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Kampf gegen IS
Kritik an US-Truppenaufstockung im Irak

Die USA wollen weitere 450 Militärberater in den Irak schicken, um örtliche Truppen beim Kampf gegen den Islamischen Staat zu unterstützen. Innenpolitisch stößt der Schritt auf Kritik: Republikanern geht die Maßnahme nicht weit genug - es fehle an einer langfristigen Strategie.

Von Marcus Pindur | 11.06.2015
    US-Flagge
    Die Obama-Regierung will im Irak nach wie vor keine US-Truppen bei Kampfhandlungen einsetzen. (dpa/picture-alliance/ Patrick van Katwijk)
    Spätestens nach dem Fall von Ramadi war klar, dass sich etwas ändern musste. Mit Luftangriffen allein ist den Kämpfern des sogenannten "Islamischen Staates" nicht beizukommen. Seit Wochen wurde in Washington debattiert, ob die Obama-Administration ihre Strategie ändern müsse.
    Der Schritt des Präsidenten, mehr Militärberater in den Irak zu schicken, sei zwar nicht genug, aber er gehe in die richtige Richtung, so der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner:
    "Ich unterstütze den taktischen Schritt, aber wo ist die Gesamtstrategie des Präsidenten? Wo ist die Strategie, mit dem Iran umzugehen, der der größte Terrorismusunterstützer in der Region ist? Wo ist die Strategie, den IS zu besiegen?"
    Die Frage nach der langfristigen Strategie ist die meistgestellte in Washington. Zu wenig, und zu spät sagen die einen, die ein stärkeres Engagement der USA für nötig halten. Die anderen beklagen den sogenannten "mission creep", die stille Ausweitung eines Einsatzes mit ungewissem Ausgang.
    Der demokratische Abgeordnete Adam Schiff ist Mitglied im Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses. Er meint, dass ohne eine politische Annäherung zwischen Sunniten und Schiiten im Irak jede militärische Unterstützung der USA ins Leere laufe:
    "Wir können den Irakern zwar dabei helfen, einzelne Schlachten zu gewinnen, aber sie müssen anschließend dafür sorgen, dass diese Erfolge abgesichert werden. Dazu bedarf es aber einer Einbindung der Sunniten. Diese Truppenaufstockung wird keine Wirkung zeigen, wenn die schiitische Regierung nicht auf die sunnitischen Stämme zugeht und sie dauerhaft vom IS fernhält."
    Das Misstrauen der sunnitischen Stämme, die Inkompetenz der irakischen Armee und die Brutalität der schiitischen Milizen gegen die Sunniten stehen der Bekämpfung des IS im Wege.
    Nach wie vor keine US-Truppen in den Irak
    Eine der Forderungen an die Obama-Administration ist, die einzigen halbwegs stabilen Verbündeten in der Region, die Kurden, stärker zu unterstützen. Immer wieder beschweren sich kurdische Vertreter in Washington darüber, dass sie von der an die irakische Zentralregierung in Bagdad geleisteten Militärhilfe nichts bekommen. Außerdem kämen auch keine Zahlungen mehr aus Bagdad.
    Der republikanische Senator James Fisch, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, sieht in der Entsendung weniger hundert Militärberater keine Chance, dass sich grundsätzlich etwas ändert bei der Bekämpfung des IS:
    "Wir sollten uns endlich entscheiden, ob wir wirksam eingreifen wollen oder nicht. Aber diese Politik der kleinen Schritte mit 450 zusätzlichen Militärberatern bringt nichts. Und in der Zwischenzeit wird der IS immer stärker."
    Die Obama-Regierung will nach wie vor keine US-Truppen in Kampfhandlungen im Irak schicken, ihre Aufgabe soll sich darauf beschränken, irakische Verbände auszubilden. Das Hauptproblem für Obama bleibt, dass ihm mit der schiitisch dominierten Regierung in Bagdad kein handlungsfähiger und zuverlässiger Partner bei der Bekämpfung des IS im Irak zur Verfügung steht.