Gazastreifen
Israel bestätigt Ermittlungen zu tödlichen Schüssen nahe Verteilzentren

Immer wieder gibt es Berichte über Tote im Gazastreifen nach israelischem Beschuss in der Nähe von Hilfszentren. Nun räumte das israelische Militär erstmals ein, wegen mehrerer Vorfälle gegen eigene Soldaten zu ermitteln.

    Viele Menschen tragen auf den Schultern oder auf Fahrrädern Säcke mit Lebensmitteln.
    Während Menschen im Gazastreifen Lebensmittel an einer Ausgabestelle holen, wurden sie von der israelischen Armee beschossen. (picture alliance / Anadolu / Saeed M. M. T. Jaras)
    Die israelische Armee erklärte, sie führe Ermittlungen wegen Fällen durch, in denen palästinensische Zivilisten getötet geworden seien, die sich mit Hilfsgütern versorgen wollten. Damit bestätigte das Militär entsprechende Medienberichte. Einsatzkräfte hätten aufgrund der bereits gewonnenen Erkenntnisse neue Anweisungen bekommen, hieß es.
    Die "Times of Israel" hatte zuvor gemeldet, dass israelische Soldaten in der Vergangenheit scharf geschossen hätten, wenn sich Menschen außerhalb der vorgesehenen Routen oder außerhalb der Öffnungszeiten den Hilfszentren genähert und für die Soldaten eine Bedrohung dargestellt hätten. Dabei seien "wenige Menschen" getötet worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Israels Armee. 

    Medienbericht: Auch Artilleriefeuer auf Zivilisten

    In drei Fällen gab das Militär demnach auch Artilleriefeuer auf Gebiete in der Nähe der Zentren ab, um Palästinenser daran zu hindern, sich bestimmten Zonen außerhalb der Verteilungsstellen zu nähern. Dabei habe es 30 bis 40 Opfer gegeben, darunter "mehrere Tote". Armeeangehörige sprachen laut der "Times of Israel" von einem "ungenauen Artilleriebeschuss", der nicht als direkter Angriff auf Zivilisten an den Verteilstellen gedacht gewesen sei. 
    Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtet, dass Israels Militärstaatsanwaltschaft wegen israelischer Schüsse auf Palästinenser in der Nähe der Hilfszentren ermittle. 

    Palästinenser: rund 550 Tote in der Nähe der Verteilstellen

    Palästinensischen Angaben zufolge sollen in der Gegend der Verteilstellen der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) seit deren Eröffnung Ende Mai rund 550 Palästinenser getötet worden sein. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren. Auch heute gab es wieder Berichte über weitere Todesopfer. So sollen mindestens elf Menschen bei dem Beschuss von Zivilisten nahe eines Verteilzentrums getötet worden sein, meldet ein Krankenhaus im Gazastreifen.
    Die israelische Armee sagte, sie habe die Hilfsverteilungszentren nun umzäunt, zusätzliche Zugangswege geöffnet und Schranken errichtet, um "Spannungen mit der Bevölkerung" zu reduzieren. Aus diesem Grund sei auch eine Verteilstelle in Rafah im Süden des Gebiets vorübergehend geschlossen worden. In der Nähe soll demnach ein neues Zentrum entstehen. 
    Diese Nachricht wurde am 30.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.