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Kapverden
Musik und Meeresrauschen

Wer Ruhe sucht, der ist auf den Kapverden genau richtig. Nur rund 500.000 Kapverdier leben auf neun der insgesamt 15 Inseln. Die Landschaft ist karg, die Strände sind traumhaft. Quad fahren durch die Dünen, Whale-Watching, Tauchen, Surfen und seltene Schildkröten beobachten - langweilig wird es kaum.

Von Heike Braun | 12.06.2016
    Quadtour am Santa Monica Strand auf Boa Vista
    Quadtour am Santa Monica Strand auf Boa Vista (deutschlandradio.de / Heike Braun)
    Ein Archipel im Atlantik, jeden Tag Meeresrauschen, nur insgesamt eine Woche im Jahr fällt Regen und die durchschnittliche Außentemperatur liegt bei 25 Grad, genau wie die Wassertemperatur.
    Tanz mit mir auf Kreolisch, lass uns an unser Land denken, uns wohl fühlen, inmitten unserer Traditionen. So bringt Tito Paris, einer der bekanntesten Sänger der Kapverden, das Lebensgefühl seiner Landsleute auf den Punkt. Auch wenn es sich so anhört, als müssten die Kapverden das Tor zum Paradies sein: Sie sind es nicht. Das wäre ja auch zu einfach.
    Die Menschen sind teilweise bitter arm. Das Land ist wüstenartig trocken. Es kann so gut wie nichts angebaut werden, weil einfach nichts wächst. Fast alle Lebensmittel müssen teuer, über den Seeweg eingeführt werden. Die Menschen verdienen im Schnitt 250 Euro monatlich.
    Mitten im Atlantik ist Wasser auf den Kapverden absolut Mangelware. Nicht nur Trinkwasser, sondern auch ganz normales Wasser zum Duschen oder Wäsche waschen. Trotzdem wollen nur sehr wenige Kapverdier ihre Inseln verlassen und auswandern. Denn anderswo ist es ihnen einfach zu kalt. Auch der Kapverdier Paolo Costa hat seine Heimatinsel São Vicente unfreiwillig verlassen. Er hat Abitur, spricht sechs Sprachen und wollte eigentlich Übersetzer werden.
    "Ich fand keine Arbeit auf São Vicente. Darum bin ich zum Arbeiten nach Boa Vista gekommen."
    Auf Boa Vista ist Paolo hauptsächlich als Fremdenführer tätig. São Vicente und Boa Vista liegen zwar nur rund 240 Kilometer voneinander entfernt. Doch für Paolo, der seine Familie auf der einen kapverdischen Insel zurücklassen musste, um auf der anderen zu arbeiten, fühlt es sich an, wie einmal rund um die Welt.
    "Um nach São Vicente zu kommen, könnte ich fliegen. Das dauert 15 Minuten, ist aber viel zu teuer für mich. Darum müsste ich das Schiff nehmen. Das dauert vier Stunden bis nach Sal und von dort noch einmal sechs Stunden bis nach São Vicente."
    Der 38-jährige schlanke Mann mit der hellbraun glänzenden Hautfarbe und den typischen kreolischen Gesichtszügen hat eindeutig Heimweg nach seinen Eltern und den beiden älteren Kindern. Er steht am Meer und blickt in Richtung seiner Heimatinsel. Dann bittet er darum, ihn nur bei seinem Vornamen anzusprechen. Kapverdische Nachnamen, so meint er, seien ja eh fast alle nur Überbleibsel aus der portugiesischen Herrschaftszeit. Seinen Vornamen, hätten seine Eltern ihm ausgesucht. Genauso wie die Vornamen, seiner beiden älteren Kinder.
    "Mein ältester Sohn heißt Marco Paolo. Ich heiße Paolo, er Marco Paolo. Meine Tochter heißt Lara. Wie Lara Croft. Wir skypen jeden Abend und telefonieren drei Mal am Tag. Gut, dass es Skype gibt, sonst würden mich meine Kinder irgendwann nicht mehr erkennen, wenn ich nach São Vicente zu Besuch komme und fragen, wer ist denn der Mann da?"
    Bekannte von Paolo rufen über die Straße: "Sie fragen mich nach meiner vier Monate alten Tochter. Ihr Name ist Hanna. Das war die Idee meiner zweiten Frau."
    Viele Formen des Zusammenlebens
    Paolo hat weder seine erste, noch seine zweite Frau im europäischen Sinne geheiratet. Auf den Kapverden gibt es viele Formen des Zusammenlebens. Die Inseln waren vor der Entdeckung der Portugiesen unbewohnt. Um das Land urbar zu machen, ohne selbst arbeiten zu müssen, wurden Afrikaner versklavt und auf die Inseln gebracht. Lange Zeit war es per Gesetzt verboten, dass die portugiesischen Eroberer und die afrikanischen Sklaven heiraten. Aber Portugiesen und Afrikaner vermischten sich trotzdem und bildeten eine völlig neue, kreolische Bevölkerung. Mit eigener Sprache, eigener Musik und eigenen Ansichten von der Ehe. Obwohl über 90 Prozent der Menschen katholischen Glaubens sind, ist der Trauschein auf den Kapverden nicht in Stein gemeißelt.
    Wer mit Paolo durch die Straßen von Sal Rei - der größten Stadt Boa Vistas - geht, merkt schnell: Hier kennt jeder jeden. Paolo glaubt allerdings, dass er besonders bekannt ist.
    "Mich kennt wirklich jeder. Ich werde bestimmt mal Bürgermeister hier. Und dann mache ich alles besser als meine Vorgänger."
    Als erstes würde Paolo vernünftige Straßen bauen. Teerstraßen gibt es nur sehr wenige. Die Hauptstraßen sind häufig gepflastert und wurden teilweise bereits im 16. Jahrhundert von den afrikanischen Sklaven angelegt.
    "Das hier ist ein afrikanischer Markt. Kapverdische Kunst wird hier nicht verkauft. Es sind meist Senegalesen, die auf diesen Märkten verkaufen und die bringen natürlich ihre eigenen Waren mit. Wer echte kapverdische Kunst kaufen will, muss bei uns über die Dörfer fahren."
    Ungefähr drei Prozent der Bevölkerung sind aus dem Senegal oder dem Kongo. Viele von ihnen bringen auch ihre traditionellen Musikinstrumente mit.
    Die afrikanischen Musiker, die hier auf dem Markt von Sal Rei stehen, sind Berufsmusiker. Sie spielen die sogenannte Zauberharfe, die afrikanische Kora. 21 Saiten aus gedrehtem Ziegenfell sind über einen großen, hohlen Kürbis gespannt, dessen Klangfläche mit Ziegenhaut überzogen ist. Die Kora ist über einen Meter lang.
    Mindelo hat eine eigenständige Musikszene
    Paolo ist in Mindelo geboren. Die Metropole von São Vicente ist bekannt, wegen ihres großen Hafens und des Karnevals. In den letzten Jahren ist sie aber auch wegen ihrer ganz eigenständigen kreolische Musikszene weltweit berühmt geworden. Die populärste Sängerin der Kapverden kommt aus Mindelo. Wenn Paolo Touristen führt, ist eine seiner ersten Fragen:
    "Kennt Ihr Cesária Évora? Die barfüßige Diva der Kapverden? Sie ist in meiner Heimatstadt geboren und hat für ihre Musik sogar einen Grammy bekommen. Sie ist leider vor fünf Jahren gestorben. Aber sie bleibt in unseren Herzen. Hier ganz tief. Dort, wo unsere Seele ist."
    Ein Kapverden-Reisender, der die Sängerin Cesária Évora nicht kennt, sollte es besser nicht zugeben. Wer sich halbwegs auf eine solche Reise vorbereitet weiß, wer die "barfüßige Diva" war und dass sie immer ohne Schuhe auftrat. "Sodade" heißt übersetzt so viel wie "Sehnsucht".
    Cesária Évora - die Stimme der Kapverden
    Cesária Évora sang das Kreolisch ihrer Heimatinsel São Vincente. Jede der neun bewohnten Inseln hat ihren eigenen kreolischen Dialekt. Lange Zeit existierte das Kreolische nur in gesprochener Form. Vor einigen Jahren wurde aber eine Art "Amts-Kreolisch" – das sogenannte ALUPEC- aufgeschrieben. Paolo spricht den São Vicente Dialekt. Und schon wird aus Boa Vista, Boa Wischta.
    "Das ist unser Gemüsemarkt. Wir haben hier alles. Aber ganz viel kommt aus Kuba, aus Brasilien, Spanien oder dem Senegal. Es wird mit dem Schiff hierher gebracht und ist entsprechend teuer. Hier auf Boa Vista gibt es hervorragende Wassermelonen. Die sollte man unbedingt mal probieren."
    Das eingeführte Obst und Gemüse ist für die Kapverdier meist unbezahlbar. Aber gerade auf Boa Vista leben sehr viele Italiener und die kaufen regelmäßig hier ein. Auch einige Deutschen kann man auf dem Markt treffen. Dass es so wenige sind, liegt vielleicht daran, dass Deutsche auf dem gesamten Archipel ein Visum beantragen müssen. Die Hamburgerin Nicole Neumer kam 2011 zum ersten Mal nach Boa Vista und ist nach fünf Jahren noch genauso begeistert wie am ersten Tag. Sie hat ihr Visum immer wieder erneuert.
    "Das Leben hier ist der absolute Gegensatz von dem, was wir in Deutschland kennen. Ich komme zum Beispiel aus Hamburg. Mit einer der größten Städte in Deutschland, mit unendlich vielen Möglichkeiten wie Kinos, Kaffees, Geschäfte, Einkaufsmöglichkeiten. Und genau das gibt es hier überhaupt nicht. Es ist ein sehr entschleunigtes, sehr simples Leben. Aber dafür wird einem klar:
    Hier ist man viel mehr mit Menschen zusammen. Man ist nicht zuhause, vorm Internet oder wie auch immer. Man trifft sich abends regelmäßig mit den Einheimischen, mit den Freunden. Man sitzt einfach in den vier, fünf Cafés, die es hier gibt, man unterhält sich, lässt den Tag Revue passieren und automatisch nimmt man auch den Lebensstil der Kapverdianer an. Und das tut gut. Man glaubt es gar nicht, aber es tut wirklich gut."
    Nur der Tourismus bringt Geld
    Nicole Neumer: knapp 1 Meter 70 groß, schwarze Haare, dunkler Hauttyp, könnte als Portugiesin durchgehen. Auch wenn sie spricht.
    Die Norddeutsche arbeitet im Tourismus. Der einzigen Branche, bei der man auf den Kapverden Geld verdienen kann. Aber sie hätte nicht bleiben müssen. Dazu hat sie sich freiwillig entschieden. Den Besuchern und Touristen empfiehlt sie, sich vor dem Aufenthalt zu informieren.
    "Es muss jedem bewusst sein, dass wir hier in Afrika sind. Wenn man erwartet, dass man eine Strandpromenade mit ganz viel Infrastruktur vor der Haustüre hat, ganz viele Einkaufsmöglichkeiten und eine Bar nach der anderen und überall Deutsch gesprochen wird, dann ist man hier definitiv nicht richtig. Und was auszeichnet - wenn man sich darauf einlässt - ist einfach die Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit der Kapverdieaner. Das ist ein sehr offenes und freundliches Volk. Das ist eine sehr schöne Erfahrung."
    Um die kreolische Lebensart richtig einschätzen zu können, sollte man an einem Sonntag einmal in die Kirche "Santa Isabel" in Sal Rei gehen, meint Nicole Neumer.
    "Die Kirche ist wirklich jeden Sonntag zur Messe komplett voll. Das ist ja die Santa Isabel, hier am Hauptplatz und wenn man da gegen halb zwölf vorbei geht, dann stehen die Menschen sogar noch vor der Türe."
    Die katholischen Kapverdier gehen in die Kirche um zu singen und zu tanzen und nicht um zu büßen. Sie haben richtig Freunde am Sonntags- gottesdienst, den sie kreolisch ausgelassen feiern.
    An Sonntagen sind die Einwohner von Sal Rei entweder in der Kirche oder auf dem Fischmarkt.
    Paolo ist unterwegs zum Hafen. Er bekommt am Abend Gäste und seine Frau will gerne Thunfisch grillen. Dazu gibt es die Catchupa. Der Mais-Bohnen-Eintopf ist das Nationalgericht der Kapverden und wird tatsächlich jeden Tag gegessen.
    Auch Nicole Neumer schwärmt von der Catchupa und empfiehlt jedem Touristen, es zu probieren. Man kann sie morgens, mittags und abends bekommen.
    Immer frischen Fisch auf den Tisch
    "Sehr lecker. Das kann man hier in Sal Rei für zwei Euro zum Frühstück kriegen, so ein Riesenteller. Den kann man gar nicht aufessen. Und Mittags wird er zu einer Suppe angedickt. Wenn man Fleisch hat, kommt Fleisch rein, sonst eben halt Fisch. Und abends werden die Reste gegessen."
    Paolo kauft fast jeden Tag frischen Fisch. Einen Kühlschrank kann er sich nicht leisten. Außerdem wäre es völlig unsinnig, auf den Kapverden Fisch auf Vorrat zu kaufen. Drei Mal am Tag wird er von den Fischern fangfrisch an Land gebracht. Fleisch gibt es dagegen nur selten. Bei Paolo zum Beispiel nur einmal im Jahr, zu Weihnachten. Fleisch ist nach Trinkwasser das teuerste Lebensmittel auf der Insel.
    "Ein Kilo Rindfleisch kostet auf den Kapverden rund 15 Euro. Ein Kilo Thunfisch kann man –mit etwas Glück - schon für drei Euro bekommen. Wir verdienen 250 Euro monatlich im Schnitt. Das hier ist ganz frischer Thunfisch. Wenn die See nicht rau ist und man ihn einfach fangen kann, dann kostet er auch schon mal nur 2,50 Euro pro Kilo. Heute ist Sonntag, die See ist rau, da kostet er mehr. Mal schauen, was sich machen lässt."
    Paolo verschwindet in der Markthalle. Schnell stellt er fest: Heute ist der Preis für den Thunfisch höher. Darum entscheidet sich Paolo für Barsch, der hier Garoupa genannt wird. Weil sein Schwager mit seinen Kindern zu Besuch kommen will, kauft er fünf Garoupas, für insgesamt 2,50 Euro.
    Wasser wird mit Schiffen auf die Inseln gebracht
    Bevor er nach Hause geht, muss er noch am Waschplatz vorbei. Seine Frau hat ihn gebeten, die Wäsche abzuholen.
    "Wir haben keine Waschmaschine. Nur drei Prozent der Menschen auf den Kapverden haben eine Waschmaschine. Das ist nicht wie in Deutschland: Man drückt einen Knopf und die Maschine tut die Arbeit. Wer es sich leisten kann, bezahlt eben eine Waschfrau. Man erkennt eine professionelle Waschfrau sofort an den Oberarmen. Die haben unglaublich starke Muskeln."
    "Hier am Waschplatz ist das Wasser viel billiger, als bei uns im Haus. Wir haben ja nur eine Woche Regen auf den Kapverden. Im ganzen Jahr, wohlgemerkt. Wir müssen das Wasser mit Schiffen auf die einzelnen Inseln bringen. Wir haben zwar auch Anlagen, die das Salzwasser aufbereiten. Aber das klappt noch nicht so ganz gut. Manche von uns trinken das Wasser trotzdem."
    Touristen sollten das aufbereitete Salzwasser, das in den Hotels aus dem Wasserhahn kommt, wirklich nur zum Duschen benutzen. Alle Hotels versorgen ihre Gäste ausreichen mit eingeführtem Trinkwasser. Das erste Hotel auf Boa Vista wurde vor rund 30 Jahren von einem italienischen Auswanderer gebaut. Mitten auf einer Klippe am Meer. Auf seinem Nachhauseweg vom Fischmarkt, kommt Paolo hier täglich vorbei.
    "Das ist unsers erstes Hotel, dass je auf Boa Vista gebaut wurde. Von einem Italiener, er hieß Faustini und ist vor einigen Jahren gestorben. Wir verdanken ihm viel. Viele Hotels auf Boa Vista werden von Italienern geführt. Eines davon ist das Karamboa. Es ist eine unserer beliebtesten Sehenswürdigkeiten, im maurischen Stil erbaut und wirklich eine architektonische Meisterleistung. Das orientalische Dekor ist vermischt mit afrikanischen Baustilen. Man fühlt sich wie in Tausendundeiner Nacht. Es wird ebenfalls von einem Italiener geleitet. Die Italiener lieben unsere Inseln."
    Der Geschäftsführer des Karamboa ist Daniele Rossini. Er lebt mit seiner Familie auf Boa Vista und weiß genau, warum seine italienischen Landsleute die Kapverden schon vor vielen Jahren als Urlaubsziel entdeckten.
    "Man soll es nicht meinen, aber die Italiener lieben die Ruhe dieses Landes. Es gibt keine überfüllten Strände, keine lauten Städte, keine engen Straßen. Vor allem gibt es hier kein Chaos auf den Straßen."
    Und was die Deutschen immer gar nicht glauben wollen: Die Italiener fliehen vor der Hitze in Italien. Besonders in den Städten wird es im Sommer unerträglich heiß. Verkehrte Welt: Die Deutschen fliegen dann nach Italien, um es heiß zu haben. Die Italiener fliehen nach Afrika, um es kalt zu haben. Hier auf den Kapverden haben wir es ganzjährig circa 25 Grad warm.
    Italienische Touristen lieben die Ruhe
    Während vor allem die Deutschen und britischen Touristen am liebsten an den Hotelpools liegen bleiben und einfach nur die Sonne genießen, muss ein echter Italiener auch auf den Kapverden zwei Dinge unbedingt erledigen:
    "Natürlich müssen sie am Sonntag im Ort Sal Rei in die Kirche gehen. Und ein Italiener muss sich ein Quad leihen, um über die Insel und vor allem, durch die Dünen zu brausen. Italiener lieben schnelles Motorradfahren. Zuhause dürfen sie ja nicht so schnell fahren, wegen der Carabinieri. Aber hier kann man mit 100 km/h stundenlang an unberührten Stränden und am Meer entlang fahren."
    Natürlich ist das Quad fahren schon lange keine italienische Domäne mehr. Die Sandstrände der Kapverden, besonders auf Sal und Boa Vista sind weltberühmt. Trotzdem scheinen sie fast immer menschenleer zu sein. Wer die Kapverden entdecken will, sollte sich deshalb ein Quad leihen, weil man damit überall hin darf. Man braucht allerdings einen ortkundigen Führer. Denn in den endlosen Weiten der Dünen kann man sich im Handumdrehen verfahren. Paolo begleitet regelmäßig Gäste auf Quadtouren.
    Wesentlich ruhiger, geht es bei den Führungen zu den Meeresschildkröten Boa Vistas zu. Sie stehen unter internationalem Schutz.
    "Wir haben hier auf Boa Vista fünf Schildkrötenarten. Weltweit gibt es sieben Meeres-Schildkrötenarten, wir haben hier wie gesagt fünf davon."
    Paolo ist stolz auf das, was die Kapverden zu bieten haben. Wer mit ihm die Insel erkundet, hat nicht das Gefühl, dass hier jemand einen auswendig gelernten Text herunter leiert. Paolo erzählt mit echtem Stolz. Immer wieder unterbrochen von den Rufen der Einheimischen, die ihn begrüßen.
    In einem Kaffee am Marktplatz trifft Paolo seinen Schwager und dessen Kinder. Schnell stellt sich raus, dass Kinder überall auf der Welt gleich sind. Seine Nichte hat sich einen rosafarbenen Rucksack gekauft, sein Neffe ein Fußalltrikot.
    "Fußball ist unser Nationalsport. Aber das Beste, was wir bisher erreicht haben, war eine Qualifikation für die Fußball-Afrikameisterschaft. Aber Fußball spielen ist halt nicht das was wir Kreolen auf den Kapverden am besten können. Wir sind die besseren Musiker und Tänzer. Da erkennt man unsere Seelen."
    In der Brust der Kapverdier scheinen allerdings zwei Seelen zu wohnen. Am Tag sind sie eher scheu und zurückhaltend. Bei Einbruch der Dunkelheit leben sie ihre zweite, ihre kreolische Mentalität aus. Dann wird gesungen, musiziert und vor allem getanzt. Ob in den wenigen Bars und Straßencafés, ob Zuhause vor der Türe oder auf dem berühmten Karneval in São Vicente. Genauso wie Tito Paris in seinem Lied singt: Dann tanzen alle auf Kreolisch.