Sie rekapituliert die Beziehung des Künstlers zu der Stadt, die ihn schon früh gefördert, gekauft und eben auch ausgestellt hat - schon Ende der sechziger Jahre, als man Beuys eine Ausstellung in Bern absagte und als bundesdeutsche Kunstinstitute den Mann noch für einen Scharlatan hielten.
Inzwischen sind solche Urteile überholt. Die Selbststilisierung, auch Selbstvermarktung von Kunstproduzenten ist seit der Konzept- und Aktionskunst Teil des Prozesses zwischen Künstler und Öffentlichkeit. Und würde sich heute wirklich jemand über die quasireligiösen Rituale aufregen, die Joseph Beuys 1971 in seiner "Celtic"-Aktion inszenierte? Kalt muss es damals gewesen sein in den Zivilschutzräumen beim Basler Stadion, sagt die Kuratorin Anita Haldemann:
Das war eine vierstündige Aktion, die sich sehr stark an christliche Rituale anlehnte. Es begann mit einer Fußwaschung - er hat ein paar Menschen aus dem Publikum die Füße gewaschen; er hat zum Beispiel Gelatine von der Wand gepflückt; dann gab es auch einen Teil, wo er ganz still in der Menge stand, fast drei viertel Stunden lang, mit einem Speer in der Hand, ohne sich zu bewegen, um diese Konzentration und auch die Meditation zu vermitteln, auch angelehnt an das Ecce Homo natürlich. Und der Abschluss war dann eine Taufe. Der Christiansen, der mitgewirkt hat, hat ihn mit Wasser aus einer Gießkanne übergossen.
Man kann die ganze Aktion in Basel auf einem Videoschirm verfolgen; man kann aber auch zurücksteigen zu dem ganz frühen Joseph Beuys, zu zarten Bleistiftzeichnungen, die sich meist der Natur widmen, zu Aquarellen mit Mädchenköpfen, zu seiner depressiven Krise nach einer Trennung Mitte der 50iger Jahre.
Die Ausstellung dokumentiert den Prozess einer Selbstfindung - und ihr Material: immer wieder greift der im 2.Weltkrieg als Bordfunker über der Krim abgestürzte Beuys auf den wärmenden Filz zurück, in den man ihn damals angeblich wickelte. Immer sucht er einen Draht zum Innenleben über die Natur: Fische, Hirsche, Bienen sind seine mythischen Tiere; manche seiner schwarzen Drucke und brauntönigen Aquarelle sehen aus wie Höhlenmalereien.
Zentrum der Ausstellung aber sind die Multiples, geschwefelte Kisten mit tamponierten Ecken, inszenierte Verletzungen und Wundversorgungen, politische Skizzen und Plakate - "wie die Parteiendiktatur überwunden werden kann" - und natürlich die Installationen: "Schneefall", jahreszeitlich passend, drei kahle Fichtenstämme unter Filzdecken, und vor allem "Feuerstätte": mit abstrakten Zeichen wird ein archaischer Raum beschworen, Kommunikations-, Nahrungs-, Wärmezentrum:
Es ist eine Versammlungsstätte - es hat nämlich Kupferstäbe, die in Gruppen angeordnet sind, die vielleicht Menschen symbolisieren. Dann gibt es andere Elemente, die vielleicht die Präsenz von Menschen implizieren - wie ein Spazierstock oder ein kleiner Wagen, den jemand in diesen Raum hineingezogen hat. Und dann gibt's natürlich das Element Feuer - es ist die Feuerstätte, wo sich Menschen zusammenfinden und austauschen, als zentraler Versammlungsort.
1978 hat Beuys an der melancholischen Basler Fasnet teilgenommen - und die Clique "Alti Richtig" mit Filzanzügen ausgestattet. Das gab natürlich böses Blut in der Lokalpresse. Und im Tumult um seine Person, um den mit Anglerjacke und Hut zum Signum seiner selbst erstarrten Joseph Beuys ging manchmal unter, dass dieser Mann es bitter ernst meinte mit seinem Wunsch nach plastischer, stilisierter Einfachheit und direkter Kommunikation.
Inzwischen sind solche Urteile überholt. Die Selbststilisierung, auch Selbstvermarktung von Kunstproduzenten ist seit der Konzept- und Aktionskunst Teil des Prozesses zwischen Künstler und Öffentlichkeit. Und würde sich heute wirklich jemand über die quasireligiösen Rituale aufregen, die Joseph Beuys 1971 in seiner "Celtic"-Aktion inszenierte? Kalt muss es damals gewesen sein in den Zivilschutzräumen beim Basler Stadion, sagt die Kuratorin Anita Haldemann:
Das war eine vierstündige Aktion, die sich sehr stark an christliche Rituale anlehnte. Es begann mit einer Fußwaschung - er hat ein paar Menschen aus dem Publikum die Füße gewaschen; er hat zum Beispiel Gelatine von der Wand gepflückt; dann gab es auch einen Teil, wo er ganz still in der Menge stand, fast drei viertel Stunden lang, mit einem Speer in der Hand, ohne sich zu bewegen, um diese Konzentration und auch die Meditation zu vermitteln, auch angelehnt an das Ecce Homo natürlich. Und der Abschluss war dann eine Taufe. Der Christiansen, der mitgewirkt hat, hat ihn mit Wasser aus einer Gießkanne übergossen.
Man kann die ganze Aktion in Basel auf einem Videoschirm verfolgen; man kann aber auch zurücksteigen zu dem ganz frühen Joseph Beuys, zu zarten Bleistiftzeichnungen, die sich meist der Natur widmen, zu Aquarellen mit Mädchenköpfen, zu seiner depressiven Krise nach einer Trennung Mitte der 50iger Jahre.
Die Ausstellung dokumentiert den Prozess einer Selbstfindung - und ihr Material: immer wieder greift der im 2.Weltkrieg als Bordfunker über der Krim abgestürzte Beuys auf den wärmenden Filz zurück, in den man ihn damals angeblich wickelte. Immer sucht er einen Draht zum Innenleben über die Natur: Fische, Hirsche, Bienen sind seine mythischen Tiere; manche seiner schwarzen Drucke und brauntönigen Aquarelle sehen aus wie Höhlenmalereien.
Zentrum der Ausstellung aber sind die Multiples, geschwefelte Kisten mit tamponierten Ecken, inszenierte Verletzungen und Wundversorgungen, politische Skizzen und Plakate - "wie die Parteiendiktatur überwunden werden kann" - und natürlich die Installationen: "Schneefall", jahreszeitlich passend, drei kahle Fichtenstämme unter Filzdecken, und vor allem "Feuerstätte": mit abstrakten Zeichen wird ein archaischer Raum beschworen, Kommunikations-, Nahrungs-, Wärmezentrum:
Es ist eine Versammlungsstätte - es hat nämlich Kupferstäbe, die in Gruppen angeordnet sind, die vielleicht Menschen symbolisieren. Dann gibt es andere Elemente, die vielleicht die Präsenz von Menschen implizieren - wie ein Spazierstock oder ein kleiner Wagen, den jemand in diesen Raum hineingezogen hat. Und dann gibt's natürlich das Element Feuer - es ist die Feuerstätte, wo sich Menschen zusammenfinden und austauschen, als zentraler Versammlungsort.
1978 hat Beuys an der melancholischen Basler Fasnet teilgenommen - und die Clique "Alti Richtig" mit Filzanzügen ausgestattet. Das gab natürlich böses Blut in der Lokalpresse. Und im Tumult um seine Person, um den mit Anglerjacke und Hut zum Signum seiner selbst erstarrten Joseph Beuys ging manchmal unter, dass dieser Mann es bitter ernst meinte mit seinem Wunsch nach plastischer, stilisierter Einfachheit und direkter Kommunikation.