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Kaiser August
Meister der politischen Kommunikation

Der römische Kaiser Augustus eroberte und behauptete seine Herrschaft durch sein beispielloses Talent zur manipulativen Kommunikation. Seine politische Ideologie verbreitete er durch Kunstwerke und Architektur, die Massenmedien der Antike. Monumente und Museen Roms legen auch 2000 Jahre nach seinem Tod Zeugnis davon ab.

Von Matthias Hennies | 14.08.2014
    Eine Museumsmitarbeiterin betrachtet am Donnerstag (14.05.2009) in Haltern am See das Porträt des römischen Kaisers Augustus.
    Im Jahr 27 vor Christus wurde ihm der Ehrenname "Augustus" verliehen. (dpa / Frederico Gambarini)
    Das Forum des großen Kaisers, im Herzen Roms, spiegelt nur noch einen schwachen Abglanz antiker Pracht wider: Zur Hälfte liegt das Augustus-Forum heute unter dem Asphalt der Via dei Fori Imperiali, der "Straße der Kaiserforen" - und den Rest muss man durch einen Zaun betrachten, für Besucher ist er gesperrt: Drei schlanke Säulen des großen Tempels stehen noch aufrecht, ein Stück Bodenbelag aus Marmor ist zu sehen, eine marmorne Freitreppe. Darum herum Fundamente aus grauem Tuff, rote Ziegelmauern, verstreute Steinbrocken, alles wenig repräsentativ.
    "Was wir heute nicht mehr sehen können, dass hier eine riesige Reiterstatue stand des Kaisers Augustus, eine bronzene, die im Zentrum dieser Platzanlage war und beherrschend war. Allein schon diese Statue zeigt, wie die ganze Anlage eben auf den Kaiser zugeschnitten war."
    Professor Klaus Freyberger, wissenschaftlicher Direktor in der traditionsreichen römischen Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts.
    "So ein Forum hat viele Funktionen: Zunächst einmal ist es natürlich ein Kultplatz, eine sakrale Anlage, mit einem Tempel. Das ist die eine Funktion. Aber auf diesen Fora geschahen ja viele andere Dinge auch, also hier wurde auch Recht gesprochen, Verträge geschlossen, dann gab es auch richtige Gemäldegalerien, die zu sehen waren."
    Vor allem aber diente es zur Verherrlichung dessen, der es gebaut hatte: des ersten römischen Kaisers, der am 19. August des Jahres 14 starb, vor genau 2000 Jahren. Die Anlage war Teil von Augustus' umfassendem kulturellen Erneuerungsprogramm. Er wollte nicht weniger, als eine neue Klassik begründen: durch eine neue künstlerische Bildsprache und eine Fülle glanzvoller, marmor-geschmückter Bauten im Zentrum Roms. Die Formulierung, mit der Augustus' ergebener Biograf Sueton das Bauprogramm schon in der Antike beschrieb, ist zum geflügelten Wort geworden:
    "Da die Stadt nicht so prunkvoll aussah, wie es die Bedeutung des Imperiums verlangte, auch immer wieder von Überflutungen und Feuersbrünsten bedroht wurde, verschönerte er sie so, dass er danach mit Recht behaupten konnte, er habe ein Rom aus Ziegeln vorgefunden und eines aus Marmor hinterlassen."
    Herrschaft ideologisch absichern
    Dahinter stand eine eindeutige politische Absicht. Als er 44 vor Christus im Alter von 19 Jahren die politische Arena betrat, noch unter dem Namen Octavian, war die alte römische Republik bereits unrettbar zerstört. Mit seinem konsequenten, skrupellosen Machtstreben und seiner außerordentlichen politischen Intelligenz setzte er sich in den anhaltenden, blutigen Machtkämpfen rivalisierender Militärführer durch.
    Im Jahr 27 vor Christus wurde ihm der Ehrenname "Augustus" verliehen. Auf diesen Termin lässt sich der Beginn seiner Alleinherrschaft datieren. Die Aristokratie hatte er durch eine radikale Säuberung des Senats weitgehend entmachtet, das Volk war politisch fast bedeutungslos. Augustus' Projekte in Architektur und Kunst dienten daher einzig dem Ziel, seine Herrschaft nun ideologisch abzusichern.
    Das zeigt sich auch auf dem ehrwürdigen Forum Romanum, gleich auf der anderen Seite der "Straße der Kaiserforen". Wie das religiöse und lange auch politische Zentrum des römischen Gemeinwesens einst aussah, kann man sich kaum noch vorstellen. Weithin ist die unübersichtliche Anlage bedeckt mit den Ruinen der frühen römischen Geschichte: Fundamenten von Tempeln und Versammlungshallen, mal rund, mal dreieckig, mit Säulenstümpfen und Treppen, die im Nichts enden. Trotzdem machen sich täglich tausende internationale Besucher auf den ermüdenden Weg durch das schattenlose Gelände. Und über ihnen kreisen die Möwen vom Tiber.
    In der Mitte dieses einst so symbolträchtigen Ortes zeigt Klaus Freyberger die Grundmauern eines Tempels: Er wurde für Iulius Cäsar errichtet, den Vorgänger des Augustus, den man nach seinem Tod zu den Göttern erhoben hatte.
    "Das war eine große Besonderheit, dass zum ersten Mal ein Mensch nach seinem Tode in Rom vergöttlicht wurde, damit einen eigenen Tempel bekam, eine eigene Priesterschaft, ein eigenes Kultbild!"
    Augustus ließ das Heiligtum erbauen, nachdem Cäsar, sein Adoptivvater, ermordet worden war. Und dann errichtete er in unmittelbarer Nähe eigene Monumente: Um zu zeigen, dass er sich als rechtmäßiger Nachfolger des ebenso geliebten wie gefürchteten Diktators fühlte.
    Augustus' Bauprogramm
    Der Archäologe Freyberger hat die Bauten mit seinen Kollegen im Detail rekonstruiert: rechts und links des Cäsar-Tempels erinnerten Triumphbögen an die Taten des Augustus und seiner Adoptivsöhne. Dort waren die berühmten, in Stein geschlagenen Listen der römischen Konsuln angebracht, die bis zu den Anfängen der Stadt zurückreichten. Und an den Wänden der angrenzenden Basilika Aemilia, einer üppig mit Marmor geschmückten Säulenhalle für Bankgeschäfte, hingen Reliefs, die die ruhmreiche Geschichte Roms erzählten.
    "Das ist ganz typisch gewesen für die Augusteische Ideologie: Man hat die Traditionsbezogenheit bis zu den Anfängen Roms und dann wird eben die ganze Geschichte aufgezeigt und sie mündet dann in den eigentlichen Höhepunkt, in das Goldene Zeitalter."
    Nämlich die grundlegende Erneuerung des in den Bürgerkriegen verkommenen Staatswesens unter der "Friedensherrschaft" des Augustus.
    Die politische Botschaft des augusteischen Bauprogramms richtete sich vornehmlich an die Elite, die reichen, gebildeten Patrizierfamilien. Aber beide, Cäsar und Augustus, verstanden es, auch die römischen Volksmassen für sich zu gewinnen: mit "Brot und Spielen". Die abgegriffene Formel passt nach wie vor, meint Klaus Freyberger, denn die Herrscher ließen in Rom Getreide verteilen und Theater bauen: das Marcellus-Theater für Schauspiele und auch - so eine neue These des Archäologen - das große römische Amphitheater für Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen, das Kolosseum.
    "Der Bau ist unter Cäsar begonnen worden, wenn nicht sogar früher, und Sie sehen auch hier an der Fassade, dass die ersten drei Stockwerke in sich homogen sind, während das oberste völlig verschieden ist, und wir können davon ausgehen, der oberste Ring, also das vierte Stockwerk, das wurde erst unter den Flaviern neu errichtet und dann dem Volk wieder zurückgegeben."
    Steht man vor der spektakulären Anlage, zwischen Taubenschwärmen und Touristenscharen, im Rücken das Forum Romanum, fällt rasch ins Auge, dass drei Stockwerke einheitlich gestaltet sind: Mächtige Bögen und Gewölbe aus Kalksteinquadern, gegliedert durch vorgesetzte Halbsäulen, bilden die Untergeschosse. Mit ihren großen Öffnungen lassen sie das gewaltige Oval nicht so kompakt, sondern leichter und transparenter erscheinen. Das vierte, oberste Geschoss jedoch besteht aus einer weniger eleganten geschlossenen Wand, in die nur kleine, quadratische Fenster hineingebrochen wurden.
    In der Wissenschaft ist man seit Langem überzeugt, dass Kaiser aus der Familie der Flavier das gesamte Bauwerk aufgetürmt haben. Vespasian ließ drei Geschosse bauen, Titus ergänzte das vierte und 80 nach Christus feierte man die Einweihung - also lange nach Cäsar und Augustus. Freyberger verweist dagegen auf den Baustil: Die schweren Kalksteinblöcke, die vorgesetzten Halbsäulen und viele Details der unteren drei Stockwerke entsprächen eindeutig der Bauweise zur Zeit Cäsars. Und ein riesiges Amphitheater zur Unterhaltung großer Menschenmassen passte auch bestens zum architektonischen Programm des Diktators:
    "Diese beiden Riesen-Bauten, das Marcellustheater und vor allem das Amphitheater, gehören sicher zu einem großen Bauprogramm in cäsarischer Zeit, dazu muss man sich dann auch noch vorstellen den Circus Maximus, der vergrößert wurde."
    "Weil Cäsar auf Entertainment setzte. Nach der Ermordung des Diktators hat Augustus viele seiner Projekte vollendet. Ob das Kolosseum damals tatsächlich schon im Bau war, müssen jetzt detaillierte Studien zeigen. Das Marcellustheater, die große Schauspielbühne, hat er zweifellos fertiggestellt. Wie bei vielen seiner Bauten ließ er es nach einem Verwandten benennen, weil er sich nicht so exponieren wollte wie sein Vorgänger."
    "Er hat ja auch die älteren Bauten, die Basiliken und viele Tempelbauten in ihrer Form bewahrt, nur das Material war anders, die marmorne Pracht, aber die alten Kulte konnten da durchgeführt werden, er wollte damit nach außen hin die republikanische Verfassung aufrecht erhalten, aber er hat gelernt aus dem gewaltsamen Tod seines Vorgängers, dass er eben dezent sich im Hintergrund hielt und scheinbar die republikanischen Tugenden bewahrte. Das spiegelt sich auch in der Baupolitik des Augustus wider, aber letzten Endes ist es eine Fortsetzung der cäsarischen, vor allem natürlich im neuen Gewand, dem marmornen."
    Ara Pacis - Altar des Friedens
    Augustus stellte sich nicht so sehr mit spektakulären Neubauten in den Vordergrund, sondern ließ viel Vorhandenes restaurieren und veredeln. Das war ein kalkulierter Grundzug seiner öffentlichen Selbstdarstellung. Sein persönlichstes, innovativstes Projekt war die Ara Pacis. Der "Altar des Friedens" liegt außerhalb des alten Stadtzentrums nahe dem Tiber an der ehemaligen Via Flaminia, der Ausfallstraße nach Norden. Der Kaiser weihte die Anlage 9 vor Christus ein, als er seine Herrschaft endgültig gesichert und das Reich durch mehrere Angriffskriege vergrößert hatte.
    Der Bau, heute unter dem Dach eines modernen Museums, hat eine schlichte Grundform, ein Viereck aus Marmorwänden. Eine marmorne Freitreppe führt hinauf in den Innenraum, in dem der Altar steht. Die Wände sind mit kunstvollen Reliefbildern geschmückt: Sie vermitteln das Konzentrat von Augustus' Ideologie, die Begründung und Rechtfertigung seiner Herrschaft, erläutert Professor Ortwin Dally, Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom:
    "In einer unteren Zone sieht man noch heute eine überbordende Ornamentik von Pflanzen, Ranken, Akanthusgewächsen, durchsetzt mit Vögeln, Schwänen vor allem, die von einem wunderbaren friedvollen Zeitalter künden ..."
    ... einer Zeit, so die Botschaft, die mit Augustus' Herrschaft begann. Doch er stellte sich selbst nicht in den Mittelpunkt, sondern ordnete sich mit demonstrativer Bescheidenheit der Idee des Friedens unter. Der obere Teil der Wände zeigt eine Prozession von Priestern, gekleidet in die traditionelle, faltenreiche Toga, dahinter folgt die Familie des Augustus, an der Spitze eine große, schlanke Figur, deren Körper nur zur Hälfte erhalten ist.
    "Trotz aller Beschädigungen und eines Bruches, der durch sein Gesicht läuft, ist doch klar zu erkennen, dass hier Augustus selber im Reigen der Priester dargestellt ist und hier bekränzt von einem Lorbeerkranz."
    Mit diesem Bildprogramm postulierte Augustus eine religiöse und moralische Erneuerung des Staates auf der Basis altrömischer Werte wie Tugend, Tapferkeit und Milde. Die Reliefs nehmen stilistisch die Kunst der griechischen Klassik im 5. Jahrhundert vor Christus auf, denn diese Epoche galt als ein goldenes Zeitalter. Der Kaiser und seine Berater beschworen sie herauf als Gegenbild zum Verfall der Sitten, zur Gewalt und Rechtlosigkeit in den erst kürzlich vergangenen Bürgerkriegen.
    Die öffentliche Zurückhaltung war aber nur eine Seite in der Selbstdarstellung des Augustus. Andererseits plante er schon frühzeitig, wie man sich nach seinem Tod an seine Leitungen erinnern sollte. Nach dem Vorbild orientalischer Herrscher ließ er noch zu Lebzeiten in der Nähe des Friedensaltars sein Mausoleum errichten. Davor wurden Bronzetafeln mit einem Bericht über seine Taten angebracht, den er selbst verfasst hatte.
    "Die Taten des vergöttlichten Augustus, mit denen er den Erdkreis der Herrschaft des römischen Volkes unterwarf, sowie die Aufwendungen, die er für das römische Staatswesen und Volk machte, eingegraben auf zwei ehernen Pfeilern, die in Rom aufgestellt sind."
    Propagandistische Selbstdarstellung
    Augustus war ein Meister propagandistischer Selbstdarstellung, weit über seine Bauten hinaus. Er schaffte es, dass Dichter und Historiker wie Horaz, Livius und Vergil seine Sicht der Geschichte verbreiteten, von den Bürgerkriegen bis zu zum "Goldenen Zeitalter" seiner Herrschaft. Und er prägte mit seinen Beratern die bildliche Kommunikation, das wichtigste Medium vor der Erfindung des Buchdrucks.
    "Ein Element der bildlichen Kommunikation des neuen Princeps waren die detailliert geplanten Darstellungen seiner selbst und seiner Familie. Also die Erfindung einer Bildsprache mithilfe verschiedener Stilelemente, die das öffentliche Bild prägen sollten, und die Verbreitung luxuriöser Materialien im ganzen Reich und vor allem am Hof."
    Münzbilder des Kaisers hatte jeder in seinem Geldbeutel, im ganzen Römischen Reich, erzählt Claudio Parisi-Presicce, Superintendent für die Kulturgüter Roms und zugleich Direktor der Kapitolinischen Museen. Differenzierter war die Bildsprache der Kaiser-Statuen, die im Imperium zu Tausenden aufgestellt wurden, von Nordafrika bis Britannien. Wie sich der Herrscher darauf charakterisieren ließ, erläutert die Kunsthistorikerin Dr. Annalisa Lo Monaco.
    "In diesem wunderschönen Porträt aus den Kapitolinischen Museen sehen wir ihn noch jugendlich, aber schon gefestigter als in frühen Darstellungen, in einer Pose wie ein hellenistischer General. Es erinnert an Bilder Alexanders des Großen und seiner Nachfolger und stellt den Sieger einer Schlacht dar, voller Energie, voller Kraft."
    Die Haare sind jugendlich zersaust, aber der strenge Blick und der entschlossene Zug um den Mund machen klar: Der Mann hat ein Ziel und er wird es erreichen. Dieser Typ des Porträts wurde 31 vor Christus eingeführt, nach dem Sieg über Marc Anton, den letzten großen Rivalen, in der Seeschlacht bei Actium. Doch die kriegerischen Konnotationen schienen dem Kaiser bald nicht mehr passend und er ließ Vorgaben für neue Porträts entwickeln.
    "Das Modell eines Porträts wurde vermutlich am Hof entwickelt, der Herrscher selbst oder seine Ratgeber entschieden darüber. Praktisch sofort danach verbreiteten sie die künstlerischen Richtlinien im ganzen Imperium, entweder als verkleinerte Modelle oder als große aus Gips, sodass alle die neuen Parameter für die Darstellung des Herrschers kennenlernen konnten."
    Der Hof in Rom verordnete die Aufstellung von Kaiserstatuen nicht, darüber entschieden die Gemeinden im Reich selbst. Die lokalen Werkstätten hatten auch Freiheiten bei der Ausführung, sie folgten ihren eigenen kulturellen Traditionen. Doch vor allem die über 150 erhaltenen Kopien des "Augustus von Primaporta" zeigen, dass die entscheidenden, programmatischen Richtlinien überall umgesetzt wurden.
    Die Porträts des berühmten Primaporta-Typs sind nach einem herausragenden Standbild in den Vatikanischen Museen benannt. Sie zeigen den Kaiser entspannt, staatsmännisch, mit der rechten Hand gelassen in die Ferne weisend. Obwohl er einen prunkvollen Panzer trägt, wirkt er weniger militärisch als früher.
    "Als er 27 vor Christus den Ehrennamen Augustus erhielt, verstand er, dass die kriegerische Darstellung gefährlich sein könnte, denn sie sprach nur einen kleinen Teil der Gesellschaft an. Und jetzt änderte er sein Bild zum 'Vater des Vaterlandes'. Einer, der den ganzen Staat repräsentierte, der für das ganze Reich stand: Bescheiden, gelassen und friedfertig. Keine gewalttätige Gestik, ernstes Gesicht, ruhige Augen, die Bewegungen fast schon gesetzt."
    Wie die Relief-Motive an der Ara Pacis erinnert auch der "Augustus von Primaporta" an die Kunst der griechischen Klassik, erklärt Eugenio La Rocca, Professor an der Universität La Sapienza in Rom und graue Eminenz der italienischen Augustus-Forschung.
    Kunst der manipulativen Kommunikation
    Vermutlich hat kein anderer in der Antike die Kunst der manipulativen Kommunikation so perfekt praktiziert. Augustus gab sich nach außen zurückhaltend, als bescheidener Vollstrecker uralter römischer Traditionen - war aber zutiefst von seiner überragenden historischen Bedeutung überzeugt.
    "Augustus war keine sonderlich sympathische Figur. Er war ein Zyniker, einer, der genau wusste, was er wollte, und alles opferte, um es zu bekommen. Auch seine ganze Familie."
    Seine einzige Tochter Julia zum Beispiel ließ er wegen Ehebruchs verurteilen, eines alltäglichen, weithin tolerierten Vergehens, als es ihm gerade opportun erschien, sein altrömisch tugendhaftes Image herauszustreichen.
    Aber La Rocca betont: Augustus besaß auch einen außergewöhnlichen politischen Scharfsinn. Er durchschaute frühzeitig die politischen und sozialen Probleme nach dem Zusammenbruch der Republik und er schaffte es, den Staat unter seiner Herrschaft zu stabilisieren. Das Leben im Imperium Romanum wurde friedlicher, obwohl er rund um das Reichsgebiet Kriege führte, ob nun in Spanien, Persien oder Germanien. Als er im Alter von 77 Jahren am 19. August des Jahres 14 starb, hatte er die "Römische Kaiserzeit", eine neue Epoche, begründet - so wie er es seinen Mitbürgern schon ein halbes Leben lang eingeredet hatte.
    "Ihm gelang es, die gesamte Gesellschaft seiner Zeit glauben zu machen, dass mit ihm der Frieden wieder auf die Erde gekommen sei. Das war ein sehr sehr große Leistung."