
Algorithmen spielten solche Trigger-Themen hoch und sie würden häufiger angeklickt. Bundestagsabgeordnete beobachten Hooffacker zufolge, wie schnell sich solche Beiträge verbreiten. Sie dächten dann, es gebe gesellschaftlichen Gegenwind. Dabei sei es bloß Gegenwind von den Rändern und nicht von der schweigenden Mehrheit.
Rechte Medien im Netz profitieren laut Hooffacker von einem psychologischen Effekt, der die Wahrnehmung verzerrt: der Hostile-Media-Effekt. Dazu komme es, wenn jemand eine feste politische Meinung habe und Medien dann andere Positionen darstellten, erklärte sie. Je gefestigter die eigene politische Positionierung sei, desto stärker werde die Wahrnehmung verzerrt. Das führe dazu, dass manche nur noch solchen Medien folgten, die die eigene Haltung bestärkten und eben keine unterschiedlichen Blickwinkel abbildeten
Stimmungsmache im Internet
Für den Fall Brosius-Gersdorf hatte der Thinktank Polisphere aufgezeigt, wie das Thema sich im Internet verbreitet hat. Der Analyse zufolge begann die Kampagne gegen die Rechtsprofessorin am 1. Juli mit einem Artikel beim rechtslibertären Alternativmedium Apollo News. Rechtspopulistische Medien griffen das Thema auf und verstärkten so die Aufmerksamkeit: Allein NIUS veröffentlichte der Analyse zufolge 20 Artikel innerhalb von zehn Tagen. Deutschlandfunk-Journalistin Christiane Florin bezeichnete die Verschiebung der Wahl von Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin als "medialen und politischen Erfolg für die Neue Rechte".
Dass rechtsextreme Gruppen online sehr aktiv sind, ist schon länger bekannt. Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt in einem Überblick mit dem Titel "Das Internet als rechtsextreme Erfolgsgeschichte?" Anhänger vernetzten sich online miteinander, agierten aber auch nach außen, etwa um auf die politische Willensbildung einzuwirken.
Diese Nachricht wurde am 06.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.