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Journalisten beim G20-Gipfel
"Der hat mir einen auf die Zwölf gegeben"

"Mir hätte vielleicht noch klarer sein sollen, dass es vielleicht auch ein Risiko ist, da mit der Kamera unterwegs zu sein", meint Martin Kaul im Dlf. Für die taz berichtete er von den G20-Protesten und wurde körperlich angegriffen. Für ihn steht dennoch fest: Wegschauen wäre keine Option gewesen.

Martin Kaul im Gespräch mit Antje Allroggen |
    Der russische Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin äußert sich am 07.07.2017 im Medienzentrum für Journalisten, das anlässlich des G20-Gipfels eingerichtet wurde.
    Außerhalb des Medienzentrums war die Lage für Journalisten beim G20-Gipfel weniger übersichtlich. (dpa / Christina Sabrowsky)
    Während des G20-Gipfels berichtete Martin Kaul, taz-Redakteur für Soziale Bewegungen, aus Hamburg - für die taz und taz.de aber auch live via Twitter und Periscope.
    "Ich stand irgendwo auf 'nem Platz, hatte das vorher noch nie gemacht und habe dann einfach angefangen, das aus einer Spontansituation so ein bisschen zu filmen, zu kommentieren und Kontext zu liefern. Und weil das einfach ganz gut ankam und plötzlich viele Leute zuschauten, habe ich das dann so über die Tage weiter gemacht, um einfach den Versuch zu wagen, ein möglich umfassendes Bild - auch aus Szenen, die vielleicht nicht so massenmedial fotografierbar sind - zu liefern. Das ist bei vielen gut angekommen."
    "Brille weg, Uhr kaputt, ein paar Blessuren"
    In der Nacht zu Samstag sei es im Schanzenviertel zu hektischen Situationen gekommen, so Kaul, bei denen er von einem Vermummten angegriffen worden sei: "Der hat mir einen auf die Zwölf gegeben, ich bin dann hingefallen, Brille kaputt, Brille weg, Uhr kaputt, ein paar Blessuren."
    "Mir hätte vielleicht noch klarer sein sollen, dass es vielleicht auch ein Risiko ist, da mit der Kamera unterwegs zu sein", resümmiert Kaul. Viele andere Journalisten seien ebenfalls angegangen worden.
    "Ich bin der Meinung, wer die Pressefreiheit angreift, der greift ganz fundamentale Werte an. Dafür musste ich jetzt nicht erst einen über die Mütze bekommen, das sollte man auch so tun."