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Jüdisches Museum Berlin
Direktor Peter Schäfer nach Kritik zurückgetreten

Nach massiver Kritik ist Peter Schäfer als Direktor des Jüdischen Museums zurückgetreten. Der ausgewiesene Judaist sei keinesfalls jemand, der eine antiisraelische Kampagne betrieben habe, sagte Kulturexperte Carsten Dippel im Dlf. Doch man müsse fragen, warum das Museum einige Dinge zugelassen habe.

Carsten Dippel im Gespräch mit Anja Reinhardt |
Ein Mann in seinen Fünfzigern steht vor abstrakter Architektur und blickt freundlich in die Kamera.
Israelkritische Ausstellungen, BDS-Unterstützer zu Gast auf Konferenzen, schlicht keine klare Haltung: so lauteten die Vorwürfe gegen Peter Schäfer (Wolfgang Kumm / dpa)
Die Kritik am Jüdischen Musem und seinem Direktor Peter Schäfer wuchs in den letzten Tagen massiv an. Schon lange schwelte ein Konflikt. Unter anderem hatte sich Israels Ministerpräsident Netanjahu beschwert, dass die Ausstellung "Welcome to Jerusalem", die bis vor kurzem zu sehen war, zu wenig auf die jüdische Perspektive eingegangen sei und stattdessen die muslimisch-palästinensische in den Vordergrund gerückt habe.
Doch darum, so der Journalist Carsten Dippel, sei es auch nicht gegangen, sondern die Ausstellung habe Jerusalem im Spannungsfeld dreier Weltreligionen zeigen wollen. Die Kritik daran habe Peter Schäfer betroffen gemacht, glaubt Carsten Dippel, der noch in der letzten Woche mit Schäfer gesprochen hat.
Ungeschicktes Handeln aber überzogene Kritik
Auch das hochsensible Thema BDS habe Peter Schäfer falsch eingeschätzt. Die Israel-Boykott-Bewegung (BDS), ein Kürzel für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen, war Anlass zu massiver Kritik. Zuletzt brach der Zentralrat der Juden in Deutschland den Kontakt zum Museum ab. Das Maß sei voll, so Josef Schuster, Präsident des Zentralrats, als vom offiziellen Twitteraccount des Jüdischen Museums vor ein paar Tagen ein Artikel aus der taz tra retweetet wurde, in der jüdische und israelische Wissenschaftler den Beschluss des Bundestages kritisierten, den BDS als antisemitisch einzustufen.
Dippel glaubt, dass weder Peter Schäfer noch das Jüdische Musem sich zum Wortführer für die BDS-Kampagne machen würden, aber bei so einem hochsensiblen Thema einen solchen Tweet abzusetzen sei "mindestens ungeschickt". Es stelle sich auch die Frage, warum sich das jüdische Museum in dieser Sache überhaupt äußern müsse, wohlwissend, dass dies ein Minenfeld sei.
Dies alles sei sehr ungeschickt gewesen, so Dippel, dennoch halte er die Kritk an Schäfer und dem Musem für überzogen. Keinesfalls sei der ausgewiesene Judaist Peter Schäfer jemand, der eine antiisraelische Kampagne betrieben habe.
Schwere Aufgabe für neue Leitung
Die Kritik an der Jerusalem-Ausstellung sei auch erst ein Jahr nach der Eröffnung erfolgt und dass sich die israelische Regierung eingemischt habe, sei zweifelhaft, so Dippel weiter. Dennoch müsse man sich fragen, warum das Museum einige Dinge zugelassen habe wie den Tweet, der einen Artikel verlinkte, der sich mit dem BDS beschäftigte.
Die Vorwürfe waren so massiv, dass Schäfer nur zurücktreten konnte. Das Museum ist erst einmal beschädigt und die neue Leitung hat eine schwere Aufgabe vor sich.