Mittwoch, 15. Mai 2024

Archiv

Kalifornien
Im Winter weniger Regenzeit

Für ein mildes, günstiges Klima ist Kalifornien schon sehr lange berühmt. Seit einigen Jahren leidet der US-Bundesstaat allerdings unter einer Jahrtausenddürre, die erst im Januar durch starke Regenfälle unterbrochen wurde. Amerikanische Forscher geben dennoch keine Entwarnung.

Von Volker Mrasek | 04.04.2016
    Dürre in Kalifornien
    Ein Schild mit der Aufschrift "Pray for Rain" (Bete für Regen) steht im Raum Stockton auf vertrocknetem Boden. Eine Dauer-Dürre trocknete Kalifornien aus. (picture alliance / dpa / Foto: Barbara Munker)
    Ein Hochdruckgebiet, das förmlich über dem Nordpazifik klebt und eine Wetterblockade auslöst. Sie hält Winterstürme und Wolkenbänder davon ab, Kalifornien zu erreichen. Dort ist es dann ungewöhnlich warm und trocken, wenn es eigentlich kalt und feucht sein sollte.
    Diese Wetterlage während der Regenzeit in Kalifornien häuft sich immer mehr in den letzten vier Jahrzehnten und steigert das Risiko für anhaltende Dürren im Sonnenstaat - so wie in den vergangenen vier Jahren. Das ergab jetzt eine Studie kalifornischer Klimaforscher von der Universität Stanford. Unter ihnen Daniel Swain:
    "Kennzeichnend für diese Hochdruckblockade sind Veränderungen des Höhenwindes. Wir kennen ihn als Jetstream. Er bringt Kalifornien normalerweise Niederschläge und Stürme während der Regenzeit. In den jüngsten Wintern schlenkerte der Jetstream aber nicht so weit nach Süden. Stattdessen verlagerte er sich nordwärts. Und der Regen, den Kalifornien normalerweise abbekommt, fiel weiter im Norden. Dadurch erlebte zum Beispiel Alaska zuletzt seinen bisher schnee- und regenreichsten Winter."
    Untersuchung von Wetterlagen aus sieben Jahrzehnten
    Swain und seine Kollegen durchmusterten Wetterdaten aus den vergangenen sieben Jahrzehnten. Dabei interessierten sie sich besonders für Kaliforniens heißeste, kälteste, trockenste und nasseste Jahre in dieser Zeit. Und für die Wetterlagen, die unter diesen Bedingungen vorherrschten.
    Den Forschern zufolge zeigte sich dabei ein klarer Trend: Das ausdauernde winterliche Hochdruckgebiet über dem Nordpazifik sei häufiger geworden - und mit ihm auch besonders heiße und trockene Jahre in Kalifornien.
    "Die Zunahme der Temperaturen durch den Klimawandel erhöht ja eh schon das Risiko für Dürren. Hier haben wir jetzt einen zusätzlichen Faktor: Auch die Luftzirkulation der Atmosphäre verändert sich. Es gibt häufiger Wetterlagen, mit denen extrem geringe Niederschläge in Kalifornien verbunden sind."
    Das Muster von großräumigen Luftströmungen wie dem Jetstream verschiebt sich. Damit verlagern sich auch Hochs und Tiefs. Oder sie verharren ungewöhnlich lange an einer Stelle wie der Hochdruckkeil vor der kalifornischen Küste. Auch dahinter steckt die zunehmende Erwärmung der Erdatmosphäre, wie zu vermuten ist.
    Kalifornien muss sich wohl auf weitere Dürre einstellen
    Das soll aber nicht heißen, dass in Zukunft kein Tropfen Regen mehr in Los Angeles oder San Francisco fällt. Es werde auch weiterhin Winter geben, in denen sich der Jetstream vor Kalifornien blicken und es ordentlich regnen lässt, sagen die Forscher. Doch die Frage ist: Kann dadurch überhaupt noch ein so großes Niederschlagsdefizit ausgeglichen werden, wie es seit der jüngsten Rekorddürre in Kalifornien herrscht?
    In diesem Winter hat es zwar wieder geregnet. Das lag am Klimaphänomen El Nino. Es beschert Kalifornien stets Niederschläge. Doch für beendet hält Daniel Swain die Rekorddürre dadurch noch nicht. Seit 2012 lastet sie schon auf dem Sonnenstaat:
    "Obwohl der El Nino diesmal sehr stark war, lag die Niederschlagsmenge im Süden Kaliforniens weit unter dem Durchschnitt. Das hat die Dürre, unter der wir leiden, nicht kurieren können. Und wir müssen uns fragen, ob dieser Winter vielleicht schon die Handschrift der Zukunft trägt. Wir wissen nicht, ob El Ninos Kalifornien überhaupt noch genügend Regen bringen werden."
    Das gilt auch für den Norden des Sonnenstaates. Dort liegt die Sierra Nevada. Kalifornien ist auf starke Schneefälle in dieser Gebirgsregion angewiesen. Und auf das Schmelzwasser, das im Frühjahr von den Berggipfeln abfließt.
    Doch auch hier brachte der Winter nicht die ersehnte Entlastung, wie Daniel Swain sagt. Trotz des starken El Ninos seien 20 Prozent weniger Schnee gefallen als im langjährigen Durchschnitt. Kaliforniens Wasserdefizit bleibt also bis auf Weiteres bestehen.