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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

"Wer soll das bezahlen?" Diese Frage geht in Moment rum - bei der Weltmeisterschaft in Brasilien und bei der Rettung des Höhlenforschers. Wichtiger ist aber die Gesundheit. Glücklich ist, wer keine Rückenschmerzen bekommen kann, weil er kein Rückgrat hat.

Von Stefan Reusch | 20.06.2014
    Bahnchef Rüdiger Grube und der damalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla stehen vor einer Karte mit Bahnstrecken.
    Bald Kollegen: Bahnchef Rüdiger Grube (li.) und Ronald Pofalla. (picture alliance / dpa / Andreas Endermann)
    Fußball ist einfach. Zum Beispiel ist die falsche 9 eine vorgeschobene 10, die, sei es als hängende 11 oder eingerückte 7, weit vor der Viererkette schon die Doppel 6 entlastet. Also: Fußball ist einfach - schwer zu verstehen. Gut, das ist die Weltlage auch. Oh sorry, immer diese Verzahnung von Sport und Politik - das nervt. Das ist grad so, wie wenn ... angenommen: Spanien wird als Weltmeister entthront und - hastdunicht gesehen - dankt der spanische König ab. Das ist - ok, ein schlechtes Beispiel. - Moment, Gegenprobe: Deutschland gewinnt. Und die Kanzlerin jubelt, denn sie bleibt Kanzlerin.
    Was machte die eigentlich in Brasilien? Mit ihrer brasilianischen Amtskollegin sprechen, jaja. Die wollte doch nur zu Jogis Jungs. Und so - als Arbeitsbesuch getarnt - zahlt's wer? Na? Das ist die deutsche Frage: "Wer zahlt?". Lange war die Frage auf einem schweren Auswärtsspiel: In Brasilien, da stellten sich die Leute diese Frage: "Dieses Fußballturnier - wer zahlt's?" Mittlerweile wissen sie's. Und die Frage ist wieder da, wo sie hin gehört. Hier. Aktuell im Einsatz ist unser "Wer soll das bezahlen?" bei der geglückten Höhlenforscher-Rettung. Jetzt aber wird das Offizielle der Mission des Verunglückten betont, und also - so heißt es - verbiete sich die Frage. Hätte er sich inoffiziell, also als privater Hobby-Höhlenforscher tiefergelegt, hätte man sich dann nicht dazu herabgelassen, sofort Spezialisten zu ihm herabzulassen, sondern eventuell später mal und auch weniger? Oder was? Hätte man ihn als Quasi-Kassenpatienten behandelt? Übrigens: dem armen Mann geht es soweit gut. Und Gesundheit ist ja das Wichtigste.
    Die meisten Deutschen haben Rücken. Bis auf Mats Hummels. Der hat Knie. Aber auch Ronald Pofalla. Der hat nichts. Nicht mal 'n Rücken. Wozu auch: ohne Rückgrat. So könnte man den Grünen-Chef Anton Hofreiter verstehen. Von Pofallas neuem Job bei der Bahn spricht Hofreiter als einer "nachgelagerten Belohnung" für dessen bahnfreundliche Entscheidungen als Kanzleramtsminister. - Nun, wes' Brot ich ess, und sei es auch nachgelagertes Brot ... des' Lied ich sing, wird sich der Pofalla denken, und ihr Kleingrünkarierten könnt mich mal gern haben.
    Demnächst arbeitet er also bei der Bahn. Ohne Helm. Das nur als Information für die, die Pofalla als notorischen Radfahrer sehen, nein, er braucht keinen Helm, man wird ihn auch in Zukunft nicht als Radfahrer erkennen können. In diesem Pofalla-Falle ist das Urteil des BGH bedauerlich. Doch trotz Nein zur Helmpflicht, folgende Schlagzeile ist in jedem Fall falsch: "Schadenersatz für Radfahrer ohne Helm". Es gibt null Schadenersatz für einen Radfahrer, der ohne Helm fährt. Er muss schon auch stürzen, gell. Sonst zahlt niemand. Und ihm bleibt nur seine Gesundheit. Tja, man kann nicht alles haben.