Gazastreifen
Israel ruft zum Verlassen des Südens von Gaza-Stadt auf

Die israelische Armee hat einen Evakuierungsaufruf für den südlichen Teil von Gaza-Stadt ausgesprochen. Die Menschen im Viertel Al-Saitun sollten sich sofort in Richtung Süden in die humanitäre Zone in Al-Mawasi begeben, hieß es. Der Einsatz des israelischen Militärs in dem Stadtteil werde ausgeweitet.

    Palästinenser schauen sich ein von einem israelischen Angriff völlig zerstörtes Haus an.
    Israel will seine Angriffe auf Gaza-Stadt ausweiten und ruft die Bürger zum Verlassen auf. (picture alliance / Anadolu / Saeed M. M. T. Jaras)
    Seit Beginn des Gazakrieges ist fast die gesamte Bevölkerung des Palästinensergebiets zu Binnenflüchtlingen geworden. Auch in der humanitären Zone kam es immer wieder zu tödlichen Angriffen. 

    Vollständige Übernahme des Gazastreifens?

    Nach Berichten israelischer Medien soll morgen das Sicherheitskabinett über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens entscheiden. Demnach befürwortet Regierungschef Netanjahu einen solchen Schritt, während die Armeeführung davor warnt. Generalstabschef Zamir habe von einer Falle sowie tödlicher Gefahr für Geiseln und Soldaten gesprochen.
    Die israelische Armee kontrolliert nach Angaben der UNO bereits 88 Prozent des Gazastreifens. Für eine Ausweitung des Krieges ist die Zustimmung des Sicherheitskabinetts erforderlich.

    Experte: Israelische Armee ist ausgelaugt

    Der Nahostwissenschaftler von der Hebräischen Universität Jerusalem, Simon Fuchs, sagte im Deutschlandfunk, der politische Wille dazu sei zwar im Kabinett klar vorhanden. Aus militärischer Perspektive werde Israel das aber kaum möglich sein. Die Armee sei zu ausgelaugt. Zudem könne sich das Land die gesamte Übernahme des Gazastreifens finanziell eigentlich nicht leisten.
    Fuchs fügte hinzu, abgesehen von der Vertreibung der Palästinenser habe die Regierung bisher keine Pläne für Gaza präsentiert. Die überwiegende Mehrheit der israelischen Bevölkerung stehe dem ambivalent gegenüber: Einerseits wolle sie ein Ende des Kriegs, andererseits sei sie aber vermutlich auch dafür, sich des Problems der Palästinenser auf diese Weise zu entledigen.

    Warnungen vor Folgen

    Eine Besetzung würde eine Entscheidung aus dem Jahr 2005 rückgängig machen, als sich Israel aus dem Gazastreifen zurückzog. Teile der israelischen Regierungskoalition haben sich für eine Annexion des Gazastreifens wie auch des Westjordanlandes ausgesprochen.
    Bei einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrats warnte der stellvertretende UNO-Generalsekretär Jenca ein solcher Schritt könne "katastrophale Folgen für Millionen Palästinenser" haben und das Leben der verbleibenden Geiseln in Gaza weiter gefährden.
    Jordanien warf unterdessen jüdischen Siedlern im Westjordanland vor, einen Hilfskonvoi für den Gazastreifen angegriffen zu haben. Dadurch habe sich die Ankunft der 30 Lastwagen mit humanitären Gütern verzögert. Israel müsse entschlossen gegen solche Übergriffe vorgehen, sagte ein Regierungssprecher.
    Diese Nachricht wurde am 06.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.