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Jemen
Arabische Militärallianz nimmt Luftangriffe wieder auf

Kurz nach Ablauf einer Waffenruhe hat die internationale Koalition unter der Führung Saudi-Arabiens ihre Luftangriffe auf Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen wieder aufgenommen. Die UNO hatte beide Seiten vergeblich dazu aufgerufen, die Waffenruhe zu verlängern, um die Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen.

18.05.2015
    Zerstörung in Sanaa nach einem Luftangriff am 1. Mai 2015.
    Zerstörung in Sanaa nach einem Luftangriff am 1. Mai 2015 - die Kämpfe gehen weiter. (imago stock & people)
    Am Sonntagabend um 22 Uhr war die Waffenruhe zu Ende gegangen, nur etwa eine Stunde später flog das arabische Militärbündnis mehrere Angriffe in der südjemenitischen Stadt Aden. Die Bombardements richteten sich gegen den von den Huthi-Rebellen gehaltenen Präsidentschaftspalast und einen Stützpunkt von Huthi-Verbündeten, wie Militärvertreter und Augenzeugen berichteten. Das arabische Militärbündnis hatte den Rebellen und den mit ihnen verbündeten Anhängern des 2011 gestürzten Präsidenten Ali Abdullah Saleh mehrfach Verletzungen der Feuerpause vorgeworfen.
    Vergebliche Mühe um Verlängerung der Waffenruhe
    Die arabische Militärallianz unter Führung Saudi-Arabiens hatte die Feuerpause angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Jemen ausgerufen. Sie galt von Dienstag- bis Sonntagabend. Die Luftangriffe wurden ausgesetzt, am Boden wurde dagegen auch am Wochenende vereinzelt gekämpft. Die sunnitisch-arabische Militärallianz hatte am 26. März Luftangriffe gestartet, um den Vormarsch der Huthis zu stoppen und Präsident Hadi zurück an die Macht zu bringen. Hadi floh später nach Saudi-Arabien. Nach UNO-Angaben wurden im Jemen seit Ende März mehr als 1.600 Menschen getötet.
    Der UNO-Sondergesandte Ismail Ould Cheikh Ahmed hatte vor dem Auslaufen der Feuerpause bei einem Jemen-Krisentreffen in Riad vergeblich zu einer Verlängerung aufgerufen. "Diese humanitäre Feuerpause sollte zu einer dauerhaften Waffenruhe werden", forderte der mauretanische UNO-Gesandte bei der Konferenz in der saudiarabischen Hauptstadt. Sein Vorgänger Jamal Benomar war zurückgetreten, offenbar weil er den Rückhalt der arabischen Golfstaaten verloren hatte. Ahmed plant laut der iranischen Nachrichtenagentur ISNA, zu Verhandlungen mit der iranischen Führung nach Teheran zu reisen. Ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest.
    In Riad berieten etwa 400 Gesandte aus dem Jemen über eine Beilegung des Konflikts. Die Huthi-Rebellen boykottierten das Treffen. Jemens Staatschef Hadi warf den Huthis in Riad einen bewaffneten Staatsstreich vor, bei dem sie von "externen" Kräften unterstützt worden sei. Hadi spielte damit offensichtlich auf den Iran an, der allerdings den Vorwurf zurückweist, die schiitischen Rebellen im Jemen mit Waffen zu unterstützen.
    Kämpfe schon am Sonntag
    In Aden war bereits vor Ende der Waffenruhe gekämpft worden. Dabei wurden am Sonntag nach Angaben des Leiters der örtlichen Gesundheitsbehörde, Al-Chader Laswar, vier Menschen getötet und 39 weitere verletzt. In den vergangenen 50 Tagen seien insgesamt 517 Zivilisten und bewaffnete Unterstützer Hadis getötet worden, darunter 76 Frauen und Kinder, sagte Laswar der Nachrichtenagentur Sabanew.net. Für die Rebellen konnte Laswar keine Opferangaben machen.
    (nch/mbo)