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Kate Bush wird 60
"Sie hat so etwas Mysteriöses"

Kate Bush beeindruckt seit 40 Jahren mit außergewöhnlicher Stimme und großartigem Songwriting - Generationen von Musikern hat sie inspiriert. Bush hat Lieder über Wilhelm Reich geschrieben und die schwierige Beziehung zu einem Schneemann. Selbst ein Song über Haushaltsgeräte klingt bei ihr spannend.

Von Christiane Rebmann | 30.07.2018
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    Geerdet, aber auch exzentrisch: Kate Bush (picture alliance / dpa / EMI)
    Als Kate Bush mitten in der Blütezeit von Punk und Disco auftauchte, war das wie ein Schock - wenn auch ein wohltuender. Da sang eine in Sopranhöhe angelegte Feen-Stimme von Romanfiguren, von Emily Brontës Heldinnen aus dem Klassiker "Sturmhöhe". Und das zu einer sphärischen Mischung aus diversen Musikstilen, die kaum einzuordnen war und wie aus der Zeit gefallen wirkte. Mit der Debüt-Single "Wuthering Heights" hielt sich die knapp 20-Jährige 1978 vier Wochen lang auf Platz Eins der britischen Charts. Eine Premiere für eine Frau. Sie selbst hat sich nie als etwas Besonderes gesehen:
    "Da waren doch auch so großartige Musikerinnen wie Joni Mitchell, Carole King oder Joan Armatrading, die hatten nicht nur sehr schöne Stimmen, sie verfügten auch über eine unglaubliche Präsenz. Und sie hatten etwas zu sagen - und das auf eine sehr eloquente Art."
    Sie ließ sich trotzdem lieber von ihrem britischen Kollegen Elton John inspirieren. 2012 konnte sie ihn überreden, im Song "Snowed in at Wheeler Street" aus ihrem letzten Studio-Album "50 Words For Snow" mitzusingen. Die zierliche Sängerin mit der dunklen Lockenmähne präsentierte sich als Gesamtkunstwerk, mit sinnlichen Fantasiekostümen und aufwändig produzierten Videos, die an Kurzfilme erinnerten.
    "Sie ist wie wir alle"
    Obwohl ihre erfolgreichste Phase schon einige Jahrzehnte zurückliegt, gehört Kate Bush auch heute noch für die jüngere Musikergeneration zu den wichtigsten Vorbildern. Als "sehr anregend" lobte die exzentrische US-Popkünstlerin Lady Gaga den Stil von Kate Bush.
    Kate Bush: "Das schmeichelt mir. Jeder Künstler träumt doch davon, dass andere seine Arbeit gut finden. Aber zu Lady Gaga muss ich doch sagen - abgesehen davon, dass sie eine sehr liebenswerte Person ist - ihre Musik klingt sehr individuell."
    Stimmlich und vom Songwriting her näher an ihrem Vorbild ist da schon die britische Musikerin Florence Welch. Auch sie: ein bekennender Bush-Fan. Kate Bush sieht noch am ehesten Gemeinsamkeiten mit dem britischen Jazz-Star und BBC-Moderator Jamie Cullum. Ihn bat sie vor einigen Jahren, sie für seine Sendung zu interviewen.
    Jamie Cullum: "Das war eine wunderbare Erfahrung. Ich war sehr aufgeregt. Weil ich sie sehr bewunderte. Sie hat so etwas Mysteriöses." Und doch stellte der 38-Jährige erleichtert fest, dass sie sehr unprätentiös war. "Sie ist wie wir alle. Sie ist eben auch die Mutter, die dafür sorgt, dass ihr Kind rechtzeitig zur Schule kommt und ihm das Pausenbrot schmiert. Auf der einen Seite ist sie dieses unglaubliche musikalische Genie. Auf der anderen Seite ist sie sehr geerdet, und sie ist sehr nett."
    "Hausarbeit hat etwas Meditatives"
    Geerdet, aber auch exzentrisch: Es gibt Gerüchte, wonach sie sich schon von ihrem britischen Landsitz per Hubschrauber ans Meer fliegen lässt. Dann wieder schreibt sie einen Song über eine Waschmaschine. Einige ihrer Anhänger fanden den Song "Mrs. Bartolozzi" shocking.
    Aber Kate Bush erklärte, dass Hausarbeit eine positive Wirkung auf ihre Psyche habe: "Selbst bevor mein Sohn auf die Welt kam, habe ich gern im Haus gearbeitet. Komischerweise amüsieren sich die Leute darüber. Aber ich finde, Hausarbeit hat etwas Meditatives."
    Die große Bühne allerdings hat sie nie gern betreten. Live-Konzerte machen die Musikerin nervös. Die scheue, eigenwillige und kreative Kate Bush inspiriert noch immer ihre Fans und Generationen von Musikerinnen.