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Is was?! Aufreger der Woche
Midterms mit Merkel und Merz

Schon vor der Halbzeit gerät die deutsche Regierung ins Wanken – die Kanzlerin leitet ihren Rückzug ein, ein Untoter steigt aus der politischen Mottenkiste - ohne Parlamentssitz, dafür mit fettem Portfolio. Und vielleicht machen gerade alle die Rechnung ohne einen anderen alten Bekannten…

Von Sigrid Fischer |
    Friedrich Merz bei einer Tagung des Wirtschaftsrates
    Er ist wieder da: Fast 10 Jahre wartete Friedrich Merz auf seinen Moment. (dpa/Jens Büttner)
    Liebe 13- Jährige dieser Republik, es ist nun an der Zeit, dass Ihr die Wahrheit erfahrt:
    Angela Merkel: "Ich wurde nicht als Kanzlerin geboren".
    Nein, qua Geburt steht das Kanzleramt jemand anderem zu
    Friedrich Merz: "Mein Name ist Friedrich Merz, mit 'e'"
    Einem Untoten mit Ausdauer und der Dynamik eines Kängurus: Fast 10 Jahre sitzt der Friedrich – eh wie noch mal
    "Merz mit 'e'"
    Aus der politischen Mottenkiste
    Ach ja. Fast 10 Jahre seines Lebens sitzt er vorne auf der Stuhlkante, bereit zum Sprung. Und dann fällt der entscheidende Satz seiner Lieblingsfeindin, und er springt – raus aus der politischen Mottenkiste, Zitat: "nach reiflicher Überlegung" – äh, von wieviel Sekunden?? Ohne Parlamentssitz und -stimme, dafür mit fettem Portfolio unterm kahl gewordenen Pony. Und mit typischer Lobbyistenhybris: die ganze Welt wartet auf mich, nur auf mich.
    "Friedrich Merz"
    Kein "wenn und aber", kein "hätte, könnte, würde".
    Friedrich Merz: "Ich bin davon überzeugt, dass Angela Merkel und ich miteinander klar kommen werden – werden – werden."
    Konjunktiv? Kennt er nicht. Bei der Schreibweise von "Energiewende", "Sozialstaat", "Kündigungsschutz", "Abgeordnetentransparenz" hapert‘s auch noch. Der Kollege hat etwas den Anschluss verpasst.
    Angela Merkel: "Schauen Sie, alles hat seine Vor- und Nachteile."
    Vor allem für die Medien, die den Merz mit "e" eifrig herbei schreiben. Denn herrliche Zeiten stehen der Zunft bevor, wenn die verfeindeten Rivalen zusammen gezwungen werden - Angela Capulet und Friedrich Montague
    Friedrich Merz: "Es gibt Menschen, die von ihren Überzeugungen und Arbeitsweisen nicht zusammenpassen."
    Verhältnisse wie im Weißen Haus
    Das nennt man: Verhältnisse wie im Weißen Haus. Die deutschen Midterms, die finden Anfang Dezember, also schon vor der Halbzeit statt. Und das Aufgebot ist noch nicht komplett. Aus Großburgwedel vernimmt man, dass dem Hausherrn im postpräsidialen Eigenheim langweilig ist, die zweifache Gattin und einmalige First Lady soll es nämlich gegen ein denkmalgeschütztes Anwesen mit Unternehmer drin getauscht haben. Hm, was würde denn wohl besser klingen? "Rachekanzler Merz", oder "Hobbykanzler Wulff"?
    Angela Merkel: "Ich bin überzeugt, wir müssen innehalten."
    Sehr gute Idee.