Mitte Dezember in Jerusalem. Ein palästinensischer Attentäter rast mit einem weißen Mazda in eine Gruppe von Passanten an einer Bushaltestelle. 14 Menschen werden bei dem Anschlag verletzt. Wachmänner töten den Attentäter, so die Polizei:
"Ein Wachmann und ein Sicherheitsbeamter, die das Attentat beobachtet haben, sind innerhalb weniger Sekunden aus ihren Autos gesprungen, zum Attentäter gerannt und führten einen genauen, professionellen Beschuss durch, mit dem sie ihn neutralisierten. Diese schnelle Neutralisierung konnte einen größeren Anschlag, der mit einer Axt durchgeführt worden wäre, verhindern."
Junge Palästinenser haben die Gewalt wieder in israelische Städte getragen. Seit Anfang Oktober greifen sie zu Messern, Schusswaffen oder dem eigenen Auto. Die Folgen in der israelischen Gesellschaft sind Angst, Wut, Hass und auch der Wunsch nach Rache.
"Gegenseitiger Respekt statt nur Abgrenzung"
Kobi Tzafrir geht das alles zu weit. Der Israeli hat nördlich der israelischen Stadt Netanja einen Imbiss. Seine Idee: Israelis und Palästinenser, die gemeinsam zu ihm zum Essen kommen, erhalten Rabatt:
"Die Idee kam mir, weil man die ganzen Nachrichten hört. Und auf Facebook habe ich verschiedene rassistische und extremistische Posts gesehen. Also habe ich selbst etwas geschrieben, versucht einen anderen Weg einzuschlagen, gegenseitiger Respekt statt nur Abgrenzung zwischen Juden und Arabern."
Juden und Araber, die gemeinsam Hummus essen, also Kichererbsen-Mus, zahlen nur die Hälfte fürs Gericht – so das Angebot. Hummus lieben beinahe alle im Nahen Osten ohne Rücksicht auf Grenzen. Das klingt zuerst naiv. Die Idee sorgt Mitte Oktober aber weltweit für Schlagzeilen.
Kellner: "Eure Rechnung belief sich auf 651 Schekel und nach einem Rabatt von 50% auf alle Hummus-Gerichte sind es jetzt nur noch 470 Schekel."
Gäste: "Juhu 'we did it'"
Im Fernsehen sind Gäste zu sehen, die applaudieren wenn der Kellner die Rechnung mit Nachlass an ihren Tisch bringt. Es sind Gruppen von palästinensischen und jüdischen Israelis. Ein Kunde glaubt, dass Verständigung in Israel ohnehin am leichtesten über Essen und den Geldbeutel zu erreichen sei:
"In Israel suchen die Leute immer nach Schnäppchen. Wenn Du Ihnen also sagst, esse Hummus für die Hälfte, dann werden sie kommen und auch jemandem suchen, den sie mitbringen können. Eine gute Idee. So entstehen Verbindungen zwischen uns."
Tzafrir plant jetzt Crowdfunding-Projekt
Die Gewalt stoppen, das kann der Imbiss bei Netanja nicht.
In Kobi Tzafrirs Imbiss haben zuletzt vor zwei Wochen Gäste nach seinem Hummus-Sonderangebot gefragt. Tzafrirs plant ein Crowdfunding-Projekt. User sollen so seine Rabatte unterstützen. "A Peace of Hummus" - also Peace wie Frieden - soll das Projekt heißen, mit dem er im neuen Jahr starten will.
Tzafrirs Idee gibt all jenen Hoffnung, die sich mit dem Alltag in Nahost noch nicht abgefunden haben. Menschen wie Wedad Khoury aus Jaffa:
"Klasse ist doch nicht nur der Rabatt von 50 Prozent, sondern das wir zusammenkommen, Araber, Juden und Ausländer aus der ganzen Welt. Wir setzen uns zusammen."