Archiv

Jahrzehntelanger Konflikt vor Ende
Einigung auf Friedensvertrag in Kolumbien

Mehr als 50 Jahre standen sich Kolumbiens Regierung und die linksgerichteten Farc-Rebellen feindlich gegenüber, hunderttausende Menschen wurden getötet, Millionen in die Flucht getrieben - nun wollen beide Seiten Frieden schließen.

    Die beiden weißgekleideten Männer schütteln sich lächelnd die Hand. Dazwischen steht der kubanische Außenminister Bruno Rodriguez, der ebenfalls lächelnd applaudiert. Auch er trägt ein weißes Hemd.
    Der Unterhändler der kolumbianischen Regierung, de la Calle (r.) und der Kommandeur der FARC-Guerilla, Marquez (l.) besiegeln die Einigung auf einen Friedensvertrag. (AFP / YAMIL LAGE)
    Kolumbiens Regierung und die Farc-Guerilla haben sich auf ein umfassendes Friedensabkommen geeinigt. Die fast vierjährigen Verhandlungen seien erfolgreich zum Abschluss gebracht worden, gaben beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung bekannt. Das Abkommen besiegle "das Ende des Konflikts und den Aufbau eines stabilen und dauerhaften Friedens in Kolumbien". Der kubanische Vermittler Rodolfo Benitez sagte: "Es soll kein einziges Opfer mehr in Kolumbien geben."
    Der Friedensvertrag schreibt sechs Einzelvereinbarungen fest, auf die sich die Unterhändler im Laufe der Verhandlungen geeinigt hatten. Darin geht es um Gerechtigkeit für die Opfer, Landreform, politische Teilhabe für Ex-Rebellen, den Kampf gegen den Drogenhandel, Entwaffnung und die Umsetzung des Abkommens. Außerdem werden die Modalitäten des Waffenstillstands festgelegt.
    Obama: Historischer Tag
    Während der vergangenen Tage hatten die Delegationen in der kubanischen Hauptstadt Havanna beraten, um die letzten Streitpunkte auszuräumen. Die feierliche Unterzeichnung des Vertrags ist für Ende September geplant. Die Bekanntgabe der Verhandlungen wurden in der Hauptstadt Bogota öffentlich auf Leinwänden übertragen und dort bejubelt.
    Jubel in Kolumbien über den Friedensschluss auf Kuba
    Jubel in Kolumbien über den Friedensschluss auf Kuba (GUILLERMO LEGARIA / AFP)
    US-Präsident Barack Obama gratulierte den Konfliktparteien zu dem Friedensschluss. In einem Telefonat mit Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos habe Obama von einem "historischen Tag" gesprochen, teilte das Weiße Haus mit. Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Einigung. Es bedürfe nun "beispielhafter Anstrengungen", diese auch umzusetzen.
    Abstimmung über Vertrag
    Am 2. Oktober soll die Bevölkerung in einem Referendum über der Friedensvertrag abstimmen. Es werde die wichtigste Abstimmung im Leben der Wähler, sagte Santos in einer Ansprache an die Nation. Beide Seiten baten die Kolumbianer darum, für den Vertrag zu stimmen. Ein positives Votum ist Voraussetzung dafür, dass er in Kraft tritt.
    Die starke konservative Opposition um Ex-Präsident Álvaro Uribe kündigte jedoch bereits an, gegen den Friedensschluss zu stimmen, und sprach von einem "Entgegenkommen an Terroristen". Das Ergebnis des Referendums gilt als offen.
    Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechte Paramilitärs hatte sich in den 1960er-Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Hunderttausende Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben. Mit einer weiteren Guerilla, der ELN, laufen Sondierungsgespräche.
    (bor/fe)