Gefangenenaustausch
Kara-Mursa dankt Scholz und den Deutschen

Nach dem Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen hat sich erstmals nach seiner Freilassung der russische Oppositionelle Kara-Mursa öffentlich geäußert. In einer Pressekonferenz in Bonn dankte er Bundeskanzler Scholz und allen Deutschen, die sich für die Freilassung der politischen Gefangenen eingesetzt hätten. Kara-Mursa kündigte an, seinen Widerstand gegen den russischen Staatschef Putin fortzusetzen. Der Kreml-Chef sei ein Diktator und Mörder.

    Die ehemaligen russischen Gefangenen Wladimir Kara-Mursa (l-r), Andrej Piwowarow und Ilja Jaschin sitzen an einem Tisch vor Mikrofonen.
    Die ehemaligen russischen Gefangenen Wladimir Kara-Mursa (l-r), Andrej Piwowarow und Ilja Jaschin. (Christoph Reichwein / dpa / Christoph Reichwein)
    Kara-Mursa machte Putin für den Tod von Kreml-Kritiker Nawalny in russischer Lagerhaft verantwortlich. An der Pressekonferenz nahmen auch die von Moskau freigelassenen Oppositionspolitiker Jaschin und Piwowarow teil.

    Warnung vor weiteren "Geiseln Putins"

    Piwowarow erklärte, der Austausch habe einigen der Inhaftierten das Leben gerettet. Der ebenfalls freigelassene Aktivist Ilja Jaschin warnte, dass der Austausch zu weiteren willkürlichen Festnahmen in Russland führen könne. "Es ermutigt Putin, noch mehr Geiseln zu nehmen", sagte Jaschin. Er sei zudem sicher, dass der russische Machthaber Putin unabhängig von der Unterstützung des Westens für inhaftierte politische Gefangene ohnehin Häftlinge als Faustpfand nehmen würde. "Putin würde so oder so Geiseln nehmen. Putin macht das immer und wird das auch weiterhin tun, unabhängig davon, ob westliche Regierungen Menschen retten oder ignorieren."
    Jaschin führte weiter aus, er habe sich geweigert, ein Gnadengesuch an Putin zu unterzeichnen. "Ich bin ein Patriot." Er wolle nach Russland zurückkehren, aber ihm sei klar gemacht worden, dass es keinen weiteren Gefangenenaustausch geben würde, wenn er das täte. Ein Offizier des russischen Geheimdiensts FSB habe ihm gesagt, wenn er nach Russland zurückkehre, "werden Ihre Tage so enden wie die von Alexeij Nawalny". Nawalny war der schärfste Kritiker von Kremlchef Putin innerhalb Russlands. Er starb im Februar im Alter von 47 Jahren in einer Strafkolonie in der Arktis.
    Das Auswärtige Amt teilte mit, dass nach wie vor deutsche Staatsbürger in Russland und in Belarus inhaftiert seien, ohne konkret zu werden. In Russland handele es sich um eine "niedrige zweistellige" Zahl an Bundesbürgern, in Belarus um eine "einstellige Zahl Deutscher".

    Moskau schickt Warnung hinterher

    Derweil empfahl der stellvertretende Vorsitzende des russischen Nationalen Sicherheitsrats, Medwedew, den Freigelassenen, sich neue Namen zuzulegen und sich zu tarnen. Insgesamt waren 16 Häftlinge aus Russland und Belarus beim Gefangenenaustausch freigekommen. Zehn Personen wurden im Gegenzug nach Russland abgeschoben, darunter der in Deutschland als sogenannter Tiergartenmörder verurteilte Russe Krassikow. Der Kreml bestätigte erstmals, dass Krassikow ein Agent des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB ist.
    Der Vorgang löste unter anderem bei deutschen Politikern, Angehörigen und Menschenrechtlern Unbehagen aus.
    Diese Nachricht wurde am 03.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.