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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Der Generalbundesanwalt beklagt sich, weil seine Unabhängigkeit durch den Justizminister bedroht worden sei, und wird entlassen. In Sachsen-Anhalt ist wegen eines rechtsradikalen Vereins der Spielbetrieb einer Fußball-Kreisliga gefährdet. Und in den USA beginnt das Schaulaufen der republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten.

Von Klaus Nothnagel | 07.08.2015
    Generalbundesanwalt Harald Range läuft und schaut dabei auf sein Handy.
    Generalbundesanwalt Harald Range musste gehen (pa/dpa/Jutrczenka)
    Wie war das noch? Der Generalbundesanwalt beklagt sich, weil seine Unabhängigkeit durch den Justizminister bedroht worden sei. Der Generalsbundesanwalt als politischer Beamter muss aber dem Minister im Zweifelsfall gehorchen – da gibt's keine Unabhängigkeit, da ist also auch nichts zu bedrohen. Ein Generalbundesanwalt, der sogar Freiheiten verteidigt, die gar nicht existieren: Eigentlich schade, dass der gefeuert wurde.
    Schwer zu erklären
    Auch schwer zu erklären: Gegen die Männer von Netzpolitik.org wird wegen des Verdachts auf Landesverrat ermittelt, während sie gleichzeitig ausgezeichnet werden, weil sie die Rechte der Bürger im Internet verteidigen. Auf der Urkunde steht unter anderem die Unterschrift des Bundespräsidenten - und der Laie fragt sich natürlich: Wenn der unterschrieben hat, ist es dann nicht eine Art Staatspreis? Für mutmaßliche Landesverräter?
    Bildungsrepublik Deutschland
    Ist es da nicht ein bisschen ungerecht, dass Edward Snowden noch keinen Staatspreis hat? Im Schutz des Sommerlochs hat sich in den "Tagesthemen" der ARD Erstaunliches ereignet: Anja Reschke vom NDR hat einen Kommentar zur Flüchtlingsfrage gesprochen, der nicht ausgewogen, weich gespült und von allerlei Rücksichten geprägt war: Bekämpft die Rassisten und sonstige Flüchtlingsfeinde, sagte sie sinngemäß, widersprecht den Volksverhetzern, die bei Facebook und anderswo toben.
    Sofort regnete es wütende Kommentare, in denen immer wieder die Objektivität der Medien angemahnt wurde - von Leuten, die den Unterschied zwischen Bericht und Kommentar nicht kennen. Bildungsrepublik Deutschland? Ein Abgrund von Blödheit.
    Schlägereien und Spielabbrüche
    Der Rechtsradikalismus sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, heißt es ja immer. Stimmt. In Sachsen-Anhalt ist wegen eines rechtsradikalen Vereins der Spielbetrieb einer Fußball-Kreisliga gefährdet - und was könnte mehr "Mitte der Gesellschaft" sein als Fußball-Kreisliga? Der Verfassungsschutz zählt 15 Spieler des Vereins zur rechtsextremen Szene; Gewaltexzesse der Nazis haben zu Schlägereien und Spielabbrüchen geführt, und jetzt weigern sich die meisten Schiedsrichter, Spiele dieses Vereins zu pfeifen.
    Nazis bedrohen den Fußballspielbetrieb – ich vermute, in Sachsen-Anhalt wird sich trotzdem niemand zum Handeln genötigt sehen. Ein Mann in Anzug und gestreifter Krawatte wickelt einige Scheiben Schinken um den Lauf eines Maschinengewehrs, schießt solange, bis Fett vom Gewehrschinken trieft und sagt lächelnd in die Kamera: "Mhm, Machine Gun Bacon."
    Ted Cruz aus Texas will mit diesem Werbespot Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden; er wäre nicht der erste dumme Texaner, der die Amerikaner begeistert. Seinen Werbespot kann man leicht missverstehen; ich zum Beispiel neige dazu, ihn als lustige Befürwortung von Amokläufen in amerikanischen Schulen zu sehen.
    Machine Gun Bacon - wenn's ganz dumm kommt, wird einem derartigen Schwachkopf die Führung der wichtigsten Nation der westlichen Welt anvertraut. Es ist zum Fürchten.