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Jacobs University Bremen
Einsparungen in Lehre und Forschung

Die private Jacobs University in Bremen steckt schon lange in finanziellen Schwierigkeiten. Nun hat sie einen Strategieplan vorgelegt, das Ziel ist ein ausgeglichener Haushalt bis 2018. Kritiker sehen Deutschlands einzige private Volluni dennoch zum Scheitern verurteilt.

Von Franziska Rattei | 12.02.2014
    Vor gut zwei Wochen hat die Jacobs University, kurz JUB, einen Strategieplan vorgelegt, wie sie bis 2018 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen will. Der Plan sei fristgerecht übergeben worden, teilte eine Sprecherin der Uni mit. Details allerdings drangen nicht an die Öffentlichkeit. Erst jetzt teilte die JUB in knappen, vorproduzierten Statements mit, dass der Aufsichtsrat das Konzept unterstützen werde. Katja Windt, die neue Präsidentin der Jacobs University:
    "Dies ist ein klares Signal für den Start unseres Restrukturierungsprozesses. Und das werden wir jetzt konsequent beginnen."
    Wirtschaftssenator: "JUB aus den Negativschlagzeilen holen"
    Die Bewilligung des Restrukturierungsplanes bedeutet, dass sowohl Bremen als auch die Jacobs Foundation mit Sitz in der Schweiz weiter in die JUB investieren werden - für die Hochschule heißt das: bis 2017 drei Millionen Euro jährlich aus Bremen, und weitere zweistellige Millionenbeträge von der Stiftung. Ab 2018 wird die Jacobs University nur mehr von der Jacobs Foundation unterstützt werden; mit jährlich rund acht Millionen Euro pro Jahr. Martin Günthner, Bremer Wirtschaftssenator, SPD, sitzt im Aufsichtsrat der JUB und ist zufrieden mit dem Strategieplan:
    "Das, was im Sanierungskonzept dargelegt worden ist von der Universitätsleitung, bietet eine sehr gute Grundlage dafür, das Ziel, das wir gemeinsam vereinbart haben, erreichen zu können. Nach meiner festen Überzeugung ist es so, dass wir damit den Grundstein dafür gelegt haben, die Jacobs University erst mal aus den Negativschlagzeilen rauszuholen, und ich bin mir sicher, dass wir es damit hinkriegen werden, die Jacobs University so aufzustellen, dass sie mittelfristig eine Zukunft hat."
    Nur noch drei Schwerpunkte in Lehre und Forschung
    Diese Zukunft beinhaltet eine Reihe Einsparungen. Wie die JUB schriftlich mitteilt, will sie Studiengänge abbauen, sich auf drei Schwerpunkte in der Lehre und Forschung konzentrieren und Personalkosten um ein Viertel verringern: Ein Professor auf zehn Studierende - diese Quote wird wohl bald Vergangenheit sein. Genaueres allerdings veröffentlicht die JUB nicht; etwa, wie viele und welche Stellen abgebaut werden. Katja Windt, die Präsidentin der Jacobs University, äußert sich nur wie folgt:
    "Wir werden die nächsten Schritte jetzt gemeinsam mit Faculty und Mitarbeitern konkretisieren und den Aufsichtsrat wie verabredet über die nächsten Schritte regelmäßig informieren."
    Zu diesen nächsten Schritten soll auch gehören, die Einnahmen zu steigern. Die Jacobs-Uni will Wirtschaftskooperationen ausbauen, Studiengänge verstärkt an den Interessen der Wirtschaft orientieren und mehr Studiengebühren einnehmen. Ob sie ihr millionenschweres Defizit mit diesen Maßnahmen abbauen kann, wird laut Vertrag zwischen JUB, Senat und Jacobs Stiftung permanent überprüft. Die drei Vertragspartner sind zuversichtlich.
    JUB zum Scheitern verurteilt?
    In der Bremer Bürgerschaft: gemischte Meinungen. Die CDU hofft auf die neue Präsidentin der Jacobs Uni, Katja Windt. Die Linke dagegen ist nach wie vor skeptisch, ob das Sanierungskonzept der JUB ausreicht.
    So sehen es übrigens auch andere Beobachter. Etwa ein ehemaliger Professor der JUB. Erst kürzlich machte er in der "Süddeutschen Zeitung" darauf aufmerksam. Seiner Meinung nach ist die Jacobs University zum Scheitern verurteilt. Das Modell von US-Spitzenuniversitäten lasse sich nicht auf ein Land übertragen, in dem Bildung als alleinige Aufgabe des Staates angesehen werde.