
Armeechef Samir erklärte, die Armee gehe "tief im Gebiet" vor. Dabei komme eine Kombination aus "Bodentruppen, Präzisionsschlägen und hochwertigen Geheimdienstinformationen" zum Einsatz. Ziel sei es, die Angriffe auf die Hamas zu verstärken, "bis sie endgültig besiegt ist".
Ein Militärvertreter sagte, die Armee rücke "in Richtung Zentrum der Stadt Gaza vor". Nach seinen Angaben startete die Armee damit die "Hauptphase" des Kampfes gegen die Hamas. Die Armee gehe von "2000 bis 3000" Hamas-Kämpfern in dem Gebiet aus. Augenzeugen berichteten von heftigen Angriffen auf die Stadt. Häuser seien zerstört, Bewohner unter den Trümmern verschüttet. Nach Angaben eines Sprechers des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Gazastreifen wurden in dem Gebiet allein am Dienstag durch israelischen Beschuss 44 Menschen getötet.
Kritik von EU und Drohung mit Sanktionen
Die EU-Kommission hat Israel vor der Ausweitung der Militäroperation in Gaza-Stadt gewarnt. Dies würde die humanitäre Katastrophe verschärfen und auch das Leben der Geiseln gefährden, sagte ein Sprecher in Brüssel. Es sei "höchste Zeit, den Kreislauf der Gewalt, der Zerstörung und des Leidens zu durchbrechen".
Die Kommission will am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen Israel vorschlagen, um die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu unter Druck zu setzen, ihren Kurs im Gaza-Krieg zu ändern. Vorgesehen sind nach Angaben der Behörde Sanktionen gegen gewalttätige Siedler und extremistische Minister sowie eine Aussetzung des handelsbezogenen Teils des EU-Israel-Assoziierungsabkommens. Ob die EU-Mitgliedstaaten die Schritte mittragen, ist offen. Bereits seit Juli stockt ein Vorschlag, israelische Unternehmen vom EU-Forschungsprogramm „Horizon“ auszuschließen.
Kritik auch von Außenminister Wadephul
Bundesaußenminister Wadephul hat die israelische Bodenoffensive in der Stadt Gaza kritisiert. Er sagte, Israels Weg, das Problem mit der Hamas zu lösen, sei aus deutscher Sicht derzeit nicht der Richtige. Das werde die Bundesrepublik mit allen diplomatischen Mitteln deutlich machen.
Wadephul kündigte an, an einer von Frankreich initiierten Konferenz zur Anerkennung Palästinas als eigenständigem Staat teilzunehmen. Ziel bleibe eine Zweistaaten-Lösung. Wadephul appellierte sowohl an Israel als auch an die Hamas, eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen zu vereinbaren.
UNO stuft Israels Vorgehen als Völkermord ein
Eine von der UNO eingesetzte unabhängige Untersuchungskommission warf Israel indes am Dienstag vor, im Gazastreifen einen "Genozid" zu begehen. "Die Verantwortung liegt beim Staat Israel", sagte die Leiterin der Untersuchungskommission in Genf, Navi Pillay, der AFP. Die Kommission war 2021 vom UN-Menschenrechtsrat eingerichtet worden. Ihre Aufgabe ist es, möglichen Menschenrechtsverletzungen in Israel und den besetzten Palästinensergebieten nachzugehen.
Die israelische Regierung reagierte empört: "Israel weist diesen verzerrten und falschen Bericht kategorisch zurück und fordert die sofortige Abschaffung dieser Untersuchungskommission", erklärte das israelische Außenministerium.
Überfall auf Israel vor fast genau zwei Jahren
Die islamistische Hamas und ihre Verbündeten hatten Israel am 7. Oktober 2023 überfallen und damit den Gaza-Krieg ausgelöst. Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, 251 weitere wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas festgehalten, 25 von ihnen sind nach israelischen Angaben bereits tot. Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 64.900 Menschen getötet.
Diese Nachricht wurde am 16.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.