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Katerstimmung bei den Ostdeutschen Hochschulen

Nach der 1. Runde der Exzellenzinitiative herrscht an den Unis im Osten Deutschlands Katerstimmung. Außer der TU Dresden hatten alle ostdeutschen Hochschulen das Nachsehen bei der Mittelvergabe. Inzwischen wird Kritik am Auswahlvervahren laut.

Von Hanno Gries | 16.10.2006
    Immerhin, ein Leuchtturm ist übrig geblieben. Die TU Dresden darf ihren Bereich "Regenerative Therapien" und ihre Graduiertenschule ab sofort Exzellenzcluster nennen. Das Prädikat habe man sich allerdings auch redlich verdient, sagt dessen Sprecher, Prof. Gerhard Ehninger:

    " Das Land hat das Max-Planck-Institut mit auf den Campus gesetzt, die Biotechnologie-Professoren sitzen mit auf dem Gelände, und die Mischung, in Gehweg sich zu treffen, ins Labor zu gehen, Kaffee zu trinken und zu diskutieren, das ist das Geheimnis, weshalb wir so erfolgreich sind."

    Allerdings herrscht außer in Dresden überall Katzenjammer. Ob Chemnitz, Jena, Leipzig oder Greifswald, sie alle hatten sich Hoffnungen auf das Prädikat Exzellent gemacht, und sie alle sind enttäuscht worden. Für den Rektor der Uni Greifswald liegt der Fehler im Auswahl-System. Es gebe eine eindeutige Korrelation zwischen der Größe einer Universität und ihrem Erfolg im Wettbewerb, sagt Prof. Rainer Westermann:

    " Ich wünschte mit eigentlich Kriterien, die die Qualität der Forschungsarbeit natürlich in den Vordergrund stellen, die aber nicht auf Größe der Uni abstellen. Gerade bei der Exzellenz-Initiative ist es so, dass Sie eine gewisse kritische Masse brauchen, und das kriegen wir im Osten in den kleinen Universitäten nur mit größter Mühe zusammen."

    Was die Größe angeht, da haben die meisten Ost-Uni einfach schlechte Chancen. Auch Der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Klaus-Jürgen Matthes, macht sich da keine Illusionen.

    " Wir sind sicherlich eine Universität, die nicht die Größe und das Potential hat, sich für Elite zu bewerben, aber meiner Ansicht nach auf einigen ausgewählten Gebieten wollen wir auch in Zukunft versuchen, eine elitäre Forschung nachzuweisen. "

    Für den Rektor der eher großen Leipziger Universität, Franz Häuser, sind dagegen eher die strukturellen Voraussetzungen entscheidend für das Scheitern seiner Universität.

    " Ich würde mir wünschen, wenn man stärker ins Kalkül ziehen würde, dass wir ein geteiltes Land waren, und das kalte Wasser des Wettbewerbs gegenüber Mitbewerbern, die über 40 Jahre Vorsprung hatten, dass das schon eine gewisse fehlende Fairness mit sich bringt."

    Diese Forderung findet ihren Widerhall mittlerweile in der Politik. Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrick Olbertz beispielsweise sieht eine dauerhafte Spaltung in Ost und West herauf ziehen, falls sich an den Kriterien des Exzellenzwettbewerbs nichts ändere:

    " Wenn Sie sich das ausrechnen, das gerade mal drei Prozent der Exzellenzmittel der ersten Marge in die Neuen Länder gehen, dann sieht man, dass wir einen nationalen Handlungsbedarf haben, ich denke das ist absolute Pflicht für die nächste Runde."

    Diesen Handlungsbedarf sieht man in der bayerischen Staatsregierung nicht. Denn für Wissenschaftsminister Thomas Goppel geht es weniger um einen nationalen Verteilungskampf um knappe Mittel, als vielmehr um die Konkurrenzfähigkeit deutscher Hochschulen im Vergleich mit den internationalen Spitzen-Unis:

    " Dieses Programm des Bundes und der Länder, es ist ja ein gemeinsames und Steuern zahlen auch die Bayern, ist dazu da, nicht strukturelle Nachteile auszugleichen, sondern dafür zu sorgen, dass exzellente Köpfe hier bleiben und nicht nach Amerika auswandern."

    Mit hier meint Goppel allerdings: Vor allem In München. Das die Auswahl-Kriterien in der Exzellenz-Initiative tatsächlich geändert werden, erscheint im Moment ungewiss, aber das Lamentieren über das schlechte Abschneiden Ostdeutschland wird sicherlich noch eine ganze Weile andauern.