Archiv

Italienischer Student Giulio Regeni
Grausamer Tod in Ägypten sorgt für Spannungen

Gefoltert, getötet, in die Wüste geworfen: der Tod des italienischen Studenten und Journalisten Giulio Regeni in Ägypten sorgt zunehmend für Spannungen - auch diplomatische. Die Regierung in Kairo nahm nun verärgert die eigene Polizei in Schutz und wies jegliche Verantwortung der Sicherheitskräfte für die Tat zurück.

    Der ermordete italienische Student Giulio Regeni
    Der ermordete italienische Student Giulio Regeni (dpa/picture alliance/Francesco De Filippo/Handout)
    Die Polizei habe nichts damit zu tun, sagte Innenminister Magdy Abdel-Ghaffar bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Kairo. Vielmehr sei man "verärgert" und "frustriert" über die Anschuldigungen von Medien, dass der Doktorand von der renommierten britischen Cambridge University durch Sicherheitskräfte getötet worden sein solle. Es gebe viele Gerüchte. Abdel-Ghaffar betonte, die ägyptische Polizei sei bekannt für Transparenz. Die Ermordung des 28-Jährigen bezeichnete er als Verbrechen.
    Italien unterstützt die Ermittlungen
    Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Ägypten und Italien. Das italienische Außenministerium hatte den ägyptischen Botschafter in Rom einbestellt. Italiens Innenminister hatte in einer Pressekonferenz erklärt, ihm stocke nach den schockierenden Ergebnissen der ersten Autopsie der Atem: Giulio Regeni habe eine wirklich unmeschliche, nicht hinnehmbare Gewalt erfahren. Die Täter müssten wie Tiere vorgegangen sein, sagte Alfano. Der Doktorand, der sich mit den ägyptischen Gewerkschaften beschäftigte, wurde den Untersuchungen der italienischen Gerichtsmedizin zufolge geschlagen, ihm wurden an Fingern und Füßen alle Nägel ausgerissen. Zudem wies der Körper Stichwunden und Verbrennungen auf.
    Der Leichnam war am Wochenende nach Rom überstellt worden. Dort soll nun eine zweite Autopsie gemacht werden. Italien unterstützt mit eigenen Polizisten die Ermittlungen in Ägypten.
    Regeni schrieb für Tageszeitung aus Ägypten
    Vergangenen Samstag war in der linksgerichteten italienischen Zeitung "Il Manifesto" ein Artikel von Regeni über die ägyptische Arbeiterbewegung und die Rolle der Gewerkschaften erschienen. Darin wird das ägytische Regime heftig kritisiert. Nach Angaben der Zeitung hatte Regeni aus Ägypten als freier Mitarbeiter für die Online-Ausgabe des Blattes berichtet.
    Der Student war am vergangenen Donnerstag mit Folterspuren an einer Wüstenstraße zwischen Kairo und Alexandria tot aufgefunden worden. Der Mann war am 25. Januar, dem fünften Jahrestag der Proteste gegen den früheren Machthaber Mubarak, verschwunden. Er hatte sich von seiner Wohnung in einem zentrumsnahen Bezirk auf den Weg zu einer Geburtstagsparty in der Nähe des Tahrir-Platzes gemacht. Dort war er aber nie angekommen. (sh/tgs)