Freitag, 29. März 2024

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Kamin- und Kachelöfen
Strengere Grenzwerte ab 2018

Ab 2018 gelten neue Grenzwerte für Kamin- und Kachelöfen. Allein in Deutschland werden rund elf Millionen solcher Anlagen betrieben. Welche davon von der neuen Regelung betroffen sind, darüber sollten sich Verbraucher vom Fachmann beraten lassen, sagte Stephan Gabriel Haufe vom Bundesumweltministerium im Dlf.

Stephan Gabriel Haufe im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 28.12.2017
    Ein brennender Kamin
    Kaminöfen seien nicht dafür geeignet, die ganze Wohnung zu heizen, sagte Stephan Gabriel Haufe vom Bundesumweltamt im Dlf (Foto: Jan-Martin Altgeld)
    Susanne Kuhlmann: Mancherorts ist der Ofen aus am 1. Januar, denn alte Holzkamine müssen ab dem neuen Jahr strengere Grenzwerte erfüllen. Für Anlagen, die älter als 33 Jahre sind, endet dann eine Übergangsfrist. Die strengeren Werte für Feinstaub und Kohlenmonoxid gelten ab dem kommenden Jahr natürlich für alle Kamin- und Kachelöfen und sollen die Belastung der Atemluft mit gesundheitsschädlichen Stoffen senken.
    Rund elf Millionen solcher Anlagen werden in Deutschland betrieben, vor allem wegen der behaglichen Atmosphäre, die sie verströmen. Am Telefon in Berlin ist Stephan Gabriel Haufe vom Bundesumweltministerium. Guten Tag!
    Stephan Gabriel Haufe: Hallo, Frau Kuhlmann!
    "Jeder Ofen hat ein Typschild"
    Kuhlmann: Wie findet ein Kaminbesitzer denn heraus, ob seine Anlage den neuen Ansprüchen genügt oder ob sie nachgerüstet oder gar stillgelegt werden muss?
    Haufe: Es gibt ja schon seit einigen Jahren diese Übergangsfristen für diese Holzkaminöfen. Und jetzt, Ende 2017, ist es so, dass eine bestimmte Zulassung endet, und zwar für die Öfen, die bis März 2012 eingebaut worden sind und die eine Typenzulassung zwischen den Jahren 1974 und 1985 erhalten haben. Jeder Ofen hat ein Typschild, da kann man nachlesen, wann diese Typenzulassung stattgefunden hat. Und wenn da eine Zahl zwischen 1974 und '85 steht, dann ist dieser Ofen davon betroffen, und dann heißt es auch Kontakt aufnehmen mit dem Schornsteinfeger oder mit einem anderen Fachmann, um zu schauen, ob dieser Ofen nachgerüstet werden kann oder ob er eben wirklich stillgelegt werden muss.
    "Es gibt eine ganze Tabelle mit verschiedenen Zulassungszeiten"
    Kuhlmann: Und wie ist das mit den neueren Öfen? Kann man denen auch ansehen, ob sie den jetzt ab nächstem Jahr geltenden Anforderungen entsprechen?
    Haufe: Neuere Öfen haben andere Übergangsfristen beziehungsweise neue Öfen, die jetzt am Markt sind, entsprechen natürlich den wesentlich strengeren Kriterien. Da gibt es auch ein Typenschild, und es gibt eine ganze Tabelle mit verschiedenen Zulassungszeiten, und die muss man sich dann einfach auch noch mal zeigen lassen, auch mit einem Schornsteinfeger entsprechend besprechen.
    Kuhlmann: Und ansonsten ist ja entscheidend, womit und wie geheizt wird. Wie macht man es denn richtig?
    Haufe: Das ist beim Holz ganz besonders wichtig, weil wir ja beim Holz eine ganz breite Palette an Möglichkeiten haben, zu heizen. Das fängt bei den Holzpellets an, dafür gibt es ja ganz spezielle Pelletöfen, die der Staat auch fördert, weil sie eben auch sehr effizient sind. Mit denen kann ich ja ein ganzes Haus heizen, die sind auch sehr emissionsarm. Und dann gibt es eben die besagten Kaminöfen, und das ist ja immer quasi nur eine Zusatzheizung. So ein Kaminofen eignet sich immer nur für einen bestimmten Raum.
    Sie haben es ja vorhin selbst auch gesagt, gerade auch eben die behagliche Wärme im Wohnzimmer ist der Grund, warum viele Menschen gern so einen Kaminofen haben wollen. Es gibt geschlossene, es gibt offene. Der offene ist nun wirklich dafür geeignet, einen Raum etwas wohlig-wärmer zu machen, und auf gar keinen Fall dafür geeignet, eine Wohnung, ein ganzes Haus zu beheizen. Das gilt eben auch für den Kaminofen.
    Da gibt es eine Menge zu beachten, man kann viel falsch machen. Das fängt schon beim Holz an. Wie groß ist das Holz? Wie lange hat es trocken gelegen? Es sollte ja mindestens ein bis zwei Jahre je nach Holzart auch wirklich gut gelagert worden sein, damit der Wassergehalt nicht so hoch ist. Es darf, wie gesagt, nicht zu groß sein, und dann muss eben auch die Lüftung funktionieren. Und je nach Ofentypen gibt es da unterschiedliche Einstellungen, die man beachten sollte, und die muss man auch immer wieder nachkorrigieren und das auch immer wieder mit dem Schornsteinfeger besprechen, ob die noch richtig eingestellt sind, ob die nicht verklebt sind, ob da nicht Ruß dran hängt. All das kann die Emissionen aus diesen Öfen eben deutlich steigen lassen.
    Und dass das so ist, das sehen wir halt, weil viel Feinstaub in Regionen, wo viele Holzöfen sind, eben genau aus denen auch kommt.
    Holzöfen als Quelle für Feinstaub
    Kuhlmann: Holzöfen verursachen mehr Ruß und Feinstaub als der Straßenverkehr, sagen Kritiker. Was ist denn über die Belastung der Außenluft mit Feinstaub, Ruß und CO2 bekannt?
    Haufe: Dass Holzfeuerungsanlagen mehr Feinstaub produzieren als Straßenverkehr, das ist nicht immer der Fall. Das kommt vielleicht auf die Dichte von solchen Anlagen an. Wenn viele Häuser mit viel Holzöfen da sind, dann mag das vielleicht sein. Aber gerade in Ballungsräumen haben wir vor allen Dingen Feinstaub aus dem Verkehr. Und es gibt auch viel Feinstaub aus der Industrie und aus der Landwirtschaft.
    Aber es ist eine wichtige Quelle, ganz richtig. Feinstaub ist gesundheitsschädlich, es schädigt die Atemorgane. Je nach Größe kann sich Feinstaub auch in der Lunge anlagern, und es ist eine Belastung für das Herz-Kreislaufsystem. Man sollte also wirklich eben Feinstaub vermeiden. Deswegen sinken eben auch die Emissionswerte für diese Anlagen. Und es kommt wie gesagt eben auf das richtige Feuern an. Eine Stunde Feuern mit Holz, dabei können 500 Milligramm Staub entstehen. Das ist ungefähr so viel, wenn Sie hundert Kilometer mit einem Euro6-Diesel fahren, vorausgesetzt, die Abgasreinigung funktioniert natürlich auch. Das ist so ein bisschen die Größenordnung also, das ist nicht wenig.
    Kuhlmann: Neue Grenzwerte für die Abgase von Kamin- und Kachelöfen ab 2018, in wenigen Tagen also. Die Hintergründe erläuterte Stephan Gabriel Haufe vom Bundesumweltministerium. Danke dafür nach Berlin!
    Haufe: Tschüs!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.