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Jemens Absturz ins Chaos
Doppelter Albtraum für Barack Obama

Die Lage im Jemen spitzt sich weiter zu, schiitische Huthi-Rebellen haben große Teile des Landes unter Kontrolle. Für die US-Regierung ist das eine schlechte Nachricht, denn der Jemen ist ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Terror - und auch innenpolitisch schadet der Konflikt dem Präsidenten.

Von Rolf Büllmann, ARD-Studio Washington | 24.03.2015
    Barack Obama während der Pressekonferenz. Er zieht die Mundwinkel nach unten.
    Für Barack Obama ist der Vormarsch der Rebellen im Jemen aus mehreren Gründen eine schlechte Nachricht. (MANDEL NGAN / AFP)
    Für US-Präsident Obama ist der Absturz des Jemen ins Chaos ein doppelter Albtraum. Denn er trifft ihn nicht nur in seiner Rolle als Oberbefehlshaber, der die Sicherheit der USA organisieren und garantieren muss - er trifft ihn auch in seinem innenpolitischen Kampf mit den Republikanern. Denn erst vor einem halben Jahr hat Obama noch gesagt: "Die Strategie, Terroristen auszuschalten, die uns bedrohen, und gleichzeitig Partner zu unterstützen, die an der Front kämpfen, haben wir jahrelang erfolgreich im Jemen und in Somalia umgesetzt."
    Der Jemen als positives Beispiel - das ist nicht gut angekommen bei den Republikanern, die das als leichte Vorlage nutzen, um den Präsidenten bloßzustellen. Der republikanische Senator John McCain sagte: "Erinnern wir uns daran, dass der Präsident Jemen und Somalia als Erfolgsgeschichte für seine Außen- und Sicherheitspolitik dargestellt hat, das ist natürlich aberwitzig. Das soll eine Erfolgsgeschichte sein? Es wäre lustig, wenn es nicht so tragisch wäre."
    Im Weißen Haus knirscht man mit den Zähnen bei solchen Aussagen. Doch die Lage vor Ort, im Jemen selber, ist nun mal völlig außer Kontrolle. Die US-Botschaft geschlossen, das letzte Personal abgezogen aus dem Land. Obamas Sprecher Josh Earnest muss einräumen: "Wir sehen ja, dass Extremisten versuchen, aus der Lage im Jemen Kapital zu schlagen, um Gewalt auszuüben."
    Wichtiger Partner gegen Al Kaida
    Doch viel dagegen tun kann die US-Regierung derzeit wohl nicht. Dabei ist der Jemen wichtig für die USA, als Partner im Kampf gegen Al Kaida auf der arabischen Halbinsel. Die Drohnenangriffe - so meldet die "New York Times" - sollten deshalb auch jetzt noch fortgesetzt werden, gesteuert von US-Stützpunkten in Saudi-Arabien oder in Dschibuti aus, und die CIA werde auch weiter einige Agenten vor Ort lassen. Denn, so Michael McCaul, der republikanische Vorsitzende des Heimatschutz-Ausschusses im Abgeordnetenhaus: Es ist wichtig für die Vereinigten Staaten, zu wissen, was passiert im Jemen. "Ohne gute Geheimdienstinformationen über Gefahren für die USA können wir möglich Angriffe nicht effektiv verhindern."
    Doch Tatsache bleibt: Der Jemen stürzt ins Chaos, die USA mussten praktisch ihr gesamtes Personal abziehen, und wer wann wie viel Einfluss haben wird im Land, ist völlig unklar. Oder wie Senator Angus King sagte: "Ich glaube, den USA bleibt gar nichts anderes übrig, als zu warten, bis der Staub sich legt, und dann zu schauen, ob wir unseren Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen können."