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Junges Multimedia-Angebot
ARD und ZDF wollen mit "funk" Jugendliche erreichen

"funk" heißt das neue multimediale Angebot für Jugendliche von ARD und ZDF. Vorrangig mit Webvideos wollen die beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten die junge Zielgruppe erreichen - mit linearem Fernsehen hat das Angebot nichts mehr zu tun.

29.09.2016
    Das Jugendangebot von ARD und ZDF heißt "funk"
    Das Jugendangebot von ARD und ZDF heißt "funk" (Screenshot Youtube / Funk - ARD / ZDF)
    Der Start von "funk" ist für den 1. Oktober vorgesehen. Das Gesamtbudget soll bei 45 Millionen Euro liegen. Das Online-Programm, mit dem 14- bis 29-Jährige ins Netz gelockt werden sollen, soll deutlich anders sein als von ARD und ZDF gewohnt. Ausdrücklich ist "funk" nicht einfach als ein neuer Kanal für das jüngere Publikum geplant worden, in dem klassische TV-Sendungen zu sehen sind. Mit herkömmlichen linearen Fernsehen hat "funk" deshalb wenig zu tun.
    Ein Schwerpunkt sollen Webvideos sein, kündigten die Programmgeschäftsführer Florian Hager und Sophie Burkhardt an. Es werde später eventuell auch einige Audioformate, sogenannte Podcasts, geben. Text werde nur begleitend zu den anderen Formaten auftauchen. Apps für mobile Endgeräte sind bereits verfügbar.
    "Senden und Empfangen"
    Sophie Burkhardt sagte, in "funk" stecke "Senden und Empfangen, das ist die Art der Interaktion, die wir wollen." Zu jedem Format gehöre die Diskussion in den sozialen Medien. Das Angebot werde mit mehr als 40 unterschiedlichen Formaten an den Start gehen, die über YouTube, Facebook und andere Plattformen verbreitet würden, sagte Burkhardt. Die Formate versuchten, die klassischen Bedürfnisse junger Menschen zu befriedigen: Information, Orientierung und Unterhaltung.
    Die Macher wollten "die Leute mit unterschiedlichen Perspektiven konfrontieren, damit sie sich ihre eigene Meinung bilden können". Ziel sei nicht, die jungen Mediennutzer an die Nachrichten von ARD und ZDF heranzuführen, sondern Überzeugungsarbeit zu leisten, "dass es wichtig ist, dass es ein öffentlich-rechtliches Angebot gibt".
    YouTuber mit kreativem Freiraum
    Im Unterschied zu einigen kommerziell arbeitenden YouTubern gebe es bei "funk" keine Werbung und keine Produktplatzierungen, sagte Hager. Diese Alternative werde von einigen YouTubern gern genutzt, weil sie merkten, dass ihnen das kreativen Freiraum verschaffe.
    Die Macher von "funk" arbeiten bei vielen Produktionen mit ARD-Sendern oder mit dem ZDF zusammen. Bekannte jüngere Fernsehgesichter wie Jan Böhmermann werden nicht zu sehen sein - auch weil er mit seinen Anspielungen eher ein Publikum jenseits der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen anspricht. In Arbeit ist jedoch ein Sketch-Comedy-Format mit einem von Böhmermanns Sidekicks, Florentin Will.
    Auch mit dem YouTuber LeFloid arbeite "Funk" an einem Format. Weitere Namen sind Fynn Kliemann und Rayk Anders. Nemi El-Hassan produziert mit anderen Muslimen zusammen als "Datteltäter" Satire-Formate für YouTube.
    Start zog sich lange hin
    Jahrelang hatte sich der Start des "Jungen Angebots" hingezogen. Der entsprechende Staatsvertrag wurde im Dezember 2015 unterzeichnet, am 15. September 2016 gab der Landtag von Schleswig-Holstein als letztes Länderparlament sein Einverständnis. Der Start für "funk" ist gleichzeitig das Aus für die Digitalkanäle EinsPlus und ZDFkultur. Für beide ist in der Nacht zum 1. Oktober Schluss.
    Die privaten Hörfunk- und Fernsehsender haben ebenso wie die Verlage bereits angekündigt, dass sie sich das, was ARD und ZDF da im Internet machen, genau anschauen werden. Hager sagte, es sei kein Jugendradio im Netz geplant, und "funk" werde auch nicht für viel Geld eine Gratis-Mediathek für jugendaffine Serien im Internet aufbauen. Die Aktivitäten der beiden Sender im Netz werden von den privaten Konkurrenten auch juristisch angegriffen, wie bei der App der "Tagesschau".
    (nch/fwa)