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Jupiter
Großer Roter Fleck könnte verschwinden

Seit anderthalb Jahren umkreist die US-Raumsonde "Juno" den Planeten Jupiter. Im Sommer hat sie den berühmten Großen Roten Fleck des Planeten überflogen. Die Daten zeigen, er ist größer als die gesamte Erde und reicht tiefer hinunter in die Atmosphäre als alles, was wir auf der Erde kennen. Und er schrumpft.

Von Guido Meyer | 05.01.2018
    "Juno" soll auch klären, wie sich der Große Rote Fleck auf Jupiter so lange halten kann.
    Die Raumsonde "Juno" hat den Großen Roten Fleck auf Jupiter untersucht (NASA/ESA)
    Hobbyastronomen können den größten Planeten des Sonnensystems mit einem einfachen Fernrohr beobachten. Es geht sogar noch genauer: Durch ein Teleskop lassen sich Einzelheiten auf der Oberfläche Jupiters erkennen, allen voran der berühmte "große, rote Fleck", erklärt Andy Ingersoll vom California Institute of Technology.
    "Der große, rote Fleck ist ein Sturm. Was daran besonders ist? Er ist 150 Jahre alt. Dadurch unterscheidet er sich von allen Stürmen auf der Erde."
    Wahrscheinlich wirbelt der große, rote Fleck sogar schon seit mehr als drei Jahrhunderten um Jupiter herum. Damals tauchten die ersten Zeichnungen des Planeten mit einem entsprechenden Flecken auf. Planetologe Ingersoll gehört zum Forscherteam, das die Daten der amerikanischen Raumsonde "Juno" auswertet. Sie umkreist Jupiter auf einer elliptischen Umlaufbahn. Dieser lang gestreckte Orbit hat sie im Juli vergangenen Jahres auch direkt über dieses riesige Sturmgebiet geführt, ergänzt Scott Bolton vom Southwest Research Institute im texanischen San Antonio, der Chefwissenschaftler von "Juno".
    Ein gigantisches Tiefdruckgebiet, größer als die gesamte Erde
    "Der große, rote Fleck sieht ein wenig aus wie ein Hurrikan. Er muss aber anders entstanden sein, denn unter dem Sturm befindet sich kein Ozean. Es handelt sich um ein gigantisches Tiefdruckgebiet, das größer ist als die gesamte Erde. Seine Winde sind so heftig, dass sie dreimal schneller wehen als alles, was wir je auf der Erde beobachtet haben."
    Die Winde im großen, roten Flecken erreichen Geschwindigkeiten von fast 700 Kilometern in der Stunde. Auf diese Zahl kamen die Forscher, indem sie optische Aufnahmen der JunoCam ausgewertet haben. Diese Kamera an Bord der Sonde fotografiert in regelmäßigen Abständen den Flecken. Seine rötlich-bräunliche Färbung verdankt er wahrscheinlich chemischen Prozessen in den oberen Wolkenschichten. Dort spaltet das Sonnenlicht organische Verbindungen u.a. in die Elemente Schwefel und Phosphor. "Juno"-Co-Investigator Andy Ingersoll vom Caltech:
    "'Juno' hat ein Instrument an Bord, das durch die Wolken blicken kann. Es handelt sich um das Microwave Radiometer, ein Strahlungsmesser im Mikrowellenbereich. Wenn ein Planet von einer Wolkenschicht bedeckt ist, ist das normalerweise auch alles, was Sie von ihm sehen. Aber im Radiofrequenzbereich können Sie durch die Wolken gucken. Und das hat 'Juno' gemacht."
    Nachdem sich die flächenmäßige Ausdehnung des großen, roten Fleckens auch von der Erde aus beobachten lässt, konnte "Juno" nun erstmals bestimmen, wie tief der Fleck in die Atmosphäre Jupiters hinunter ragt.
    "Er könnte noch in diesem Jahrhundert verschwinden"
    "Die Wurzeln dieses Sturms liegen 350 Kilometer tief. Das ist also eine ganz schön tief reichende Struktur!"
    Eine Struktur, die an ihrem unteren Ende, in 350 Kilometern Tiefe, wärmer ist als in den darüber liegenden Schichten. Bei seiner Entdeckung hatte der große Fleck noch einen Durchmesser von deutlich mehr als zwei Erden. Und nun, im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts, kommt er nur noch auf 1,3 Erddurchmesser. Das entspricht 16.000 Kilometern.
    "Der große, rote Fleck schrumpft tatsächlich. Wenn er im selben Tempo weiter schrumpft, wird er noch in diesem Jahrhundert verschwinden."
    Darüber sind sich jedoch nicht alle Wissenschaftler einig. Denn gleich ob Hurrikan auf der Erde oder großer, roter Fleck auf Jupiter: Bei beiden Phänomenen handelt es sich um Stürme. Und Stürme sind auf jedem Planeten ein Wetterphänomen. Sie lassen sich daher nur bedingt vorhersagen. "Juno"-Chef Scott Bolten glaubt:
    "Es wäre überraschend, wenn der große, rote Fleck genau in der Zeit verschwinden würde, in der wir ihn beobachten. Aber möglich wär’s."