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Jürgen Trabant: "Sprachdämmerung"
„Babel ist keine Strafe, sondern ein Geschenk“

Der bekannte Sprachwissenschaftler Trabant kritisiert die globale Übermacht des Englischen in Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Sie wird dazu führen, dass viele Sprachen in der Welt verschwinden, vor allem das Deutsche, das historisch belastet von seinen Sprechern nicht genug verteidigt wird.

Von Hans-Martin Schönherr-Mann | 22.11.2020
Der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant
Jürgen Trabant über den Untergang der deutschen Sprache als englischer Dialekt (Foto: C.H. Beck Verlag / Andreas Pein)
In den Chefetagen großer Konzerne wird Englisch gesprochen, in den Naturwissenschaften längst, in den Sozialwissenschaften wie in vielen technologischen Bereichen zunehmend. Mit Hollywood und der Pop-Musik beherrscht das Englische auch die kulturelle Welt. Welche Rolle bleibt dem Deutschen? Jürgen Trabant, fast dreißig Jahre Professor für Französisch und Italienisch an der Freien Universität Berlin, klingt apokalyptisch, wenn er gegen Ende seines neuen Buches "Sprachdämmerung" resümiert:
"Das Deutsche wird nicht nur durch die demografische Entwicklung hinsichtlich seiner Sprecherzahl drastisch reduziert, die kulturelle Mutlosigkeit seiner Sprecher, die verschwundene Liebe zu dieser Sprache und die Schulpolitik der deutschsprachigen Länder bereiten der Kultursprache Deutsch ein Ende."
Der Bedeutungsverlust des Deutschen
Die kulturelle Mutlosigkeit verdankt sich der desaströsen Rolle, die Deutschland in der Welt des 20. Jahrhunderts bekanntermaßen spielte. So konstatiert Trabant:
"Das Land war schuld an der Zerstörung Europas, am Genozid an den Juden, an Millionen Toten vor allem im europäischen Osten, an seinen eigenen Toten. Das Deutsche ist die Sprache, die das alles begleitet hat. Man möchte vor Scham vergehen."
Die deutsche Sprache und Kultur haben seither weltweit einen unangenehmen Beigeschmack. Kein Wunder, wenn viele – so Trabant – die deutsche Sprache nicht besonders hochhalten:
"Die Eliten unseres Landes sind aus der Sprache emigriert, um wieder teilnehmen zu können an der zivilisierten Welt."
Dass das Deutsche in Deutschland und nicht nur in der Welt an Bedeutung verliert, dazu trägt auch die deutsche Schulpolitik bei, die die deutsche Sprache in der Schule nicht genug verteidigt. Zudem wird der Unterricht in anderen europäischen Sprachen gegenüber dem Englischen vernachlässigt. Man sollte meinen, dass das gar nicht im Sinn der Europäischen Union mit ihrer Sprachenvielfalt sein kann. Doch nach Jürgen Trabant ist der Trend ein anderer:
"Vereinheitlichung ist (...) nicht die offizielle Sprachpolitik der EU, sie ist aber das, was tatsächlich stattfindet."
Warum sollten die Länder der EU die Sprachenvielfalt denn auch fördern, wenn sich viele Menschen im Beruf zunehmend mit dem Englischen konfrontiert sehen und die Karrieren davon abhängen, inwieweit man perfekt Englisch spricht. Und am besten lernt man das von klein auf. Trabant schreibt:
"In dem Wunsch, ihren Kindern die Teilnahme an den höheren Diskursen und Tätigkeiten zu ermöglichen, scheuen Eltern keine Kosten und Mühen, ihren Kleinen eine englischsprachige Erziehung angedeihen zu lassen."
Kann man dann noch guten Gewissens von den nach Deutschland Zuwandernden fordern, primär Deutsch zu lernen.
Buchcover: Jürgen Trabant: „Sprachdämmerung. Eine Verteidigung“
Buchcover: Jürgen Trabant: „Sprachdämmerung. Eine Verteidigung“ (Buchcover: C.H. Beck Verlag)
Sprachenvielfalt als Geschenk
Wenn europaweit das Englische zunehmend zur Verkehrssprache avanciert, dann droht für Trabant eine sprachliche Vereinheitlichung, die mit einem Verlust an Sprachenvielfalt einhergeht. Dagegen konnte man vor Jahren noch die Klage hören, Deutsch sei durch das türkische Deutsch von Jugendlichen gefährdet. Dem widerspricht Trabant vehement:
"Die wirkliche Gefahr für das Deutsche kommt nämlich nicht aus dem Kiez, von unten. (...) Kiezdeutsch ist vielmehr eine Form des Deutschen, mit der man in die Hochsprache einsteigt. (...) Deswegen soll die Schule in der Tat das Kiezdeutsch als Chance begreifen, als eine Leiter hinauf zur Hochsprache."
Trotzdem gelingt es den wenigsten Zugewanderten, akzentfrei Deutsch zu sprechen. Dazu sind aber auch längst nicht alle Deutschen fähig. Bei den meisten hallt der Herkunftsdialekt nach. Doch Migrationshintergrund wie Herkunftsdialekt bieten kommunikative Anknüpfungspunkte.
Jürgen Trabant plädiert in seinem Buch vehement für Sprachenvielfalt und kritisiert die globalen Vereinheitlichungstendenzen, die andere Sprachen kulturell und sozial verdrängen. Daher auch der Titel: Sprachdämmerung. Damit widerspricht er der weit verbreiteten Auffassung, dass Sprachenvielfalt die Kooperation behindert, während eine einheitliche Sprache diese befördert. Schon das Alte Testament erklärt mit der Geschichte vom Turmbau zu Babel Sprachenvielfalt als eine Strafe Gottes für die Hybris der Menschen. Dagegen gipfelt Trabants Buch in der These:
"Babel ist keine Strafe, sondern ein Geschenk."
Die Wissenschaftssprache Englisch als Gefahr
Die Globalisierung bedroht dieses Geschenk mit dem von Trabant so benannten ‚Globalesischen‘, nämlich dem Amerikanischen, das einst in Deutschland als Sprache der Befreier den nazigefärbten Mief des Deutschen durcheinander wirbelte:
"Der verführerische Klang des Amerikanischen – was immer er ist, Wildheit, Körperlichkeit und Macht – verändert die europäische Sprachkultur einschneidend, (...)."
In der englischsprachigen Welt der Wissenschaften spielen wissenschaftliche Leistungen in anderen Sprachen praktisch keine Rolle. Ins Englische übersetzt werden nur berühmte Texte. Das quittiert Trabant mit den Worten:
"So gut wie alles in anderen Sprachen Gedachte ist in der Anglo-Welt einfach inexistent. Was für eine unerträgliche provinzielle Beschränkung, was für eine Arroganz? (...) Die Anglo-Welt ist keine generöse, weltoffene Übersetzungswelt."
Heute wird in vielen Ländern mit kleineren oder größeren Sprachgemeinschaften sehr viel auf Englisch publiziert, in den Naturwissenschaften fast durchgängig. Konferenzen finden auf Englisch statt. Immer häufiger wird auf Englisch gelehrt. Ergo Trabants dramatische Warnung:
"Wenn eine Sprachgemeinschaft Wissenschaft nicht mehr in der Nationalsprache betreibt, dann ist das der Anfang vom Ende dieser Sprache als Kultursprache. (...). Diese Talfahrt hat für das Deutsche längst begonnen."
Der Sieg des Zeichens über das Wort
Bis auf die ersten 50 Seiten, in denen Trabant auf Sprachtheorien eingeht, ist das Buch nicht nur gut verständlich geschrieben. Es brilliert mit witzigen Bemerkungen und unzähligen Anekdoten.
Bemühungen, Sprache zu vereinheitlichen, gibt es bereits in der antiken griechischen Philosophie, wenn man unterstellt, dass man die Dinge besser betrachten kann, wenn man sie ohne störende Sprache erfassen würde. Francis Bacon, um 1600 Wegbereiter der modernen Naturwissenschaften, möchte die Worte von falschen Vorstellungen reinigen und sie mit den richtigen wissenschaftlichen Bedeutungen auffüllen. Die Philosophie der Aufklärung versucht die beschränkten Bedeutungshorizonte bzw. Semantiken durch universelle Bedeutungen und Strukturen zu ersetzen. Trabant schreibt:
"Die Französische Revolution gipfelt geradezu in einem gigantischen Sprachreinigungsprozess. Sie reinigt (...) das Französische, in dem sich ja auch noch ‚Vorurteile‘ (...) eingenistet haben, von dieser schmutzigen Semantik."
Im 20. Jahrhundert betreibt den Sprachreinigungsprozess die global vorherrschende sprachanalytische Philosophie, die ebenfalls die vermeintlich richtigen einzigen Bedeutungen von Worten zu bestimmen und festzulegen versucht. Man bemüht sich um exakte Wissenschaftssprachen, die daher selbstredend jeder Alltagssprache überlegen sein sollen. Für Trabant zeichnet sich damit folgendes Szenario ab:
"Das Ende der Sprache wird im Dienste der Wissenschaft nicht nur herbeigesehnt, sondern ernsthaft betrieben: Sprachreformen und künstliche Sprachen lassen die historischen Sprachen hinter sich."
Wer in der modernen technischen Welt leben will, der muss primär die technischen Sprachen verstehen und beherrschen. Trabant:
"Die technisch-funktionale Berufswelt macht das reine und präzise Bezeichnen zur Pflicht. (...) Für diese Funktion genügen aber (...) technische Hilfssprachen. (...) es ist der Traum (...) des wissenschaftlichen Europas. Auch seine totale gesellschaftliche Verallgemeinerung wäre das Ende der Sprache: der Sieg des Zeichens über das Wort."
Das ist die zentrale Problematik von Trabants Sprachdämmerung: die verwissenschaftliche Sprache reduziert das Wort, das in der Alltagssprache vielfältige Bedeutungen und Verwendungsweisen hat, auf Zeichen, deren Bedeutungen festgelegt werden. Wer diese technische Sprache spricht, muss nicht mehr den Bedeutungen nachsinnen, muss nicht mehr nachdenken; denn, so Trabant,
"das Denken hat beim Zeichen ja schon stattgefunden, während es beim Sprechen gerade erst stattfindet; (...)."
Dass weder Wissenschaft noch Philosophie denken, sondern nur rechnen, das sagt Martin Heidegger bereits 1951. Auf diesen bezieht sich Trabant indes nicht, ist Heidegger in der sprachanalytischen Philosophie doch verpönt. Wie diese trennt Trabant dagegen Sprechen und Denken, soll das Sprechen das schon Gedachte erst ausdrücken.
"Sprache ist verkörperter Geist. Deswegen sucht sie sozusagen die leichteste, dem Geist am meisten entsprechende Materialität: den Ton. Der Laut ist ein Abbild des Geistes."
Ohne den Hauptfeind der sprachanalytischen Philosophie, Jacques Derrida zu nennen, erklärt Trabant die Schrift für sekundär, die für Derrida die Sprache erst strukturiert. Aber realisiert sich der Geist wirklich beim Sprechen? Ist er nicht vielmehr in den Bibliotheken und heute den Datenbanken zuhause? Wenn Trabant Zeichen und Wort unterscheidet, ersteres ist hinsichtlich seiner Bedeutung festgelegt, letzteres ist semantisch offen, dann entwirft er einen engen Begriff des Zeichens. Trotz seiner Kritik an der sprachanalytischen Philosophie verbeugt er sich damit vor ihr. Denn bei dem bekannten Semiotiker, Umberto Eco, der sich wie Heidegger und Derrida der postmodernen Philosophie zuordnen lässt, ist das Zeichen keineswegs vorab einfach festgelegt. Daher muss man Trabants These,
"Der Weltgeist ist heute semiotisch, nicht sprachlich."
relativieren: Nur im Sinn der sprachanalytischen Philosophie ist der Weltgeist semiotisch, bzw. geht es ihr darum, Worte als fixe Zeichen unabhängig von der jeweiligen Kultur zu bestimmen. Zeichen bergen dann keine poetische oder emotionale Dimension. Sie lassen sich auch nicht aus der Tradition heraus bestimmen, sondern allein aus ihrem Gegenstand.
Dagegen ist es Trabant zumindest zu undifferenziert, wenn der bedeutende Linguist Noam Chomsky davon ausgeht, dass alle Sprachen auf identischen Strukturen beruhen. Chomskys Universalgrammatik – so Trabant –
"will den universellen Denkgesetzen auf die Spur kommen, einzelsprachliche (...) Differenzen sind ihr dagegen verdächtig."
Sprachen als "Weltansichten"
Parallel zu diesem wissenschaftlichen Trend entwickelte sich dagegen auch ein Verständnis, dass die verschiedenen Sprachen mit semantisch ähnlichen Worten und sogar ähnlichen grammatischen Strukturen doch verschiedene Bedeutungen ausdrücken. Nach Trabant handelt es sich um
"je eigene Bedeutungsuniversen. Man gestaltet den Inhalt in jeder Sprache semantisch anders."
Das deutsche ‚schön‘ sagt nicht dasselbe wie das italienische ‚bello‘ oder das englische ‚beautiful‘.
Dagegen verkennt die Wissenschaftssprache nach Trabant,
"dass Sprache gerade etwas Poetisches ist, dass sie in der Körperlichkeit wurzelt, in einer mentalen oder kognitiven Aktivität, die die alte Psychologie Phantasie oder Einbildungskraft nannte, und gerade nicht in reiner Rationalität, (...)."
Dabei bezieht sich Trabant auf Wilhelm von Humboldt, der Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreiche Sprachstudien verfasste:
"Die Sprachen sind – das ist Humboldts Gegenbegriff zum Zeichen – ‚Weltansichten‘."
Diese will die moderne wissenschaftlich geprägte Kultur gerade vereinheitlichen, ist für sie Babel nun mal die Katastrophe. Dem hält Trabant entgegen:
"Nur eine Humboldtsche Sprachauffassung kann uns vor der sprachlichen Vereinheitlichung der Menschheit retten. (...) wenn wir Babel nicht als Fluch, sondern als Segen betrachten, (...)."
Daher insistiert er darauf, dass der Wissenschaftler besondere Gedanken in seiner spezifischen Sprache auf originelle Weise entwickelt, um kulturellen Besonderheiten Ausdruck zu verleihen und um überhaupt zu speziellen Einsichten zu gelangen. So verteidigt Trabant seine wissenschaftliche Tätigkeit:
"Geisteswissenschaften verkörpern ihr Denken in der Sprache. Und eben das möchten nun manche Geisteswissenschaftler, gerade weil sie Wissenschaft betreiben, weil sie das beste Wissen erzeugen wollen, in der Sprache tun, die sie am besten können. (...) Die Verwendung der alten Sprache ist also wissenschaftlich angezeigt, nicht nationalistisch motiviert."
Vereinheitlichung oder Macrons Europa vieler Sprachen
Feinde der Sprachenvielfalt finden sich indes nicht nur in der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, die Trabant unter dem Wort Sprachkapitalismus zusammenfasst. Auch ein Sprachsozialismus möchte die Sprache mit dem Englischen vereinheitlichen, um dadurch soziale Gleichheit und Gerechtigkeit herzustellen. Der Sprachenvielfalt genauso feindlich gesonnen sind diverse, besonders religiöse Irrationalismen, die mit der Sprache jegliche Rationalität bekämpfen. Alles zusammen – vornehmlich die Vereinheitlichungstendenzen der Sprache in Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst – soll dann nach Trabant zu folgendem Szenario führen:
"Die meisten Sprachen der Welt werden verschwinden. Dies mag vielleicht gut sein für das ungehinderte globale Funktionieren von Kommunikation, für die menschliche Sprache als Produktion des menschlichen Denkens im Sinne Humboldts ist es eine Katastrophe."
Französisch und Spanisch werden sich zur Wehr setzen können, nicht zuletzt, weil sie weltweit verbreitet sind und über ein genügendes Sprachbewusstsein verfügen. Das Deutsche wird sich dagegen als Kultursprache aufgeben, sich dem Englischen unterordnen, um schließlich zu einem lokalen Dialekt zu verkümmern.
Dadurch steht in Frage, ob man in Zukunft den Menschen noch durch seine Sprache wird definieren können, als primär sprachbegabtes Wesen, wenn er nur noch vorgegebenen Zeichen gehorcht und diese reproduziert. Etwas verzweifelt ruft Trabant dazu auf:
"Philosophen, Rechthaber, Monotheisten, Revolutionäre, Verwaltungsfritzen aller Art, rüstet euren sprachlichen Monotheismus ab."
Gemäß des medialen, politischen oder wissenschaftlichen Zeitgeistes – sei es beim Klima, bei Corona oder der demographischen Entwicklung – argumentiert Trabant weitgehend apokalyptisch, droht mit einer Katastrophe der deutschen Sprache, um seine Zeitgenossen zu lenken – eine Argumentationsweise, die den Menschen die Mündigkeit abspricht. Denn der Schreck soll die gewünschten Reaktionen auslösen.
Immerhin gedeiht bei ihm denn doch eine gewisse Hoffnung, weil sich der französische Präsident Emmanuel Macron 2017 in einer Rede an der Sorbonne zur sprachlichen Vielfalt in Europa bekannte. Dabei greift er auch auf den Gedanken zurück, dass sich verschiedene Sprachen nicht perfekt ineinander übersetzen lassen. Trabant lobt Macron:
"Tiefe sprachliche Verschiedenheit, das Unübersetzbare, wird die Grundlage der Freundschaft (...) Das ist kühn gedacht. Wo haben wir so etwas schon einmal von einem Politiker gehört?" (187)
Die Europäer können sich nur miteinander befreunden, wenn sie unterschiedlich bleiben, wie sie sind. Wenn sie sich einer Einheitssprache anpassen, ein einheitliches Lebensgefühl und ein einheitliches Weltverständnis übernehmen, dann hebt sich Europa selbst auf. Europa auf seine vielen Sprachen zu gründen, bleibt aber eine schwierige Aufgabe, fast eine Sisyphos-Arbeit. Macron verweist daher auf Albert Camus, der sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellt, wenn er immer wieder etwas versucht, was eigentlich nicht zu schaffen ist, aber getan werden muss, wenn die Menschen Sprachwesen bleiben wollen. Trabant kommentiert:
"Macron hat überhaupt als Politiker zum ersten Mal Europa von den vielen Sprachen her gedacht. Vor allem hat er dieses vielsprachige Europa nicht – wie noch der deutsche Präsident Joachim Gauck in seiner Europa-Rede von 2013 – als Horror-Turm von Babel gesehen und eine europäische Einheitssprache propagiert."
Wie tragisch es ist, wenn eine Sprache verschwindet, darüber darf man streiten. Aber dass gerade in den Wissenschaften nicht nur in Deutschland immer mehr Englisch gesprochen wird, das ist sehr ärgerlich. Folglich sollte man in Europa den Brexit als Chance ergreifen, um sich von der Übermacht des Englischen zu befreien, nämlich um von jetzt an überall dort, wo bisher das Englische in den EU-Institutionen vorherrscht, Sprachen der EU-Mitglieder zu sprechen, um damit die europäische Sprachenvielfalt zu fördern. Das sagt Trabant nicht. So sehr möchte er die Kollegen von der sprachanalytischen Philosophie doch nicht ärgern.
Jürgen Trabant: "Sprachdämmerung. Eine Verteidigung"
Verlag C.H. Beck, München. 240 Seiten, 29,95 Euro.