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Kabarettist Tobias Mann
"Ich versuche mich bewusst zu entschleunigen"

Alle fünf Minuten "Spiegel Online" zu checken, bringe es nicht, meint Tobias Mann im Dlf. In seinem neuen Programm "Chaos" geht es im weitesten Sinne um unsere immer komplizierter und chaotischer werdende Welt und darum, wie man sich als Kabarettist dazu verhält.

Fabian Elsäßer im Gespräch mit Tobias Mann |
    Kabarettist Tobias Mann auf der Bühne
    Kabarettist Tobias Mann bei der Auszeichnung mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2017 (imago/ Bernd Eßling)
    Dieses Programm hatte es in sich, von Anfang an. Thematisch und inhaltlich sei es deutlich chaotischer zugegangen bei der Vorbereitung als sonst: eine riesige lose Blattsammlung. Da war die Namensfindung letztlich nicht schwer: "Chaos".
    Allerdings geht es nicht nur um das chaotische Brainstorming von Tobias Mann, sondern auch um die sich rasant verändernde, komplexer und chaotischer werdende Welt, die uns umgibt. Seine Antwort darauf: Entschleunigung. Denn jedem Wimpernschlag einer Entwicklung zu folgen, bringe einen oft auch nicht weiter.
    "Es lohnt sich nicht alle fünf Minuten 'Spiegel Online' zu checken."
    Der Kabarettist rät einfach mal abzuwarten und sich am Ende das große ganze Schlamassel anzuschauen und zu analysieren.
    Lustige Tweets ad hoc?
    "Man muss ja erstmal eine Meinung entwickeln, das ist ja auch etwas, wofür man heute kaum noch Zeit bekommt. Man erwartet ja auch von Kabarettisten, dass sie innerhalb von drei Minuten, nach dem etwas passiert ist, schon den ersten lustigen Tweet absetzen."
    Im politischen Diskurs aber auch im allgemeinen Umgang der Menschen stellt Tobias Mann fest, was viele derzeit beklagen: Der Umgangston sei schärfer geworden, die Grenze des Sagbaren würden immer weiter verschoben.
    Sorge vor Konsequenzen
    "Es sind mittlerweile Aussagen in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert, das wäre undenkbar gewesen vor ein paar Jahren und da arbeiten natürlich einige Gruppen dran, diese Grenzen zu verschieben. Und das schlimme ist jetzt nicht erstmal das gesprochene Wort, sondern die Tat die daraus folgt. Und das ist etwas, was ich durchaus mit Sorge sehe."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.