorab informiert haben. +++

    Laut einem Bericht des Nachrichtensenders CNN hat die Regierung von US-Präsident Trump nur führende Politiker der eigenen republikanischen Partei vorab über den Angriff informiert. Die oppositionellen Demokraten seien dagegen nicht vorab mit Informationen versorgt worden. Laut New York Times wurden sie erst über den Angriff unterrichtet, als Trump die Nachricht bereits über Soziale Medien verbreitet hatte.

    +++ Iran droht mit Vergeltung - Israel begrüßt US-Angriffe. +++

    Irans Außenminister Araghtschi schrieb auf der Plattform X, die Ereignisse seien "ungeheuerlich" und würden dauerhafte Folgen haben. Israels Verteidigungsminister Katz hat die US-Angriffe unterdessen als "historischen Schritt" begrüßt. Mögliche iranische Atomwaffen hätten Israel, die Länder der Region und das nationale Sicherheitsinteresse der USA selbst gefährdet. Israels Ministerpräsident Netanjahu sprach von einer "mutigen Entscheidung" des US-Präsidenten.

    +++ Nach US-Angriff: Bisher keine erhöhte Strahlenmessung festgestellt. +++

    Das Nationale Zentrum für das Nukleare Sicherheitssystem im Iran erklärte, es seien "keine Anzeichen für eine Kontamination" festgestellt worden. Es bestehe daher keine Gefahr für die rund um die Anlagen lebenden Menschen. Auch die Behörden in Saudi-Arabien erklärten, man habe in den Golfstaaten bisher keine erhöhte radioaktive Strahlung feststellen können.

    +++ US-Präsident Trump bestätigt Angriff auf den Iran. +++

    US-Präsident Trump hat sich um kurz vor 2 Uhr deutscher Zeit über seine Social-Media-Plattform Truth Social zu Wort gemeldet. Er erklärte den Angriff auf drei iranische Atomanlagen für erfolgreich abgeschlossen. Trump sagte, alle Flugzeuge befänden sich inzwischen wieder außerhalb des iranischen Luftraums.
    Archiv: Newsblog von Samstag, 21. Juni 2025
    Diese Nachricht wurde am 22.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.