Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Israel
Erste Konsequenzen nach Anschlag in Tel Aviv

Nach dem Anschlag in Tel Aviv mit vier Toten gibt es erste Konsequenzen: Das israelische Militär hat die Einreisegenehmigungen von mehr als 80.000 Palästinensern zurückgezogen. Im Westjordanland sollen außerdem die Truppen verstärkt werden, und in Tel Aviv sind zusätzliche Polizisten im Einsatz.

09.06.2016
    Ein israelischer Soldat an einem Checkpoint im Ort Yatta im Westjordanland am 9.6.2016.
    Ein israelischer Soldat an einem Checkpoint im Ort Yatta im Westjordanland. (afp / Hazem Bader)
    Die jetzt zurückgezogenen Einreisegenehmigungen sollten es den betroffenen Palästinensern ermöglichen, während des aktuellen islamischen Fastenmonats Ramadan ihre Familien oder etwa die Al-Aksa-Moschee in Jerusalem besuchen zu können. Nun können die Betroffenen das Westjordanland beziehungsweise den Gazastreifen nicht verlassen.
    In Tel Aviv wurden Sondereinheiten der Polizei mobilisiert, vor allem rund um die zentrale Busstation und um Bahnhöfe, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte.
    Palästinenser festgenommen
    Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte in der Nacht angekündigt, weitere Schritte gegen Terroristen zu ergreifen - diese seien "offensiver und defensiver Natur". Bei dem Angriff wurden am Abend vier Israelis getötet und sechs weitere verletzt. Die Täter wurden festgenommen. Nach Angaben der israelischen Polizei handelt es sich bei den Angreifern um zwei Palästinenser, die miteinander verwandt sind und aus einem Dorf in der Nähe von Hebron im Westjordanland stammen. Das Dorf Yatta wurde von Soldaten abgeriegelt.
    In dem belebten Sarona-Viertel mit seinen vielen Restaurants und Cafés hätten sie wahllos auf Menschen geschossen, berichtet ARD-Korrespondent Christian Wagner. Die Polizei konnte die beiden Täter schließlich stoppen und festnehmen. Einer der beiden erlitt bei dem Einsatz eine Schussverletzung.
    Tat wird international verurteilt
    International wird der Anschlag verurteilt. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte, Mord und Terror seien durch nichts zu rechtfertigen. Auch das US-Außenministerium verurteilte den "schrecklichen Terroranschlag". "Diese feigen Attentate gegen unschuldige Zivilisten können niemals gerechtfertigt werden", erklärte Ministeriumssprecher Mark Toner in Washington.
    Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnete die Tat in einer Stellungnahme seines Büros als einen "kaltblütigen Mord durch verabscheuungswürdige Terroristen". Er begab sich noch am Abend an den Tatort. Das ehemalige deutsche Templerdorf Sarona liegt direkt gegenüber von Israels Militärhauptquartier und Verteidigungsministerium.
    Es war der erste tödliche Anschlag in Israel seit der Ernennung von Avigdor Lieberman zum Verteidigungsminister. Der Vorsitzende der ultrarechten Partei "Unser Haus Israel" hat sich in der Vergangenheit immer wieder für ein härteres Vorgehen gegen die Palästinenser stark gemacht und Netanjahus Sicherheitspolitik als "zu lasch" kritisiert.
    Hamas lobt Angriff
    Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas lobte den Angriff auf die israelischen Zivilisten in Tel Aviv. Hamas-Vertreter Muschir al-Masri sprach von einem "heldenhaften Einsatz" und drohte mit weiteren "Überraschungen" für Israelis im islamischen Fastenmonat Ramadan, der gerade begonnen hat.
    Der israelische Inlandsgeheimdienst teilte mit, er habe keine Informationen über den bevorstehenden Anschlag in Tel Aviv gehabt. Seit vergangenem Herbst haben sich die Angriffe von Palästinensern auf Israelis gehäuft. Bei verschiedenen Attacken kamen seit Oktober 32 Israelis ums Leben. Mehr als 200 Palästinenser wurden getötet, die meisten bei von ihnen verübten Anschlägen.
    (pr/mg)