Nach dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz kommt demnächst der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule - ab 2025 soll dieser in Kraft treten. Der Bund unterstützt die Länder mit insgesamt zwei Milliarden Euro – und zwar für Investitionen in die Infrastruktur. Für Bundesfamilienministerin Franziska Giffey von der SPD hat das Thema oberste Priorität.
"Das ist für uns ein sehr sehr sehr wichtiges Vorhaben, was eben aus verschiedenen Gründen von großer Bedeutung ist. Zuallererst die Chancengerechtigkeit, die jedes Kind in Deutschland bekommen soll auf gute Bildung, auf gute Betreuung, auf eine qualitätvolle Betreuung."
Hamburg als Vorbild
Im Moment gibt es für jedes zweite Grundschulkind einen Platz in einer Ganztagsbetreuung. Die Länder sind bislang beim Ausbau dieses Angebots höchst unterschiedlich vorangekommen. Schlusslicht ist Baden-Württemberg mit nur 20 Prozent, an der Spitze stehen die ostdeutschen Flächenländer sowie die Stadtstaaten. Hamburg bietet 90 Prozent der Grundschulkinder einen Ganztagsplatz. Franziska Giffey findet das ungerecht.
"Wir wollen auch, dass eben auch die Frauen, die das in den meisten Fällen betrifft, die Möglichkeit haben, nicht ihr Erwerbsleben auf Jahre zu unterbrechen. Auch dann nicht, wenn sie in der Kita eine gute Betreuung hatten, aber dann in der Grundschule feststellen, das Kind steht um 12 Uhr mittags ohne Essen wieder vor der Haustür und damit ihrem Beruf nicht mehr gut nachgtehen können."
Geld ist da - aber es fehlt Personal
Der Bund gibt Geld für die Infrastruktur, die Länder sind zuständig für das Personal. Und hier deuten sich bereits jetzt Engpässe an. Es fehlen Grundschullehrerinnen, es fehlen Erzieher für den Hort am Nachmittag. Franziska Giffey appellierte deshalb an die Länder:
"Dafür braucht es eben auch gute Arbeits-, Ausbildungs- und Bezahlungsbedingungen und das ist eine Aufgabe, da müssen die Länder jetzt ran. Wir geben für die baulichen Investitionen in einem ersten Schritt zwei Milliarden Euro."
Erstklassige Bildung sieht anders aus
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek von der CDU betonte in ihrem Statement, dass es beim Ganztagsangebot für Grundschulkinder nicht nur um eine quantitative Betreuung gehe. Ihr als Bildungsministerin sei die Qualität ganz wichtig.
"Wir kassieren gerade in allen Studien immer, dass wir in Deutschland immer im Mittelfeld sind. Und wenn wir Innovationsland sind, dann sind wir unter Bildungsgesichtspunkten nicht gut aufgestellt, wenn wir uns im Mittelfeld befinden. Wir müssen wieder erstklassig in der Bildung werden. Und das ist natürlich auch ein Thema für die Grundschulen."
Wie werden die zwei Milliarden Euro auf die Länder verteilt? Es sollen nicht diejenigen Länder bestraft werden, die bereits seit Jahren ihr eigenes Geld für die Ganztagsbetreuung in der Grundschule ausgeben - Schlüssel für die Verteilung der Mittel wird die Zahl der Kinder sein.