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Jahresbilanz
Baumärkte leiden unter regnerischem Frühjahr und Online-Konkurrenz

Die Baumärkte in Deutschland haben im vergangenen Jahr ihr Geschäft ausgebaut. Wie der Branchenverband BHB berichtete, stiegen die Erlöse der Händler im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent auf 18,75 Milliarden Euro. Gleichzeitig kämpft die Branche mit Herausforderungen.

Von Günter Hetzke |
Leute auf einem Gang in einem Baumarkt
Baumärkte verdienen inzwischen mehr Geld mit ihrem Gartensortiment als mit Bauwerkzeugen. Umso wichtiger ist für die Branche das Frühjahrsgeschäft. (picture alliance/Keystone/Jochen Zick)
Derzeit gibt es bundesweit rund 2000 Baumärkte. Als Marktführer gilt Obi, gefolgt von Bauhaus und Hornbach. Für die Unternehmen gibt es derzeit aus wirtschaftlicher Sicht einen Grund zum Lächeln, aber nicht zum Strahlen. Dafür gibt es mehrere Gründe - vor allem das Wetter. Für die Unternehmen macht es sich bemerkbar, ob es zu heiß oder zu kalt ist. Durch den heißen Sommer im vergangenen Jahr gab es etwa im August und September leicht rückläufige Umsätze. Bei den hohen Temperaturen hielt sich die Lust am Heimwerken wohl in Grenzen.
Zudem hatten die Baumärkte einen schlechten Start zum Jahresanfang 2018. Denn im März, wenn es im Garten oder auf der Terrasse so richtig losgeht, war es im vergangenen Jahr kalt und nass, was den Baumärkten den Umsatz verhagelte. Das hat in der Branche zunächst zu tiefen, zu sehr tiefen Sorgenfalten geführt.
Branche hat Online-Handel verschlafen
Denn gerade das Frühjahrsgeschäft ist für Baumärkte besonders wichtig. Die Unternehmen erzielen einen Großteil, bis zu einem Drittel ihrer Gesamtumsätze, inzwischen mit ihrem Gartensortiment. Nicht Hammer oder Bohrer, sondern Gartenmöbel, Sonnensegel, Grills oder auch Hochbeete sind - wenn man auf den Jahresverlauf schaut - inzwischen die größten Umsatzbringer. Was für die Spielwarenbranche oder für den Elektronikhandel das Weihnachtsgeschäft ist, das sind für die Baumärkte die Frühjahrsmonate. Und so haben die Betreiber dann auch aufgeatmet, als im April und Mai das Wetter besser wurde und dann umso fleißiger gekauft wurde.
Neben dem Wetter machen den Baumärkten allerdings weitere Probleme zu schaffen. Wie im Buchhandel oder bei den Elektronik-Handelsketten verlagern sich Geschäfte in der Branche zunehmend ins Internet. Die Baumärkte haben den Online-Handel aber lange Zeit verschlafen und müssen nun verstärkt ihre Geschäfte auf E-Commerce, also Internetverkauf umstellen.
Besserer Service soll Kunden zurücklocken
Denn der Anteil von Bastlern, die im Netz kaufen, steigt. Das Fatale: Sie kaufen nicht unbedingt auf den Plattformen der Baumärkte, sondern überwiegend bei den reinen Online-Händlern. Die Baumärkte hatten zuletzt beim Online-Absatz nur noch einen Anteil von unter 20 Prozent im Bereich ihrer Produktpalette. Da muss also eine ganz wichtige Einnahmequelle zurückerobert werden.
Damit das gelingt, drehen die Baumärkte an vielen Schrauben. So wird zum Beispiel oft zunehmend die komplette Planung für Projekte, etwa für ein neues Badezimmer oder einen Gartenteich, angeboten und oft werden diese Arbeiten dann auch ausgeführt. Auch einfache Serviceleistungen, wie der Aufbau von Möbelstücken oder das Hochtragen von Einkäufen, werden verstärkt angeboten. Ebenso die Zusammenarbeit mit Anbietern von Elektrotransportern, denn so mancher Baumarkt-Kunde braucht spontan ein Fahrzeug, um seinen Einkauf nach Hause zu transportieren. Kurzum, vor allem der Servicebereich wird ausgebaut.