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Karikaturisten appellieren an die Dresdner
"Hau ab, Pegida!"

Ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Karikaturisten aus Frankreich und Belgien wenden sich nach den Morden von Paris an die Menschen in Dresden. Ihre Forderung: Die Stadt soll ein Zeichen setzen. Denn auf Dresden komme es an wie auf Paris.

12.01.2015
    Eine Karikatur der Gruppe "Karikaturisten gegen Pegida" zeigt fünf fröhliche Männer, die gleichzeitig einen sechsten in den Hintern treten.
    Die Botschaft der "Karikaturisten gegen Pegida": Pegida, verschwinde! (Sondron / Karikaturisten gegen Pegida)
    "Unsere Freunde, unsere Kollegen wurden brutal ermordet. Sie wurden ermordet weder durch Kalaschnikows noch durch irgendeine Religion oder ein göttliches Gebot. Sie wurden niedergemetzelt durch Hass, Ignoranz, Dummheit und Extremismus. Dies sind Attribute, die keiner Religion, keinem Glauben anhaften, sondern Menschen. Unsere Freunde waren gegen Ausgrenzung. Sie bekämpften Rassismus und die Eingeschränktheit des Geistes. Mit ihrem Bleistift führten sie den Kampf gegen neue Mauern und gegen die Herrschaft der Angst."
    So beginnt ein Aufruf an die Menschen in Dresden, den eine Reihe bekannter Karikaturisten aus Frankreich und Belgien unterzeichnet haben. Sie haben für ihre Aktion unter anderem eine Facebook-Seite eingerichtet. Es sind Zeichner, die die Opfer des Mordanschlags auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" zu ihren Freunden zählten. Nun machen sie gegen Pegida Front.
    Symbol Dresden
    Dresden ist für die Karikaturisten zu einer symbolischen Stadt im Kampf gegen die Intoleranz geworden. Wie in Paris müssten auch die Bürgerinnen und Bürger in der sächsischen Landeshauptstadt für Freiheit einstehen und gegen Hass und Islamfeindlichkeit kämpfen. "Auf eine zynische Art und Weise", so die Unterzeichner, versuche Pegida, die Attentate von Paris zu instrumentalisieren. Doch das Andenken der toten Freunde dürfe nicht "instrumentalisiert und durch den Dreck gezogen" werden.
    Beitrag von Karikaturisten gegen Pegida / Caricaturistes unis contre Pegida.
    Instrumentalisierung der Zeichner wäre eine Art "Grabschändung"
    Pegida stehe nämlich für all das, was die ermordeten Karikaturisten durch ihr Werk und ihr Leben bekämpft hätten. Eine Vereinnahmung dieser Morde durch Pegida käme daher einer Grabschändung gleich. Die Karikaturisten betonen schließlich noch, sie verneigten sich vor allen Opfern der jüngsten terroristischen Attentate – voll von Trauer, aber ohne Hass.
    Die Unterzeichner sind: Willem (Zeichner bei Charlie Hebdo, Frankreich), Aurel (Zeichner bei Le Monde, Frankreich), Jiho (Zeichner bei Siné Mensuel, Frankreich), Jean-Francois Caritte (Frankreich), Jacques Sondron (Belgien), Pascal Gros (Zeichner bei Marianne, Frankreich), Damien Glez (Burkina Faso, Frankreich, international), Aymeric Chastenet (alias Mric, Frankreich), Gab (Frankreich), Benjamin Lacombe (Frankreich), Philippe Deveaux (alias Devo, Frankreich)
    (mb/tj)