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Kampf gegen Ebola
"Es werden auch militärische Mittel nötig sein"

Im Kampf gegen die Ausbreitung von Ebola in Afrika bleiben derzeit nur die klassischen Mittel der Seuchenbekämpfung, isolieren und abgrenzen, sagte der Medizinhistoriker Robert Jütte im DLF. Es führe kein Weg daran vorbei, dass eine Quarantäne durchgesetzt werden müsse. "Es werden auch militärische Mittel nötig sein."

Robert Jütte im Gespräch mit Kathrin Hondl | 21.09.2014
    Ärzte in Liberias Hauptstadt Monrovia ziehen sich Schutzanzüge an, um mit Ebola infizierte Patienten zu behandeln.
    Ärzte in Liberias Hauptstadt Monrovia ziehen sich Schutzanzüge an, um mit Ebola infizierte Patienten zu behandeln. (AFP / Dominique Faget)
    Ebola sei eine Seuche, die an die Pest in Europa erinnere, sagte der Medizinhistoriker Robert Jütte im DLF. Wenn US-Präsident Barack Obama sage, das sei eine Epidemie, wie sie die Welt noch nicht gesehen habe, dann sei das sicher falsch. Es habe in der Vergangenheit einige katastrophale Seuchen gegeben, die Pest sei dabei die Urkatastrophe gewesen.
    Aber auch die Cholera habe im 19. Jahrhundert ähnliche und noch schlimmere Befürchtungen ausgelöst als jetzt Ebola, sagte Jütte. Ebola habe bislang zwar schon über 3.000 Todesopfer gefordert, bei der letzte Cholera-Katastrophe in Deutschland habe es 1892 in Hamburg aber sogar 9.000 Tote gegeben. Und an der Spanischen Grippe 1918/19 seien weltweit 25 Millionen Menschen gestorben.
    "Wir brauchen Erinnerungsstätten der Seuchen-Bewältigung"
    Die westlichen Gesellschaften hätten da schon traumatische Erfahrungen gemacht, erklärte Jütte. Die Seuchenstationen etwa, die in Venedig vor 600 Jahren zur Zeit der Pest eingerichtet worden seien, seien eindrucksvolle Zeugnisse, in welche Panik die Menschen damals geraten seien. Eine Lehre aus der Pest sei sicher, dass Quarantäne die Lösung sein werde.
    "Wir müssen aus der Geschichte lernen und uns erinnern, wie man mit solchen Katastrophen umgegangen ist", forderte Jütte. Seuche gebe es immer wieder, das zeigten auch Vogelgrippe und Schweinepest. "Wir bräuchten auch Erinnerungsstätten, die uns zeigen, wie man in der Vergangenheit mit Seuchen umgegangen ist." Jedes Schloss werde zum Weltkulturerbe erklärt, aber keine Erinnerungsstätte zeige, wie eine Seuche erfolgreich bewältigt werden könne.
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