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Jungpolitiker mit Hut

30 Jahre alt, Jurist und zielgerichtet: Roland Theis. Er ist die Nachwuchshoffnung der saarländischen CDU.

Von Tonia Koch |
    "Danke, dass wir da sein durften."

    Roland Theis bedankt sich beim Merchweiler Bürgermeister, Walther Diez, für die Gastfreundschaft. Diez hatte der kleinen CDU-Wandergruppe ein spätes Frühstück angeboten, damit diese gestärkt in die zweite Etappe ihrer sommerlichen Heimattour starten konnte. Und wenn Roland Theis, der frischgebackene CDU-Generalsekretär, schon einmal ungezwungen im Rathaus hereinschneit, dann, so sagte sich der in der Kommunalpolitik alt gediente Politprofi Dietz, dann gilt es, die Gunst der Stunde zu nutzen.

    "Wir sind bei unseren Sanierungsarbeiten auf die Hilfe des Landes angewiesen und da sind Fürsprecher immer gern gesehen."

    Der potenzielle Fürsprecher Theis ist gerade einmal 30 Jahre alt, frisch verheiratet und schon Generalsekretär der Saar-CDU, wenn auch erst seit wenigen Monaten. Theis war Vorsitzender der Jungen Union und ist kein unbeschriebenes Blatt in der Partei. Er muss jedoch Vertrauen schaffen zu den überwiegend älteren Mitgliedern. Jung und ein bisschen frech reicht nicht. Das weiß auch Roland Theis.

    "Mein erstes und wichtigstes Ziel ist es jetzt, ein guter Generalsekretär zu sein. Das ist man nach einem halben Jahr noch nicht, da muss man sich beweisen."

    Auf Schusters Rappen quer durchs Land, da lässt sich zumindest zeigen, dass der junge Mann im wichtigen Amt der Heimat verbunden ist und ein Ohr hat für die kleinen Sorgen. Jeder Teilnehmer ist ausgestattet mit einem eigens für die Wandertour entworfenen Hut nach Art amerikanischer Ranger.

    "Der Hut, der Hut ist unser Erkennungszeichen. Wir wollten uns zunächst Wanderjacken machen lassen, aber die sieht man ja nicht, weil wir permanent mit Rucksäcken unterwegs sind. Und wenn ich ein Hut-Gesicht hätte, würde ich ihn tragen. Aber andere tun das und da erkennt man uns, wenn man durch die Dörfer läuft."

    Der Heimat-Hut baumelt weiter auf dem Rücken eines gut gelaunten Roland Theis.

    "Es sieht einfach albern aus, wenn ich einen Hut anhabe."

    Entschließt sich dann aber doch.

    "Im Radio mach’ ich das."

    Und erntet prompt Bewunderung.

    "Einwandfrei."

    Sich medial in Szene setzen, das gehört dazu, das hat Roland Theis in seinen jungen Jahren bereits verinnerlicht. Die mediale Aufmerksamkeit ist ihm in den kommenden Wochen und Monaten auch gewiss, denn der Jurist leitet den sogenannten Ostermann-Untersuchungsausschuss. Das Gremium soll die Einflussnahme eines einflussreichen FDP-Politikers und Unternehmers auf das Zustandekommen der saarländischen Jamaika-Regierung klären. Für den Generalsekretär der CDU stand das Ergebnis der Untersuchung bereits zu Beginn fest.

    "Der Vorwurf, Jamaika sei gekauft, ist meines Erachtens eine Unverschämtheit gegenüber denjenigen, die gehandelt haben. Mein persönliches Ziel ist es, diesen Vorwurf zu entkräften, das wird uns noch vor der Sommerpause gelingen."

    Das ist nicht gelungen; der Ausschuss tritt auf der Stelle. Zunächst müssen formale Fragen geklärt werden, wer darf Einsicht nehmen in Steuerakten. Die Gerichte haben das Wort. Das öffentliche Interesse am Ostermann-Untersuchungsausschuss sichert Roland Theis jedoch viel Aufmerksamkeit. Dem einfachen Parlamentarier wäre diese nicht zuteilgeworden. Theis politische Karriere vom Vorsitz der saarländischen Schülerunion, über den Chefsessel bei der Jungen Union bis hin zum Generalsekretär, erscheint wie am Reißbrett entworfen. Er selbst aber hält Politik nicht für planbar und sieht sich auch für andere Aufgaben gerüstet.

    "Ich habe über 2 Jahre für eine Bank gearbeitet in einem Bereich, der mit Politik wenig zu tun hatte. Aber ich glaube schon in der Zeit einiges gesehen zu haben, nicht so sehr wie einer, der 20 bis 30 Jahre in einem Beruf gearbeitet hat, als Meister, als Selbständiger oder als Angestellter. Ich glaube aber dass es wichtig ist, dass es einen Mix gibt in der Politik. Und ich hatte deshalb versucht, in der Ausbildung vieles zu kompensieren, was andere, die sich mehr Zeit gelassen haben, erfahren und erleben durften."

    Selbstverständlich erfordere die Parteiendemokratie Typen wie ihn, die sich um Themen kümmerten, sagt er. Eines dieser Themen ist die Wehrpflicht. Theis will daran festhalten. Von einer Armee von Freiwilligen, wie sie augenblicklich diskutiert wird, hält er gar nichts.

    "Ich glaube, dass gerade wir Deutschen gut daran tun, eine zivile Armee zu haben. Das heißt, dass es viel Fluktuation zwischen Gesellschaft und Armee geben muss und das wird dadurch sicher gestellt, dass es Wehrpflichtige gibt, die sechs Monate, früher neun Monate oder länger bei der Bundeswehr bleiben. Ich glaube, das macht die intelligentere, die zivilere, die bessere Armee aus."

    Das Problem der Wehrungerechtigkeit, dass lediglich ein Teil der Wehrpflichtigen auch eingezogen würden, dieses Problem müsse die Politik dringend lösen, wenn die Bundeswehr den Rückhalt in der Bevölkerung nicht verlieren wolle.

    "Die Legitimation in der Bevölkerung hängt stark davon ab, ob Wehrpflicht als gerechte Angelegenheit empfunden wird oder nicht."

    Theis hat selbst gedient, beim 3. Panzerartillerielehrbataillon im rheinland-pfälzischen Kusel nahe der Heimat. Und er hält noch heute Kontakt. Besucht, wenn er kann, Stammtische der saarländischen Bundeswehrstandorte.

    "Das hat nicht alles Spaß gemacht bei der Bundeswehr. Das war auch mit Sicherheit nicht berufsvorbereitend für den Juristen oder den Politiker. Aber es war eine wichtige Erfahrung. Man hatte es mit vielen unterschiedlichen Leuten und Hintergründen zu tun gehabt und ich möchte die Zeit mit Sicherheit nicht missen."

    Und als der Merchweiler Bürgermeister seinen Gästen auf der Sommertour durch sein Dorf einschmunzelnd vorgetragenes "rechts schwenkt - Marsch" zuruft, wird er von Passanten sogleich nach dem Dienstgrad befragt. Der Bürgermeister kann Punkten:

    "Leutnant der Reserve."

    Er habe es lediglich zum Obergefreiten gebracht, entgegnet Theis.

    "Was die Dienstgrade anbelangt, da kann ich nicht mithalten, da bin ich immer derjenige, der nachlaufen darf."

    Politisch will Roland Theis jedoch nicht nachlaufen, sondern vorneweg laufen. Daran besteht kein Zweifel.