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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Scheiternde Männer beherrschten in dieser Woche die Schlagzeilen: Nationalschwiegersohn Jörg Pilawa geht mit der ersten Fernsehshow mit App-Mitwirkung baden. Ein US-Gericht verbietet einem vierfachen Vater, weitere Kinder zu zeugen. Und die Nationalmannschaft langweilt nur noch.

Von Klaus Nothnagel |
    Moderator Jörg Pilawa posiert am 21.02.2014 in Hamburg vor der Aufzeichnung der "NDR Talk Show".
    Moderator Jörg Pilawa: Liebling christdemokratischer Kleinstadtschwiegermütter. (dpa / Georg Wendt)
    Manche Menschen sind häufig im Fernsehen und erfreuen sich allgemeiner Wertschätzung - mir aber ist so, als würde ich diese Leute schon vergessen, während ich sie noch sehe. Jörg Pilawa ist so einer: mäßig gut aussehend, mäßig eloquent, mit mäßig blauen Augen und einem mäßigen Humor ausgestattet, durchaus wohlerzogen und auf eine Art charmant, wie es christdemokratische Kleinstadtschwiegermütter lieben. Bei seiner neuen ARD-Quizduell-Show versucht er, unablässig plappernd und umherhoppsend, aus der Tatsache, dass fast alles schiefgeht, ein paar bescheidene Lacher zu ziehen.
    Fälschlicherweise glaubte die ARD, eine Show hinzukriegen, in der online über eine App mitgewirkt werden kann - was aber volle vier Sendungen lang nicht klappte. Dafür kann der Nationalschwiegersohn nichts. Trotzdem, seinen Enkeln kann er eines Tages das Gleiche erzählen wie Markus Lanz den seinen: "Ich war bei einer ganz großen Fernsehpeinlichkeit dabei....!"
    Bleiben wir noch bei scheiternden Männern: In den USA ist einem vierfachen Vater richterlich untersagt worden, weitere Kinder zu zeugen. Grund: Der Mann liegt bei seinen Unterhaltszahlungen mit 100.000 Dollar hinten. Schöne Idee eigentlich: Den unterhaltshinterzieherischen Schundnickeln wird zeugungsmäßig der Hahn zugedreht. Aber wie überwacht man das? Stattet man die Wohnung des Delinquenten mit Videokameras aus, die, wann immer der Mann die Hose öffnet, Meldung machen und im Gericht eine kreischende Sirene auslösen? Und muss der Unterhaltshinterzieher dann in voller Hose schlafen, um den Alarm zu umgehen? Oder appliziert man dem Mann eine Apparatur an die Tatwaffe? Ich merke gerade, ich möchte hier doch nicht weiter ins Detail gehen.
    Wo sind die finsteren Fußballer geblieben?
    Wenden wir uns stattdessen einem letzten klassischen Männerthema zu: Jogi Löw und seine Jungs. Dass sein B-Team uns gegen Polen königlich gelangweilt hat: geschenkt. Aber die A-Truppe! Diese heiter schwebende Mittelfeld-Boheme ohne Vorn und ohne Hinten! Oder anders gesagt: Kein Knipser im Sturm, kein Metzger in der Abwehr. Wo sind die Bösewichte, vor denen sich jeder gegnerische Stürmer fürchtet, sogar der italienische? Wo sind die Nachfolger vom humorlosen Kohler, von Buchwald (dem Maradonna-Neutralisator), von den hundsgemeinen Förster-Brüdern, vom finsteren Augenthaler, Katsche Schwarzenbeck und Willy Schulz, um jetzt mal an ganz alte Zeiten zu erinnern? Sag mir wo die Schlachter sind, wo sind sie geblie-hie-ben?
    Im deutschen Team herrscht zu viel Mozart, zu wenig Wagner, um es mal mit Otto Rehhagel zu sagen. Und Boateng zählt nicht - der kann zwar holzen, fliegt aber gerne mal mit roter Karte raus, weil er die Blutgrätsche zu tölpelhaft ansetzt. Ich lege mich fest: Spätestens im Viertelfinale ist Schluss. Traurig, traurig, traurig.