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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Die einen betrügen beim Abgastest, die anderen lassen sich erst weltweit wegen ihrer Willkommenskultur feiern, um kurz darauf die Grenzen dichtz machen. Und Franziskus? Der reiste in die USA und redete - nicht nur als erster Papst im US-Kongress, sondern auch den Amerikanern ins Gewissen.

Von Sigrid Fischer | 25.09.2015
    Au weh au weh! Das hat aber gedauert. Bis es auch der Letzte merkt:
    "Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns."
    Zu Deutsch: Schraube locker. Ja, Autobauer schummeln was das Fahrwerk hergibt! Auch die deutschen! Und die Politik schaut zu beziehungsweise weg. "Not made in Germany" wird jetzt zum Gütezeichen. Deutsche Wertarbeit ist Schummelarbeit. Hatten wir uns nicht gerade erst ein Superimage in der Welt erarbeitet mit unserer vorbildlichen Willkommenskultur? Und mit einem Abgastest ist alles dahin. Der neue Slogan heißt: Volkswagen - Wir fahren mit krimineller Energie.
    Dass deutsche Wirtschaftskonzerne des Betrügens kundig sind, überrascht uns nicht, die Deutsche Bank und Konsorten hatten schon vorgelegt. Die Waffenschmieden sowieso – nicht nur mit Schießgewehren, die nicht treffen, auch mit Ausfuhrgenehmigungsschummeleien, das hat die ARD ja noch mal nachgespielt am Mittwoch. Und alles nur für Pinkepinke, oder wie der Papst gestern vor dem US-Kongress meinte "Für Geld, das von Blut - oft unschuldigem Blut - trieft." Aber warum auch noch die Automobilbranche, für die nu wirklich jedes KanzlerInnenherz extrem hochtourig schlägt?
    Ertappt
    Das Allerpeinlichste daran ist ja, dass ausgerechnet Amerikaner uns erzählen, wie Umweltschutz geht. Amerikaner mit ihren perversen Vorlieben für SUV-, Pick-up- und Range Rover-Dreckschleudern. Oder steckt da etwa was ganz anderes hinter? Ist es die späte Rache des VW-Patriarchen, der mit Rosen züchten im Ruhestand nicht ausgelastet ist?
    So oder so, das kommt davon, wenn Politik immer wieder mit den falschen ins Bett geht. Und da sind sie alle gleich: ob Autokanzler Schröder oder Autokanzlerin Merkel.
    Die hatten ja ein Rendezvous diese Woche, um sich gegenseitig einen PR-wirksamen "Bild"-, "BamS"-, und Glotzenauftritt zu verschaffen. In Sachen Öffentlichkeitsarbeit sind sie echt ein gutes Team, und das schon seit zehn Jahren, seit er sich bei ihr für seinen furiosen letzten Auftritt in der Elefantenrunde bedankt hat, wie sie jetzt zugab.
    "Im Büro stand ein Kuchen und das fand ich ganz toll."
    Von wegen Willkommenskultur
    Kuchen ist bestimmt nicht drin im Rückreiseproviantpaket für abgelehnte Flüchtlinge. So schnell kann's gehen: Statt von "Welcome" reden jetzt alle von "Refugee Goodbye" und "stay where you are". Von Hotspots, Fehlanreizen, Leistungskürzungen. Hat sich die de Maizière-Seehofer-Orban-Linie doch ganz gut behauptet. Wieso entwickelt eigentlich keiner mal ne Software wider das schnelle Vergessen? Vielleicht eine hübsche neue Aufgabe für Prof Dr. Winterkorn?